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Iran-Israel: Ranghohe iranische Militärs und Atomforscher getötet, Teile von Irans wichtigster Atomanlage zerstört

Israel will offenbar das iranische Regime schwächen und zerstört dabei auch Atomanlagen.
Israel will offenbar das iranische Regime schwächen und zerstört dabei auch Atomanlagen. ©AFP
Israels Großangriff auf den Iran hat auch die Elite des iranischen Militärs sowie der Atomforschung des Landes tödlich getroffen. Außerdem hat Israel bei seinen Großangriffen auf nukleare Anlagen im Iran den oberirdischen Teil der wichtigsten Atomanlage der Islamischen Republik zerstört. 
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Dies sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi am Freitag in der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.

Elektrische Infrastruktur und Notstromaggregate der Atomanlage zerstört

Die gesamte elektrische Infrastruktur der Anlage Natans und die Notstromaggregate seien zerstört worden sowie ein Bereich, in dem Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent hergestellt worden sei. Die unterirdische Anlage mit Zentrifugenhallen scheine nicht getroffen worden zu sein, erklärte er. Doch könnte der Stromausfall die dortige Infrastruktur beschädigt haben, ergänzte Grossi.

Prominente Todesopfer: Hohe Militärs und Atomwissenschaftler

Israels Großangriff auf den Iran hat auch die Elite des iranischen Militärs sowie der Atomforschung des Landes tödlich getroffen. Besonders bekannte Todesopfer sind der Generalstabschef Mohammed Bagheri, der Chef der iranischen Revolutionsgarden, Hussein Salami, sowie der Luftwaffenchef der Garden, Amir Ali Hajizadeh.

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Generalstabschef Mohammed Bagheri

General Mohammed Bagheri hatte seit 2016 den Posten des Armeechefs inne und war direkt dem geistlichen Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei unterstellt, der im Iran das Sagen hat und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist.

Der 1960 geborene Offizier war der ranghöchste Militär im Iran und hatte offiziell die Befehlsgewalt über die nationale Armee, die Revolutionsgarden sowie die Sicherheitskräfte des Landes inne. Die Revolutionsgarden sind eine Art Parallelarmee, die nach dem Sturz des Schahs 1979 als ideologische Waffe zur Verteidigung der Ziele der Islamischen Revolution gegründet wurde.

Bagheri trat regelmäßig in Uniform im Staatsfernsehen auf, etwa wenn es darum ging, unterirdische Militärstützpunkte einzuweihen. Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Weiterentwicklung des iranischen Raketenprogramms. Die immer größer werdende Reichweite der iranischen Raketen wird vom 1.500 Kilometer entfernten Israel als existenzielle Bedrohung wahrgenommen.

Im vergangenen Jahr griff der Iran Israel zweimal mit Raketen und Drohnen an. Bagheri nannte Israel ein "Krebsgeschwür" und sagte dem "zionistischen Regime" sein baldiges Ende voraus. Sein Ziel war es, den Iran zu einem der größten Waffenexporteure der Welt zu machen. Wie sein Land wurde auch er selbst von den USA mit Sanktionen belegt.

Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami

Hussein Salami galt als enger Vertrauter von Irans geistlichem Oberhaupt Khamenei und als einer der erbittertsten Feinde Israels. Noch Anfang Mai hatte er Israel und die USA vor einem Angriff auf sein Land gewarnt: "Falls Ihr den kleinsten Fehler begeht, werden wir für Euch die Tore zur Hölle öffnen."

Salami wurde 1960 im Zentraliran geboren. Als 20-Jähriger trat er zu Beginn des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak (1980 - 1988) den Revolutionsgarden bei. Diese wurden im Lauf der Jahre immer mächtiger und sind für ihr brutales Vorgehen etwa auch gegen friedliche Demonstranten berüchtigt.

Nach seinem Eintritt in die Garden arbeitete sich Salami nach oben und wurde zunächst zum Leiter der Luft- und Raumfahrtabteilung der Schattenarmee ernannt - in dieser Funktion wurde er von der US-Regierung auf die Sanktionsliste gesetzt.

Neun Jahre lang diente Salami als stellvertretender Kommandeur des Korps, bevor er 2019 im Zuge einer Umstrukturierung in die oberste Chefposition befördert wurde. Diese strategische Rolle verschaffte dem weißbärtigen General auch einen Sitz im Obersten Nationalen Sicherheitsrat, der Khamenei in militärischen, sicherheitspolitischen und außenpolitischen Angelegenheiten berät.

Als Chef der Revolutionsgarden trat Salami immer wieder groß inszeniert mit Hasstiraden Richtung Israel in Erscheinung. Dabei forderte er, dass der jüdische Staat von der Landkarte "verschwinden" müsse. Dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu empfahl er, "zu lernen, im Mittelmeer zu schwimmen" - um so auf die Flucht vorbereitet zu sein.

Luftwaffenchef der Revolutionsgarden, Amir Ali Hajizadeh

Der 1961 in Teheran geborene Hajizadeh stand seit deren Gründung 2009 an der Spitze der Luftwaffe der Revolutionsgarden. Er galt als Chefplaner für die beiden im vergangenen Jahr ausgeführten Raketen- und Drohnenangriffe auf Israel. Für diese Leistung wurde er von Khamenei ausgezeichnet.

2023 sorgte Hajizadeh für Aufsehen, als er erklärte, der Iran sei darauf aus, US-Verantwortliche zu töten, allen voran den heutigen Präsidenten Donald Trump. Trump hatte in seiner ersten Amtszeit 2020 den Befehl zur Tötung des mächtigen iranischen Generals Qasem Soleimani gegeben; Soleimani starb durch einen US-Drohneangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad.

Sechs Atomwissenschafter getötet

Auch sechs iranische Atomwissenschaftler wurden bei dem israelischen Großangriff am Freitag getötet. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim nannte unter anderen Fereydun Abbasi, den früheren Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, sowie Mohammed Mehdi Tehranchi, den Präsidenten der Islamischen Asad-Universität.

(APA/AFP/dpa/AP)

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