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Ismet Özdek gibt den Takt vor am Opernball 2012

Walzertänzer aus Leidenschaft: Ismet Özdek.
Walzertänzer aus Leidenschaft: Ismet Özdek. ©Vienna Online / A. Beganovic
Von den Schülern seiner Tanzschule wird er liebevoll "Isi" genannt - nun gibt er den Debütanten den Takt vor: Ismet Özdek leitet heuer die Choreographie für den Wiener Opernball. Wie es dazu kam und wie er auf "Plagiatsvorwürfe" reagiert, verriet er uns im Interview.
Opernball 2012: Tanz-Leiter Ismet Özdek
Das war die erste Eröffnungsprobe

Wenn er über das Tanzen spricht, ändert sich seine Körpersprache: Der Blick wird mit einem Mal konzentrierter, unbewusst nimmt er auch im Sitzen eine geradere Haltung an. Ismet Özdek ist Tänzer und Tanzlehrer aus Leidenschaft – seit 2007 führt er seine Tanzschule “Isi Dance” in Bruck an der Leitha. Hat die Schule mal zu, ist er beim Roten Kreuz in Gerasdorf als ehrenamtlicher Sanitäter im Einsatz.

1990 kam er im Alter von 11 Jahren aus der Türkei nach Österreich – faktisch ohne die deutsche Sprache zu beherrschen. Nun leitet er die Eröffnung des Wiener Opernballs 2012.

Die Geschichte seiner ersten (Tanz)Schritte in diese Richtung verriert er uns im Gespräch.

 

Mit 32 Jahren sind Sie der jüngste Tanzlehrer, der je die Opernball-Eröffnung geleitet hat. Ist das ein Druck für Sie?

Eigentlich war der Herr Roman Svabek vor vier Jahren “die jünste Tanzschule”, die die Leitung je übernommen hat. Und nein, ich fühle mich nicht unter Druck. Stattdessen freue ich mich und fühle mich geehrt, dass ich überhaupt dabei sein kann.

Wie wird man Eröffnungsleiter des Wiener Opernballs?

Seit vier Jahren macht die Tanzschule Svabek gemeinsam mit dem Opernballbüro eine Ausschreibung für alle Tanzschulen Österreichs, die im Verband der Österreichischen Tanzlehrer registriert sind. Jede dieser Schulen kann sich bewerben, egal ob bekannt oder unbekannt. Man muss schriftlich Ideen für die Choreographie einschicken.

Meine Frau und ich haben anfangs noch gezögert, denn es ist doch eine immense Herausforderung. Kurz vor Einsendeschluss haben wir uns dann dazu entschieden, die Mappe doch abzuschicken.

Was waren die Ideen, mit denen Sie den Zuschlag bekommen haben?

Im Prinzip genau das, was ich auch in der Tanzschule unterrichte: Tanzen muss immer ein “Miteinander” sein, etwas zwischen den Tanzpartnern. Und wenn man wirklich Spaß dabei hat, kann man das auch nach außen präsentieren. So kriegt auch der Zuschauer in der letzten Reihe mit, dass es eine nette Choreographie ist.

Ich wollte damit “zurück zum Ursprung” – so, wie in früheren Zeiten, als man sich wirklich noch die Zeit genommen hat, um miteinander tanzen zu gehen.

Die nimmt man sich heute nicht mehr?

Ein gutes Beispiel ist einer meiner Schüler: Seine Arbeitskollegen haben einfach nicht verstehen können, wieso er überhaupt tanzt. Bis er sie mal gefragt hat, ob sie denn von sich behaupten könnten, ihre Frau jede Woche 75 Minuten im Arm zu halten …

Wie sind Sie selbst zum Tanzen gekommen?

Da war ich ungefähr 16 Jahre alt. Ein Nachbar hat mich schließlich in die Tanzschule eines Freundes geschickt, er hat sogar den Unterricht bezahlt. Ich sollte vor allem deshalb hingehen, weil es eine gute Möglichkeit war, die deutsche Sprache zu üben. Ich dachte damals: “Gut, ich schaue einmal vorbei, und dann nie wieder.” Aber dann hat es mir dort ganz gut gefallen – obwohl ich anfangs überhaupt kein guter Tänzer war!

Irgendwann hat es jedoch “Klick” gemacht – und ich blieb ganz dabei. Es folgten eine Tanzlehrerausbildung, dann die Prüfung zum staatlich geprüften Tanzlehrer.

Haben Sie auch negatives Feedback in punkto Opernball bekommen?

Nein, persönlich nicht. Da kam eigentlich nur Positives, teilweise auch von namenhaften Persönlichkeiten, die ich bislang noch nie getroffen hatte.

Die Tageszeitung “Heute” zitiert in ihrer Montagsausgabe die Tänzerin Ingeborg Knopf-Bousa, die behauptet, Sie hätten die Choreographie vom TU Ball 2011 abgekupfert und würden sich nun “mit fremden Federn schmücken”.

(lacht) Daran ist absolut nichts Wahres dran! Ich habe mir das Youtube-Video von der TU Ball-Eröffnung selbst erst heute nach diesem Bericht angesehen. Die Eröffnung da ist größtenteils Walzer, wir eröffnen mit einer Polka, die natürlich eine “Schwarz-Weiß-Formation” ist, weil das die Kleidung der Debütanten ist – was soll daran abgekupfert sein? Von der Zeitung selbst war das eine ziemlich sinnlose Aktion.

Was sagen Sie zu Forumskommentaren wie “Der Opernball wird jetzt zum Türkenball” ?

Ich habe bei ein paar Onlinemedien derartige Postings gelesen. Ich persönlich denke nicht, dass die Herkunft etwas damit zu tun hat, ob man diese Aufgabe meistert. Jeder kann den Weg gehen, den ich gegangen bin, jeder kann versuchen, Tanzlehrer zu werden und später den Opernball mitzugestalten. Wenn manche Leute nicht mit mir in dieser Rolle zufrieden sind – sollen sie es doch selbst versuchen und besser machen als ich.

Haben Sie einen Lieblingstanz?

Walzer! Überhaupt, seit dem ich mich noch intensiver damit beschäftige. Mein Herz schlägt im 3/4-Takt!

 

(Interview: Amina Beganovic)

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