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Inflation: SPÖ fordert Mietpreisbremse

Rendi-Wagner fordert eine Aussetzung der Mieterhöhungen bis 2026.
Rendi-Wagner fordert eine Aussetzung der Mieterhöhungen bis 2026. ©APA/ROBERT JAEGER
Die SPÖ fordert eine Aussetzung der Mieterhöhungen bis 2026 und will ihr Modell am Donnerstag im Bautenausschuss einbringen. Die Regierung wolle bis April eine Lösung finden, so Justizministerin Alma Zadic (Grüne) im Ministerrat am Mittwoch.
Mietpreisbremse könnte Inflation eindämmen
Wiener Wohnungsmarkt: Steigende Mietkosten erwartet

Auch in diesem Jahr drohen mehr als einer halben Million Mieter in Altbauten wegen der Anpassung der Richtwert- und Kategoriemieten massive Erhöhungen.

SPÖ fordert Aussetzung der Mieterhöhungen bis 2026

Die SPÖ bekräftigt ihren Ruf nach einer Aussetzung der Mietzinserhöhungen bis 2026, betonte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bei einer Pressekonferenz. Danach sollen die jährlichen Mietzinserhöhungen mit maximal 2 Prozent gedeckelt werden. Auch die AK will eine Deckelung bei 2 Prozent. Ein Blick in andere EU-Länder mit ähnlichen Regelungen zeige, dass die Menschen so entlastet würden.

Einen entsprechenden Antrag will die SPÖ am Donnerstag im Bautenausschuss einbringen. Das könnte auch seitens der Regierungsparteien ÖVP bzw. Grünen geschehen - in Form einer sogenannten "Trägerrakete". Dieser Begriff entstammt in diesem Fall nicht der Raumfahrt, sondern dem Polit-Jargon und meint die Hülle für Gesetzesvorhaben, die zwar vorerst ohne Inhalt bleibt, dann aber rasch gefüllt werden kann, um gewisse Vorhaben - wie eben etwa eine Begrenzung der Erhöhung der Mieten - umzusetzen.

Die SPÖ ist jedenfalls "jederzeit bereit zu verhandeln oder einen gemeinsamen Antrag einzubringen", so die rote Wohnbausprecherin und Bautenausschussvorsitzende Ruth Becher. Die FPÖ will laut einer Aussendung morgen "aufarbeiten", dass die ÖVP in der Wohnpolitik "Renditen der Superreichen" sichere und "gleichzeitig den sozialen Wohnbau verscherbelt", so deren Bautensprecher Philipp Schrangl. Die Glaubwürdigkeit des SPÖ-Antrags sei auch "fraglich", denn schließlich sei in Wien die SPÖ Treiber der Mietkosten, so der Freiheitliche.

Erhöhung der Richtwertmieten im April droht

Nach derzeitiger Rechtslage steigen die Richtwertmieten im April um 8,6 Prozent. Der Richtwertmietzins betrifft Altbauwohnungen unter 130 Quadratmetern, die seit März 1994 neu vermietet wurden. Auch ein Teil der Gemeindewohnungen unterliegt freiwillig der Richtwertmiete. Die Kategoriemieten in Altbauten hingegen erhöhen sich immer dann, wenn das durchschnittliche Preisniveau seit der letzten Erhöhung um fünf Prozent gestiegen ist. Kategoriemieten betreffen Verträge, die vor März 1994 fixiert wurden.

Wiener Mietervereinigung kritisiert Regierung

Kritik an der Regierung kam von der Chefin der Wiener Mietervereinigung Elke Hanel-Torsch. "Ich finde es schade, dass wir als Expertinnen und Experten nicht einbezogen werden." In der Beratungspraxis erlebe sie derzeit einen noch nie da gewesenen Andrang. Auch Arbeiterkammer-Expertinnen sind nicht eingebunden, sagte AK-Wohnrechtsexperte Walter Rosifka am Mittwoch bei einem Pressegespräch auf Nachfrage.

AK fordert rasches Handeln zu Mietpreisdeckel

Aus AK-Sicht braucht es neben dem raschen Mietendeckel auch ein einheitliches, neues Mietrecht mit einem verpflichtenden Mustermietvertrag, denn praktisch alle Mietverträge enthielten gesetzwidrige Klauseln. Befristete Mietverträge sollen nur mehr privaten Vermietern ermöglicht werden. Diese seien in der Realität auch gar nicht günstiger als nicht-befristete Verträge, sagte Rosifka. Ebenso beendet gehörten Verträge, die nicht vor einer gewissen Zeitdauer gekündigt werden dürfen. Das Justizministerium solle Mustermietverträge erstellen, damit gesetzwidrige Klauseln der Vergangenheit angehören.

WKÖ lehnt Mietpreisbremse ab

Der Obmann der WKÖ-Fachgruppe der Immobilien- und Wirtschaftstreuhänder, Michael Pisecky, lehnt dagegen eine Mietpreisbremse ab. Die Mieten in Österreich seien im internationalen Vergleich "ohnehin niedrig", daher brauche es keine gesetzlichen Eingriffe. Vor Eingriffen warnt auch der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria. Wifo-Chef Gabriel Felbermayer hatte sich zuletzt tendenziell kritisch gezeigt.

Eine Mietpreisbremse würde etwa dazu führen, dass Immobilien-Eigentümer weniger vermieten, argumentierte Agenda Austria. Weder Rosifka von der AK noch Hanel-Torsch von der Mietervereinigung können das Argument nachvollziehen. Es gebe nur eine "Profitbegrenzung, das kennen wir überall", sagte Rosifka. "Ich sehe kein Problem." Nur wenn die Inflation sehr lange sehr hoch bleibe, dann müsse man "vielleicht nachjustieren", sagte er auf APA-Nachfrage.

(APA/Red)

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