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Internationales EU-Projekt mit Dornbirner Beteiligung

Werner Matt, Leiter des Archivs der Stadt Dornbirn, in seinem Büro am Marktplatz 11.
Werner Matt, Leiter des Archivs der Stadt Dornbirn, in seinem Büro am Marktplatz 11. ©Edith Rhomberg
Stadtarchivar Werner Matt ist Dornbirns Botschafter in Portugal, wenn es um den Austausch von Strategien für stillgelegte Industrieareale geht.
EU-Projekt mit Dornbirner Beteiligung

Dornbirn. Auf seiner Reise hat Werner Matt viel im Gepäck, was nicht nur die Portugiesen interessieren wird. Zum laufenden EU-Projekt, bei dem es unter anderem um die Zukunft von geschlossenen Industrieanlagen geht, kann der Stadtarchivar viel beitragen. Dornbirn hat bereits mehrere gute Beispiele von nachhaltiger Standortwicklung vorzuweisen. Andere könnten schon bald folgen. Fabrikhallen und Betriebsräume, wo früher Fäden gesponnen, Stoffe gewoben und Textilien gefärbt, bedruckt oder genäht wurden, sind längst mit neuem Leben erfüllt. Ein Archivar hat dazu seine ganz eigene Sichtweise, die des Historikers eben. Ehemalige Produktionsstätten für Textilien, Maschinen und dergleichen, sind für ihn nicht nur bauliche Relikte aus vergangener Zeit. Matt bezeichnet sie als Lernorte.

Lebendige Vergangenheit

„Die Vergangenheit wird lebendig im Gespräch mit Menschen, die sich noch daran erinnern, wie es früher war“, weiß der Stadtarchivar. „Alte Bilder, mit geschultem Auge betrachtet und analysiert, erzählen außerdem Geschichten über das frühere Leben der Bevölkerung“, erklärt er. Nicht zuletzt anhand der Kleidung ist die soziale Zugehörigkeit der Menschen erkennbar: „Ein Bub, bekleidet mit modischer Lederhose, kann beispielsweise einer Fabrikantenfamilie zugeordnet werden. Eine an mehreren Stellen geflickte Stoffhose hingegen ist vermutlich ein Hinweis darauf, dass die Kleidung jeweils von den älteren an die jüngeren Geschwister weitervererbt wurde“, sagt Matt und blickt auf zwei lachende Kinder, die der Fotograf vor vielen Jahren vor seine Linse bekommen hatte.

Neues EU-Projekt mit Dornbirn

Werner Matt ist jemand, der gern über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausblickt. Die Beteiligung an einem internationalen EU-Projekt kommt da gerade recht, obwohl es gar nicht leicht ist, als einziger Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum zum Zug zu kommen. Das lässt er aber nur so nebenbei durchblicken. Das Projekt zum Thema „Echoes of the Past – Heritage Futures“ wurde von der Europäischen Union mit 300.000 Euro ausgestattet. Frei übersetzt heißt es, dass das Echo der Vergangenheit als Erbe in die Zukunft einfließen und erneut zur Geltung kommen soll. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Menschen und ihre Geschichten, mit besonderem Fokus auf das Leben kommender Generationen in den betroffenen Regionen.

In Portugal treffen sich derzeit Historiker und Experten, wo, wie in Dornbirn auch, nicht mehr alles so ist, wie es einmal war. Begegnungsort für die Beteiligten aus Portugal, Schweden, Großbritannien und Österreich ist ein verwaister Industriestandort, wo von 1840 bis zum Jahr 2009 Kork von portugiesischen Eichen verarbeitet wurde. Nach fast 170 Jahren war Schluss mit der Produktion. Und genau da diskutieren jetzt die Teilnehmer über mögliche Zukunftsszenarien für den Standort sowie die Menschen der Region und bringen Beispiele ihrer Herkunftsländer ein. „Wir können da von Dornbirn einiges beitragen und gleichzeitig von den internationalen Partnern lernen“, sieht Matt den Vorteil dieses EU-Projekts. „Die anderen Partner waren insbesondere von unserer Arbeit mit historischen Bauplänen, dem großen Fotoarchiv, dem Modell der Erzählcafés und den interaktiven Spaziergängen begeistert“, sagt Matt mit Hinweis auf die Kompetenzen und Angebote des Dornbirner Stadtarchivs.

Nun geht es darum, Chancen zu nutzen und neue Zugänge mit frischen Ideen für die nachindustrielle Zeit zu finden. Das kulturelle und historische Erbe soll unbedingt ein Teil davon bleiben. Mit Beiträgen aus dem EU-Projekt können wiederum Orte mit sozialem, kulturellem und touristischem Potential entwickelt werden. Und da nun einmal ein Schwede die Welt mit ganz anderen Augen sieht als ein Portugiese, sind spannende Dialoge und Ergebnisse zu erwarten, die auch in Dornbirn wiederum neue Impulse liefern können.

Stadtarchiv Dornbirn, Marktplatz 11

www.stadtarchiv.dornbirn.at

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