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Jede dritte Kinderarzt-Kassenstelle in NÖ unbesetzt

Es herrscht ein Mangel bei den Kinderarzt-Kassenstellen - vor allem in Niederösterreich.
Es herrscht ein Mangel bei den Kinderarzt-Kassenstellen - vor allem in Niederösterreich. ©APA (Sujet)
Aktuell sind in Österreich 34 von 288 pädiatrischen Kassenstellen unbesetzt. Das macht einen bundesweiten Schnitt von 12 Prozent. In Niederösterreich liegt der Mangel an frei zugänglichen Kinderärzten allerdings bei 32,5 Prozent - das ist der höchste Wert im Land. Hier findet sich für jede dritte Kinderarzt-Kassenstelle kein Bewerber, warnten Experten am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

In Oberösterreich sind 13 Prozent nicht besetzt, in Tirol und dem Burgenland 12,5 und in der Steiermark acht Prozent. Vorarlberg steht mit nur einer offenen Stelle bzw. 4,8 Prozent am besten da, gefolgt von Salzburg mit fünf Prozent. Es handelt sich meist nicht um einen vorübergehenden Engpass, in einigen Regionen verschärfe sich die Situation sogar konstant, erläuterten Vertreter der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Zusätzlich gaben die Mediziner zu bedenken, dass in manchen Gegenden der Anteil der über 55-jährigen Pädiater weit über 60 Prozent liegt.

Gründe für Kinderarzt-Mangel

Die Gründe für den Mangel seien mannigfaltig. Eine bessere Bezahlung sei jedenfalls nicht die Patentlösung: Gerade der Fachbereichs-Nachwuchs fordert diverse Flexibilisierungen im System. Kritisiert werden Faktoren wie "überbordende Bürokratie" und mangelnde Möglichkeiten für Teilzeitmodelle oder interdisziplinäre Zusammenarbeit, wünschen würden sich Branchenvertreter weiters zum Beispiel die Möglichkeit einer öffentlich (co-)finanzierten Lehrpraxis von bis zu zwölf Monaten.

Die zehn Forderungen ans öffentliche Gesundheitssystem umfassen außerdem Kooperationsmöglichkeiten zwischen niedergelassener und Spitalspädiatrie, einen Starter- bzw. Versorgungsbonus für mangelversorgte Gebiete, die Schaffung von pädiatrischen Primärversorgungseinheiten und flexible Kooperationsmodelle, familienfreundliche Teilzeit-Optionen, eine Aufwertung des Faktors "Zeit", Möglichkeiten präventivmedizinischer Maßnahmen und Übertragungsmöglichkeiten bestimmter Tätigkeiten an nicht-ärztliches medizinisches Personal.

Monetäre Anreize als Beispiel für Entgegenwirken

Auch wenn monetäre Anreize nur einen von vielen Aspekten darstellen, hätte zum Beispiel eine Anhebung der seit 1994 nicht angepassten Mutterkindpass-Honorare durchaus einen wichtigen Stellenwert. Im Fokus müsse aber vor allem auch eine Steigerung von Image und Attraktivität der niedergelassenen Pädiatrie stehen. Dies könne man etwa auch durch die Vergabe von Stipendien oder Weiterbildung erreichen.

Die Kinder­fach­ärzte - zuständig für die allgemeinmedizinische Betreuung bis 18 - appellierten an die Entscheidungsträger in Gesundheits-, Sozial- und Finanzpolitik, rasch aktiv gegenzusteuern. Die bisher seitens des öffentlichen Gesundheitswesens gesetzten Maßnahmen hätten sich als wirkungslos erwiesen - im Gegenteil, die Situation habe sich in den vergangenen Monaten sogar weiter verschärft und entwickle sich stetig in Richtung Zwei-Klassen-Medizin. "Kinder und Jugendliche sollten eine kostenfreie Versorgung in Österreich haben" sagte Reinhold Kerbl, ÖGKJ-Generalsekretär und Ausbildungsreferent.

(APA/Red.)

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