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Insolvenz bei Büromöbelfirma Svoboda: 105 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet

Die Firma Svoboda strebt eine Sanierung mit Eigenverwaltung an.
Die Firma Svoboda strebt eine Sanierung mit Eigenverwaltung an. ©bilderbox.com (Sujet)
Die bekannte Büromöbel-Firma Svoboda ist insolvent, insgesamt wurden bereits 105 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet.

Der bekannte Büromöbelhersteller Svoboda ist insolvent. 105 Mitarbeiter wurden bereits vorsorglich beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. Das Unternehmen mit Sitz in St. Pölten strebt eine Sanierung mit Eigenverwaltung an.

Die Überschuldung beträgt 6 Mio. Euro. Verbindlichkeiten in der Höhe von knapp 8,14 Mio. Euro stehen Aktiva in der Höhe von rund 2,1 Mio. Euro gegenüber.

Büromöbelfirma Svoboda ist insolvent

Am Mittwoch stellte die Svoboda Büromöbel GmbH beim Landesgericht St. Pölten einen Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahren, teilte Eigentümer und Geschäftsführer Christoph Königslehner mit. Königslehner begründete den Schritt in einer Aussendung mit dem “schwierigen Marktumfeld und insbesondere Altlasten aus der Vergangenheit”. Svoboda wurde 2016 von der faw-Gruppe um die Sanierer Siegmund Gruber und Königslehner übernommen. Seit 2017 ist Königslehner Alleingesellschafter von Svoboda.

Gruber und Königslehner hatten davor den oberösterreichischen Büromöbelfabrikanten Hali saniert. Bei Svoboda gelang ihnen das nicht. Auch die Investorensuche blieb vorerst erfolglos, wie es in der Mitteilung heißt. Königslehner setzt seine Hoffnung nun auf das Sanierungsverfahren. “Ich bin überzeugt, dass es gelingt, Svoboda wieder auf Erfolgskurs zu bringen und auch Investorengespräche erfolgreich abzuschließen”, wird er zitiert.

Mitarbeiter bei AMS vorsorglich angemeldet

Das St. Pöltner Unternehmen wurde 1911 von Rudolf Svoboda als Handwerksbetrieb gegründet. Bis heute hat sich das Unternehmen zu einem der vier größten österreichischen Büromöbelhersteller entwickelt. Zuletzt, im Geschäftsjahr 2015/16, setzte Svoboda etwas über 22 Mio. Euro um, die beiden Jahre davor waren es jeweils mehr als 25 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) belief sich laut Firmenbuch 2015/16 auf 1,28 Mio. Euro.

Jetzt wartet das Unternehmen auf die Entscheidung des Gerichts. Die 105 Mitarbeiter sind noch angestellt, sie wurden lediglich vorsorglich beim AMS angemeldet, wie es zur APA hieß.

Großteil der Schulden unbesichert

Die Insolvenz des Büromöbelherstellers Svoboda ist gemessen an den Schulden (8,1 Mio. Euro) die drittgrößte des noch jungen Jahres 2018 in Niederösterreich – nach der Niki Luftfahrt GmbH mit 153 Mio. Euro und der Autozubehörkette Forstinger mit 31,2 Mio. Euro, teilte der KSV1870 am Mittwoch mit. 288 Gläubiger sind betroffen, der Großteil der Passiva ist unbesichert.

Laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) sind von den 8,1 Mio. Euro Passiva nur 237.000 Euro besichert, der Rest ist unbesichert. Die Schulden teilen sich wie folgt auf: 3,87 Mio. Euro entfallen auf Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und 1,31 Mio. Euro auf sonstige Verbindlichkeiten. Weiters wurden Rückstellungen in Höhe von 2,08 Mio. Euro gebildet, hauptsächlich für Abfertigungen, wie eine AKV-Expertin zur APA sagte. Zusätzlich hat Svoboda 732.000 Euro Bankschulden, davon 237.000 Euro besichert.

288 Gläubiger von Insolvenz betroffen

Von der Insolvenz sind laut den Kreditschützern von AKV, KSV und Creditreform 288 Gläubiger und 105 Mitarbeiter betroffen. Sie wurden bereits vorsorglich zur Kündigung beim Arbeitsmarktservice (AMS) angemeldet. Ihre Löhne und Gehälter sind seit Jänner 2018 offen, so der AKV.

Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Die Kreditschützer erwarten, dass das Landesgericht St. Pölten in Kürze über den am Mittwoch eingebrachten Sanierungsantrag mit Eigenverwaltung entscheidet.

Den Gläubigern wird eine Quote von 30 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Dabei handelt es sich um die gesetzlich vorgesehene Mindestquote für ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Aus Sicht des KSV liegt daher vorerst nur ein reines Formalangebot vor. “Wir werden im Interesse der Gläubiger prüfen, in welcher Weise der vorliegende Zahlungsvorschlag verbessert werden kann.”

Auch Wiener Betriebsstätte insolvent

Von der Insolvenz sind neben dem Hauptsitz St. Pölten sechs Betriebsstätten in Wien, Eferding, Salzburg, Innsbruck, Graz und Klagenfurt betroffen.

Svoboda gibt als Hauptinsolvenzursachen für die Zahlungsschwierigkeiten das schwierige Marktumfeld und Altlasten an. Alleineigentümer und Geschäftsführer Christoph Königslehner war zuletzt auf der Suche nach einem strategischen Partner, der die gesamten Gesellschaftsanteile übernimmt. Die Verhandlungen mit dem potenziellen Investor konnten aber nicht vor Eintritt der Zahlungsunfähigkeit abgeschlossen werden, erläuterte der KSV.

Der Büromöbelhersteller, einst ein Familienbetrieb, hat bereits Restrukturierungsmaßnahmen vorbereitet. Diese müssen freilich noch mit dem Insolvenzverwalter abgestimmt werden.

Krise bei Svoboda, Personal abgebaut

Svoboda war bereits vor zwei Jahren in einer Krise, ehe die Sanierer Königslehner und Siegmund Gruber (faw-Gruppe) 2016 das Unternehmen übernahmen. Die neue Geschäftsführung hatte “erhebliche” Restrukturierungsmaßnahmen gesetzt, die ursprünglich Wirkung zeigten, erläuterte Creditreform. Im Laufe der vergangenen Jahre hat Svoboda unter anderem Personal abgebaut, 2006 hatte das Unternehmen laut Firmenbuch noch 197 Menschen beschäftigt.

“Im Laufe des zweiten Quartals 2017 hat sich allerdings gezeigt, dass die Kombination der schwierigen Situation am Büromöbelsektor und den Altlasten zu einer neuen wirtschaftlichen Krise führte”, so Creditreform. Daher suchte die Svoboda-Geschäftsführung Investoren, zuletzt war man mit einem “namhaften” strategischen Partner im Gespräch.

Diese Verhandlungen sollen nun im Zuge des Sanierungsverfahren fortgesetzt werden. Königslehner ist Creditreform zufolge seit Ende 2017 Alleingesellschafter des Büromöbelherstellers, Geschäftsführer ist er bereits seit März 2016, wie aus dem Firmenbuch hervorgeht.

(APA/Red)

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