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Ist der Fleischhunger in Vorarlberg gestillt?

Strobel/VOL.AT
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In Koblach grillt ein Brasilianer Fleisch vom Spieß – bis zu 320 Kilo pro Woche. Marcelo und seine Frau führen seit Juni 2024 ihre Churrascaria, inspiriert vom Wunsch, ein Stück Heimat zu teilen – und geprägt von einer Community, die die brasilianische Grillkultur schon lange ins Ländle trägt. VOL.AT gibt einen Einblick.

Am Rande von Koblach betreiben Marcelo und seine Frau seit Juni 2024 das Brasileiro – vermutlich Österreichs einzige klassische Churrascaria. Serviert werden bis zu zehn verschiedene Fleischsorten direkt vom Spieß, darunter Picanha (Tafelspitz) und grobe Würste nach Familienrezept. Rund 320 Kilogramm Fleisch verbrauchen sie pro Woche – in guten Wochen sogar noch mehr. VOL.AT hat vor Ort nachgefragt, wie Vorarlberg den Laden annimmt und was künftig geplant ist.

Das Fleisch stammt großteils aus der Region, der authentische Geschmack Brasiliens entsteht durch das Zusammenspiel von Zutaten, Zubereitung und Atmosphäre. Das Buffet ist bewusst vegetarisch gehalten, damit auch fleischlose Gäste mitessen können.

Ein typischer Spieß der am Tisch geschnitten und serviert wird. ©Strobel/VOL.AT
Neben dem Fleisch am Spieß werden auch weitere Spezialitäten des Landes angeboten – zum Beispiel „Coxinha“, eine Art Krokette mit Hühnchenfüllung. ©Strobel/VOL.AT

Eine Kultur wird sichtbar

Bekannt ist die brasilianische Grilltradition im Ländle aber nicht erst seit der Eröffnung des Lokals – sie hat sich über die Jahre hinweg entwickelt. Eine wichtige Rolle dabei spielte Aline de Lima Silva. Die gebürtige Brasilianerin aus Fortaleza lebt seit 18 Jahren in Vorarlberg und organisierte ab 2022 öffentliche Churrasco-Veranstaltungen. Was zuvor meist im kleinen Kreis unter Landsleuten stattfand, machte sie erstmals auch für die breite Bevölkerung zugänglich – mit gemieteten Lokalen, zweisprachigen Einladungen und viel persönlichem Einsatz. Ihr Ziel war es, nicht nur ein Gericht, sondern ein Lebensgefühl zu vermitteln. Churrasco sei für sie nie einfach nur Essen gewesen, sondern immer ein gemeinschaftliches Erlebnis, geprägt von Austausch, Wärme und Zugehörigkeit.

Die Flagge im Restaurant von Marcelo zeigt die Verbundenheit der beiden Kulturen. ©Strobel/VOL.AT

Holzkohle zu speziellen Anlässen

Im „Brasileiro“ soll es auch künftig besondere Veranstaltungen geben. Zu Ostern ist ein Grillfest im Freien geplant – dann mit Holzkohle, wie es in Brasilien üblich ist. Aktuell wird im Innenraum mit einem speziellen Gasgrill gearbeitet. Am 15. Juni folgt die große Jubiläumsfeier, bei der unter anderem brasilianische Rinderrippe serviert wird – über sechs bis acht Stunden gegrillt.

Auch wenn es in Österreich immer wieder Lokale gab, die brasilianische Speisen aufgriffen, scheint das „Brasileiro“ mit seinem dauerhaften und konsequenten Churrascaria-Konzept eine Seltenheit zu sein. Innerhalb eines Radius von 200 Kilometern ist Koblach damit nahezu konkurrenzlos. Was als Gastronomiebetrieb begann, ist längst mehr als das: ein Ort, an dem sich kulinarische Identität, Migration und Gastfreundschaft begegnen – auf dem Teller und weit darüber hinaus.

Nicht nur essen kann man gut im Brasileiro, auch zu trinken gibt es reichlich. ©Strobel/VOL.AT

(VOL.AT)

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