AA

Info-Matinee zur Ertüchtigung der Kreuzkirche

©Kreuzkirche / Kleinwalsertal
Am vergangenen Sonntag fand in der Kreuzkirche in Hirschegg, Kleinwalsertal ein „Matinee“ mit theologischen Impulsen und architektonischen Informationen zur geplanten „Ertüchtigung“ der Kreuzkirche statt.
Info-Matinee zur Ertüchtigung der Kreuzkirche

Pfarrer Frank Witzel erläuterte anhand der Bibel und der Kirchengeschichte, dass es bei Kirchen stets um zwei Pole gehe. Der eine beschreibe den heiligen und erhabenen Ort, an dem die Seele spirituelle Kraft tanken kann, die sie durch die Täler des Lebens trägt. So sei auch die Kreuzkirche geplant worden, als nach der Katastrophe des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs plötzlich hunderte von evangelischen Flüchtlingen, Ausgebombten und gesundheitlich Beeinträchtigten einen Ort des Trostes brauchten und verlangten. Der Oberstdorfer Historiker Dr. Otto Nübel berichtet im letzten Kapitel seines Buches „Die Oberstdorfer Christuskirche im Dritten Reich. Ein Beitrag zur Geschichte der Bekennenden Kirche im Allgäu“ davon.

Zugleich sei dort auch zu erfahren, dass die damalige Vikarin Lydia Schröder und examinierte Theologin der Bekennenden Kirche den zweiten Pol stark machte, der für Kirche wesentlich ist. Kirche sei konkreter Aufenthaltsraum für Menschen, die sich austauschen, miteinander die Bibel lesen, beten und Gemeinschaft haben. Ihr war es wichtig, dass der Kirchenraum praktisch und heizbar ist. Aufenthaltsqualität für alle sei ihr zentrales Anliegen, so Witzel.

Damals lagen die beiden Pole, wie Kirche gestaltet werden sollte, im Streit miteinander. In Nübels Chronik ist nachzulesen, wie Vikarin Schröder dem Mobbing-Druck nicht mehr standhalten wollte und am Tag der Grundsteinlegung der Kreuzkirche abreiste.

„In der Kreuzkirche stehen wir aber alle unter dem Kreuz und lernen vom Bergprediger Jesus, dass das Leben trotz Konflikte aggressionsfrei gelingen kann“, stellte der Seelsorger der Kreuzkirche programmatisch klar. „Beide Pole des Kirchbaus haben eine lange Tradition und eine biblische Fundierung. Unsere Aufgabe ist es, sie konstruktiv zusammenzuführen.“

So unterstrich Witzel, dass es in der Kreuzkirche aus Altersgründen und witterungsbedingt zwar erhebliche Bauprobleme gebe, die nach Reparatur und Sanierung verlangen. Viel wichtiger aber seien die produktiven, visionären Konzepte, wie Menschen sich in Zukunft besser in der Kreuzkirche aufhalten könnten. „Wir haben keine Probleme, wir haben Projekte“, so Witzel.

Darum soll die Kreuzkirche durch die notwendige Sanierung auch zu einer höheren Aufenthaltsqualität ertüchtig werden. Die Richtung dazu wird mit den Stichworten beschrieben:

„Kinder-, behinderten-, familienfreundlich und barrierefrei, warm und energieeffizient, repariert und renoviert. Kinder wie ältere Menschen sollen sich genauso gut in das Gotteshaus einfinden können wie Menschen mit Behinderungen.“

Im anschließenden Infoteil erläuterte Architekt Noichl die verschiedenen Maßnahmen zur Wärmedämmung und Barrierefreiheit und bescheinigt der Kreuzkirche eine solide Grundsubstanz.

In den folgenden Grußworten sagten Bürgermeister Andi Haid und Gemeinderat Sascha Duffner ihre Solidarität und die Unterstützung durch die politische Gemeinde zu. Gerade im Kleinwalsertal werde auch von der Gemeindeverwaltung größter Wert auf Barrierefreiheit unter dem Stichwort „familieplus“ gelegt. Sascha Duffner als junger Vater sprach dabei auch von ganz persönlichen praktischen Erfahrungen mit Kinderwägen, um den Stellenwert der barrierefreien Ertüchtigung der Kreuzkirche für alle Bewohner und Gäste des Tales zu verdeutlichen. Pfarrer Witzel bedankte sich dabei für die wertschätzende zu enge Kooperation mit Bürgermeister Haid und der politischen Gemeinde.

Edwin Matt, katholischer Kollege und Amtsbruder von Pfarrer Witzel im Kleinwalsertal würdigte die Wichtigkeit der „Inklusion“ mit einem passenden Geschenk, einer bunten Kerze, die darauf hinweist, wie viele Farben das Licht hat.

Markus Wiesinger als geschäftsführender Pfarrer der Gesamtgemeinde Oberstdorf, deren Sprengel das Kleinwalsertal auf evangelischer Seite ist, bekräftigte die volle Unterstützung des Projekts durch den Kirchenvorstand sowie den Fachleuten und Entscheidungsgremien der evangelischen Landeskirche.

Pfarrer Frank Witzel erläuterte bereits im Vorfeld des Matinees, dass die Kreuzkirche auch „als geistliche Bodenstation für viele Unternehmungen unserer Kirche“ diene. „Durch die Seelsorge für Gäste und Motorradfahrern werden 100.000e von Menschen positiv erreicht. Sie ist kontaktfreudig „im Auftrag des Herrn“. Ähnliches gibt es auch woanders … aber nicht oft,“ so der überregional vernetzte Seelsorger.

„Entweder Sie machen das jetzt oder nie mehr! In Zehn Jahren können sie keine kirchlichen Gebäude mehr ertüchtigen. Dann muss jede Gemeinde froh sein, wenn sie den laufenden Betrieb gerade so noch aufrechterhalten kann“, kommentierte vor dem Info-Matinee eine Verantwortliche für das Gebäudemanagement der evangelischen Kirche das Vorhaben.

Der Pfarrer der Kreuzkirche weist darauf hin, dass auf deren Homepage weitere Infos abzurufen sind. Dort stehe auch das Spendenkonto für alle, die das Projekt „Ertüchtigung der Kreuzkirche“ unterstützen möchten. „Wir sind eine kleine Gemeinde und haben große Aufgaben. Diese sind auch mit großen Schulden verbunden. Wir brauchen Schultern, die sie mittragen.“

www.kleinwalsertal-evangelisch.de/ertüchtigung-der-kreuzkirche

Kirchenvorsteher Daniel Schüller vom Hotel Almhof Rupp lud zu einem Imbiss ein. Die Versammelten blieben noch lange in lebendigen und projektorientierten Gesprächen beisammen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Bregenz
  • Info-Matinee zur Ertüchtigung der Kreuzkirche