AA

Integrativer Wohnbau auch im Wald

Das neue "Dorfhus" als Computergrafik
Das neue "Dorfhus" als Computergrafik ©h+r Schertler
Wohnen ist für Otto-Normalverbraucher kaum noch leistbar. Auch im Bregenzerwald hält der integrative Wohnbau vermehrt Einzug. Spatenstich für „Dorfhus“ in Sulzberg steht bevor – betreutes Wohnen im Gespräch.
Sozialer Wohnbau in Sulzberg

Sulzberg. (ak) Mit dem „Dorfhus“ soll die Gemeinde um ein attraktives Mehrweckhaus bereichert werden. „Wir konnten in den vergangenen Jahren geeignete Grundstücke erwerben“, begründet Helmut Blank das Bauvorhaben, mit dessen Umsetzung noch in diesem Jahr begonnen werden soll. Am Standort der ehemaligen „Brauerei zum Löwen“ – unweit des Dorfplatzes – entstehen in Zusammenarbeit der PSG Sulzberg eGen und dem Bauträger i+R Schertler-Alge GmbH 20 Wohnungen, Geschäftsflächen sowie eine Arztpraxis und Physiotherapie-Räumlichkeiten. Fünf Wohnungen finanziert die Wohnbauselbsthilfe Vorarlberg (WSH) und vermietet sie an förderungswürdige Personen, die Gemeinde verfügt über das Zuweisungsrecht. „Wir haben schon eine ganze Liste an Wohnungswerbern“, so Bürgermeister Helmut Blank.

Aktive Zuzugssteuerung

Bereits jetzt sind in Sulzberg über 50 Prozent aller Haushalte Ein- oder Zweipersonen-Haushalte. Eine aktive Zuzugssteuerung sei nur möglich, wenn ein Wohnungsangebot existiere, so Blank. Die Gemeindevertretung hat daher über ein Modell beraten, mit dem sich die Gemeinde ein Vergaberecht an fünf Wohnungen mit gesamt 318 m2 Wohnfläche im neuen Dorfhus sichert.

Geförderte Mietwohnungen

„Durch entsprechende Aufzahlungen wird die Gemeinde über diese fünf Wohnungen das alleinige Zuweisungsrecht haben“, so Helmut Blank. Das Risiko für Leerstände liege bei der WSH. Als zukunftsweisende Gemeinde hat sich Sulzberg bereits vor mehreren Jahren mit sozialem Wohnbau beschäftigt. Im Gemeindeteil Widum besteht eine Wohnanlage mit sieben Wohnungen, vier davon sind geförderte Mietwohnungen. Mehrere Anlagen mit Eigentumswohnungen in Passivhaus-Qualität zeugen in Sulzberg von verantwortungsvollem Umgang mit Grund und Boden.

Höhere Förderungen

Der Wohnbauförderungsbeirat hat die Entwürfe der Wohnbauförderungsrichtlinien für 2013 in der vergangenen Woche abgesegnet. „Neu ist dabei unter anderem“, so Mag. Lothar Hinteregger, Leiter der Abteilung Wohnbauförderung, „dass bei einem Wohngebäude, das von einem privaten Bauträger und einer gemeinnützigen Bauvereinigung errichtet wird und bei dem der Anteil der integrativen Mietwohnungen mindestens 25 Prozent und maximal 50 Prozent beträgt, der Förderungssatz für die Käufer der privaten Eigentumswohnungen, sofern diese in der Förderstufe 3 oder 4 errichtet werden, um zehn Prozent erhöht wird.“ Werden die Wohnungen in der Förderstufe 5 (Passivhausqualität) errichtet, so wird der Förderungssatz sogar um 15 Prozent erhöht.

Ausgewogene Verteilung

Die Verteilung der Wohnungen müsse dabei ausgewogen erfolgen, eine vorherige Absprache mit der Gemeinde sei Voraussetzung, so Hinteregger. Mit dieser Maßnahme soll ein Anreiz zur Schaffung gemischter Wohngebäude (integrative Mietwohnungen und private Eigentumswohnungen) geschaffen werden. Im neuen Dorfhus sollen auch Vorkehrungen für eine Arztpraxis getroffen werden. „Zwar ist die medizinische Versorgung durch Gemeindearzt Dr. Lampl an der in seinem Eigentum stehenden Praxis bis 2017 gesichert, dennoch ist es unerlässlich, Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen“, argumentiert Blank. Die Gemeindevertretung habe daher beschlossen, im Erdgeschoß des Neubaues Flächen für eine Arztpraxis oder für eine praxisähnliche Verwendung anzukaufen.

Projekt für Gemeinwohl

Beim Projekt Dorfhus ist die Gemeinde somit zu 25 Prozent beteiligt und kann dadurch die Interessen der Gemeinde stark einbringen. „Ein gemischtes, nicht gewinnorientiertes Projekt, welches dem Gemeinwohl zugute kommt, war uns wichtig“, betont Helmut Blank, mit dem Bauträger I+R Schertler sowie der Wohnbauselbsthilfe Vorarlberg, habe die Gemeindevertretung eine gute Entscheidung getroffen. Die Nachfrage nach erschwinglichen Mietwohnungen sei ungebrochen und die demografische Entwicklung lasse einen weiter steigenden Bedarf vorhersehen, so der Gemeindechef. Die vom Archtitekturbüro Hermann Kaufmann geplanten beiden Baukörper des „Dorfhus“ sollen barrierefrei ausgestattet und mit Tiefgaragen und Fahrradabstellplätzen versehen werden. Auch ein großzügiger Spielplatz entsteht. Die Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen werden im Standard Niedrigenergiehaus (Förderstufe 3) errichtet und mit Biomasse von der Nahwärme Sulzberg umweltfreundlich beheizt.

Betreutes Wohnen

Auch das „Betreute Wohnen“ ist in Sulzberg Thema. „Wir wollen unsere Leute im Dorf behalten und ihnen leistbares Wohnen bieten“, so Blank. In der Arbeitsgruppe „Betreutes Wohnen“, die aus dem familieplus-Prozess hervorgegangen ist, gibt es bereits konkrete Vorstellungen für die Umsetzung von Betreutem Wohnen in Sulzberg. Der ideale Standort wäre laut Blank neben dem Altenwohnheim (nicht mit dem Pflegebereich verbunden). Das Grundstück ist im Besitz der Pfarre, eine Bebauung mit langfristigem Baurecht wäre möglich. „Bereits im nächsten Jahr wollen wir die Planung in Angriff nehmen. Eine Umsetzung im Jahr 2014 wäre denkbar“, resümiert Blank, als Partner könnte sich der Bürgermeister die Wohnbauselbsthilfe vorstellen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Sulzberg
  • Integrativer Wohnbau auch im Wald