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Jan Fabres Universum im Kunsthaus

Bregenz - Der belgische Künstler und Theatermacher Jan Fabre zeigt von 27. September bis 25. Jänner 2009 im Kunsthaus Bregenz (KUB) die Ausstellung "From the Cellar to the Attic - From the Feet to the Brain". Bilder 

Die erste große Museumsausstellung des 1958 geborenen Künstlers in Österreich folgt dem menschlichen Körper, von den Füßen im untersten Geschoß des KUB bis zum Gehirn in der obersten Etage. Geschaffen hat Fabre eine komplexe Welt, in der Schönheit und Schrecken ganz nahe liegen.

“Manche Künstler haben ein Werk, andere ein Universum. Ich gehöre zu jenen, die ein Universum haben”, so Fabre über sein Schaffen. Fünf neue und sehr vielfältige Installationen hat der Künstler für Bregenz produziert. Sie sind Körperpartien gewidmet, “the feet”, “the sex”, “the belly”, “the heart” und “the brain”. Im Keller ist etwa das Werk “Schutzkeller für chilenische Künstler-Krieger und Putzfrauen” entstanden, ein konspirativer Raum mit sieben Betten sowie aus der Decke ragenden “Gehirn-Füßen”. In einem Haufen von Grabsteinen liegt im Erdgeschoß die Figur des jungen Künstlers mit Dauererektion, aus der sich seine männliche Kreativität ergießt. In dem Werk “Springbrunnen der Welt (als junger Künstler)” thematisiert Fabre den Körper als Experimentierfeld, seine schöpferische Kraft und die Vergänglichkeit.

Zum “the belly”-Bereich gehört das Werk “Ich habe einen Teil der Decke des Königlichen Palastes herausgebrochen, da daraus etwas herauswuchs”. Fabre kopierte dazu einen Teil seiner Installation im Königlichen Palast in Brüssel. Er überzog dort 2001 eine Decke mit mehr als einer Million Flügeln des Prachtkäfers, ein künstlerischer Protest gegen die Machenschaften König Leopolds II. in Belgisch-Kongo. Was in Bregenz aus der umgedrehten Decke “herauswächst”, ist eine liegende Figur eines offensichtlich toten, von Narben gezeichneten kongolesischen Mannes.

Im zweiten Obergeschoß entwickelte Fabre zwei Altäre aus gläsernen Knochen und Schädeln, obenauf thronen zwei offene Herzen aus Knochenmosaik. Für den Künstler stellen sie ein Modell des zukünftigen Herzens der Menschheit dar. Sie könnten nicht bluten und stellten damit eine Abkehr von den die westliche Welt so prägenden Stigmata des Jesus Christus dar, so Fabre. Im dritten Obergeschoß flaniert das Publikum über eine hölzerne Terrasse und blickt auf die aus 30 Tonnen Erde bestehende Installation “In den Laufgräben des Gehirns als Künstler-Liliputaner”. Dort hat Fabre eine Schlachtfeld-Landschaft samt Schützengräben geschaffen. Auch das Gehirn habe Gräben, verwies Fabre auf die Gestalt des Denkorgans. In einem Krater liegt ein Riesenkopf, dessen Gehirn der Künstler als Figur mit einer Schaufel zu Leibe rückt.

Fabre gab sich auf der Pressekonferenz beeindruckt von dem KUB-Gebäude. Anders als bei seiner Ausstellung im Louvre gebe es hier viel freien Raum, so der Künstler, der seit langem mit dem scheidenden KUB-Direktor Eckhard Schneider bekannt ist. Schneider erklärte, die Ausstellung sei für ihn “von ganz besonderer Bedeutung”, er habe sich eine Fabre-Ausstellung für Bregenz immer gewünscht. Fabre habe “so viel Herzblut” in die Ausstellung gelegt, sie sei ein “richtiges Geschenk”, betonte Schneider.

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