Innenminister warnt: Zu Weihnachten besonders viele falsche Polizisten unterwegs

2022 und 2023 registrierten die Behörden österreichweit 1.572 Versuche, dass falsche Polizisten ihren Opfern Geld oder Wertgegenstände abnehmen wollten. In 290 Fällen gelang den Tätern dies auch. Der Schaden beläuft sich pro Delikt durchschnittlich auf rund 25.000 Euro, wobei einer Frau Schmuck im Wert von zwei Millionen Euro abgepresst wurde. "Er wurde in einem Koffer übergeben", sagte Karl Popper vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Für 2022 gab das Ministerium eine Gesamtschadenssumme von 15 Millionen Euro an, 2023 werden es vorläufig 19,4 Millionen sein.
Falsche Polizisten setzen Opfer unter enormen psychischen Druck
Die Täter setzen die Opfer bei ihrem Vorgehen unter enormen psychischen Druck. So geben sie sich am Telefon entweder als Richter, Staatsanwalt oder Polizist aus und behaupten, dass ein naher Verwandter im Ausland einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und nun rasch eine größere Geldsumme für eine Kaution aufzubringen sei oder dass Geld- und Wertgegenstände auf der Bank nicht mehr sicher seien. Diese würden dann zeitnahe von einem Polizisten abgeholt werden.
Laut Manuel Scherscher, Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt, gehen die dem Organisierten Verbrechen zuzuordnenden Täter sehr geschickt vor. Telefonkeiler, die meist lange in Österreich gewohnt haben und akzentfrei Deutsch sprechen, rufen aus dem Ausland wie der Türkei oder Polen bei Nummern aus dem Telefonbuch an, wenn der Vorname auf eine ältere Person schließen lässt. Sobald sich das Opfer auf die Masche einlässt, wird ein Komplize in Österreich verständigt, der sich dann als falscher Polizist ausgibt und Bargeld bzw. Wertsachen abholt.
Schwere materielle und psychische Schäden
Inzwischen wurde im Bundeskriminalamt eine eigene Einsatzgruppe im Kampf gegen die falschen Polizisten eingerichtet, die diese Betrugsform bekämpfen bzw. zurückdrängen soll. In den Jahren 2022 und 2023 wurden demnach auch 99 Personen festgenommen. Die Zusammenarbeit ist aber auch international: Bei einem Einsatz in Polen, Österreich, der Schweiz und Luxemburg gegen Trickbetrüger wurden vor drei Wochen etwa 27 Verdächtige auf frischer Tat ertappt und festgenommen.
Die Behörden warnten bei der Pressekonferenz noch einmal eindringlich vor den Tätern. Schon beim leisesten Verdacht sollte umgehend die Polizei gerufen werden. Für die Opfer sind die Folgen nicht nur materiell, manche wurden durch die Delikte "psychisch wahrscheinlich zugrunde gerichtet", wie Karner sagte.
Trickbetrug: Tipps der Polizei
- Weder Polizei noch Banken gehen in der beschriebenen Art vor.
- Beenden Sie das Telefonat!
- Die Polizei übernimmt und bewahrt grundsätzlich kein Bargeld oder Wertgegenstände für Sie auf.
- Seien Sie vorsichtig, wenn ein Anrufer Sie nach Wertgegenständen, Bargeld oder Kontoguthaben anspricht. Beenden Sie in diesem Fall sofort das Gespräch!
- Klären Sie Ihre Verwandten über diese Betrugsform auf!
- Reden Sie in Ihrem engsten Verwandtenkreis über diese Vorgehensweise!
- Legen Sie für Ihre Angehörigen auch alternative Ansprechpartnerinnen und -partner für die Kontaktaufnahme fest, falls Sie einmal nicht sofort erreichbar sind.
- Sobald Sie merken, dass die oder der Anrufende Geld von Ihnen verlangt, brechen Sie das Gespräch ab!
- Notieren Sie sich die Nummer der Anruferin oder des Anrufers!
- Wenden Sie sich an die nächste Polizeidienststelle und erstatten Sie Anzeige!
(APA/Red.)
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