In Oberösterreich sind 13 Prozent nicht besetzt, in Tirol und dem Burgenland 12,5 und in der Steiermark acht Prozent. Vorarlberg steht mit nur einer offenen Stelle bzw. 4,8 Prozent am besten da, gefolgt von Salzburg mit fünf Prozent. Es handelt sich meist nicht um einen vorübergehenden Engpass, in einigen Regionen verschärfe sich die Situation sogar konstant, erläuterten Vertreter der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Zusätzlich gaben die Mediziner zu bedenken, dass in manchen Gegenden der Anteil der über 55-jährigen Pädiater weit über 60 Prozent liegt.
Gründe für Kinderarzt-Mangel
Die Gründe für den Mangel seien mannigfaltig. Eine bessere Bezahlung sei jedenfalls nicht die Patentlösung: Gerade der Fachbereichs-Nachwuchs fordert diverse Flexibilisierungen im System. Kritisiert werden Faktoren wie "überbordende Bürokratie" und mangelnde Möglichkeiten für Teilzeitmodelle oder interdisziplinäre Zusammenarbeit, wünschen würden sich Branchenvertreter weiters zum Beispiel die Möglichkeit einer öffentlich (co-)finanzierten Lehrpraxis von bis zu zwölf Monaten.
Die zehn Forderungen ans öffentliche Gesundheitssystem umfassen außerdem Kooperationsmöglichkeiten zwischen niedergelassener und Spitalspädiatrie, einen Starter- bzw. Versorgungsbonus für mangelversorgte Gebiete, die Schaffung von pädiatrischen Primärversorgungseinheiten und flexible Kooperationsmodelle, familienfreundliche Teilzeit-Optionen, eine Aufwertung des Faktors "Zeit", Möglichkeiten präventivmedizinischer Maßnahmen und Übertragungsmöglichkeiten bestimmter Tätigkeiten an nicht-ärztliches medizinisches Personal.
Monetäre Anreize als Beispiel für Entgegenwirken
Auch wenn monetäre Anreize nur einen von vielen Aspekten darstellen, hätte zum Beispiel eine Anhebung der seit 1994 nicht angepassten Mutterkindpass-Honorare durchaus einen wichtigen Stellenwert. Im Fokus müsse aber vor allem auch eine Steigerung von Image und Attraktivität der niedergelassenen Pädiatrie stehen. Dies könne man etwa auch durch die Vergabe von Stipendien oder Weiterbildung erreichen.
Die Kinderfachärzte - zuständig für die allgemeinmedizinische Betreuung bis 18 - appellierten an die Entscheidungsträger in Gesundheits-, Sozial- und Finanzpolitik, rasch aktiv gegenzusteuern. Die bisher seitens des öffentlichen Gesundheitswesens gesetzten Maßnahmen hätten sich als wirkungslos erwiesen - im Gegenteil, die Situation habe sich in den vergangenen Monaten sogar weiter verschärft und entwickle sich stetig in Richtung Zwei-Klassen-Medizin. "Kinder und Jugendliche sollten eine kostenfreie Versorgung in Österreich haben" sagte Reinhold Kerbl, ÖGKJ-Generalsekretär und Ausbildungsreferent.
(APA/Red.)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.