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Infiziertenzahl verdoppelt sich alle drei Tage

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Symbolbild ©AP-APA Symbolbild ©APA-AFP - Sebastien Bozon
Ein Infizierter steckt dabei im Schnitt 1,44 weitere Personen an.
Liveticker zum Coronavirus

Infizierten-Zahl verdoppelt sich aktuell in drei Tagen

In Österreich ist die Zahl der nachweislich mit dem neuen Coronavirus infizierten Personen am Montag (Stand: 15.00 Uhr) erstmals auf mehr als 1.000 Personen (1.016) gestiegen. Der Zeitraum bis zur Verdoppelung der Covid-19-Fälle beträgt somit aktuell drei Tage.

Pro Tag wächst sie um 26,2 Prozent. Die effektive Reproduktionsrate des Virus liegt derzeit bei 1,44 (ein Infizierter steckt im Durchschnitt 1,44 weitere Personen an). Das ergaben die epidemiologischen Berechnungen von AGES- und TU-Graz-Fachleuten mit 1.015 Covid-19-Erkrankungen bis zum Stand von Montagnachmittag.

Vergleich zu letztem Donnerstag

Bei der ersten derartigen Berechnung am vergangenen Donnerstag hatte die Verdopplungszeit bei den Erkrankungen noch 3,3 Tage betragen. Die effektive Reproduktionszahl war allerdings für ganz Österreich mit 1,66 höher gewesen als nunmehr. Pro Tag hatten die Wissenschafter einen Zuwachs um 23,2 Prozent errechnet.

Kurve soll auf unter 20 Prozent sinken

APA

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) will die Zuwachskurve von derzeit 36 Prozent Neuansteckungen pro Tag auf "20, auf 15 auf zehn Prozent" herunterbringen. Das sagte er in der ORF-TV-Sendung "Konkret" am Montagabend. China, Singapur und Japan seien "gute Beispiele", was drastische Maßnahmen bringen können. Ende der Woche will die Regierung evaluieren, ob die bisherigen Maßnahmen ausreichen.

Die Fälle nach Bundesländern

Die Fälle, aufgeteilt nach Bundesländern: Niederösterreich (152), Wien (128), Steiermark (139), Tirol (254), Oberösterreich (202), Salzburg (58), Burgenland (10), Vorarlberg (55) und Kärnten (18). Am Montag ist eine dritte Person an einer Corona-Infektion gestorben. In der Steiermark erlag in einem Akutspital eine Patientin aus einem Hartberger Seniorenheim, die unter Vorerkrankungen litt, der Erkrankung.

Hotspots weiterhin Tirol und Oberösterreich

Die epidemiologische Untersuchung von AGES- und TU-Graz-Experten umfasst 1.015 im elektronischen Meldesystem der Gesundheitsbehörden aufgenommene Covid-19-Fälle. Für die Modellierungen ausgeschieden wurden allerdings importierte Fälle ohne Folgeinfektionen in Österreich. "Dadurch kann man die Entwicklung innerhalb Österreichs gut darstellen", sagte AGES-Expertin Daniela Schmid gegenüber der APA.

Hotspots der Entwicklung sind in Österreich derzeit weiterhin die Bundesländer Tirol und Oberösterreich. Dort erhöht sich die Zahl der Erkrankungen täglich um 27,6 Prozent. Bei der Berechnung von vergangenem Donnerstag waren es 25,1 Prozent gewesen. "Die gegenwärtige effektive Reproduktionszahl ist 1,33", stellen die Fachleute für diese beiden Bundesländer fest. In der ersten Berechnung vergangene Woche war sie noch bei 1,93 gelegen. Die Verdopplungszeit der Erkrankungsfälle beträgt derzeit in Tirol und Oberösterreich 2,8 Tage. Vergangene Woche hatte sie einen Wert von 3,1 Tagen aufgewiesen.

Restösterreich, die Bundesländer Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, Steiermark, Vorarlberg und Wien, zeigt derzeit eine Verdopplungszeit von 3,5 Tagen. Am vergangenen Donnerstag hatte man hier einen Wert von 4,6 Tagen errechnet. Pro Tag kommen derzeit 22,1 Prozent Erkrankungsfälle hinzu (vergangener Donnerstag: pro Tag plus 16,4 Prozent). Die effektive Reproduktionszahl (wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt), liegt bei 1,54 in den genannten Bundesländern. In der ersten Berechnung hatte sie 1,45 betragen.

An sich sollte in Österreich insgesamt ein Wert von kleiner als der Faktor 1 erreicht werden, um SARS-CoV-2 zurückzudrängen. Das gilt natürlich für die einzelnen Regionen des Landes.

Es wird noch einige Tage dauern bis zu einem Effekt

"Wir können mit diesen Berechnungen auch die Wirkung der Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 in Österreich verfolgen. Es wird aber noch einige Tage dauern, bis wir hier einen Effekt sehen", sagte Daniela Schmid. Vorsichtig könnte man anhand der Zahl der neu festgestellten Erkrankungen in Tirol und Oberösterreich zwischen 11. und 15. März eventuell einen Trend zur Stabilisierung mit zumeist 50 Erkrankungen pro Tag sehen. Aber das ist noch mit vielen Fragezeichen versehen.

Neue positive Fälle

APA

Positiv getestet wurden unter anderen eine Anästhesistin am Wiener AKH und eine Pflegemitarbeiterin des Sozialzentrums Altach. Als Konsequenz stehen sämtliche 33 Heimbewohner für zwei Wochen unter Quarantäne, sie sind bisher symptomfrei. Unter welchen Umständen sich die AKH-Ärztin mit dem Coronavirus infiziert hat, war Gegenstand der Untersuchungen. Das Contact tracing, also die Ermittlung von Kontaktpersonen, war im Gange.

Keine Quarantäne, aber ein Besuchsverbot verhängte das Kuratorium der Wiener Pensionistenwohnhäuser über seine Einrichtungen. Und es gab auch einen Corona-Fall: In einem Haus in Döbling wurde eine Covid-19-Infektion gemeldet. Eine Heimhilfe war positiv getestet worden. Bewohner waren vorerst nicht infiziert. Sieben von ihnen wurden unter Quarantäne gestellt. Auch in Steiermarks Pensionistenheimen wurde der Besucherzustrom stark eingeschränkt

Fernsehansprache von Kanzler Kurz

Zahlreiche Restriktionen seit Montag

Am Montag traten zahlreiche Restriktionen in Kraft. So gab es umfangreiche Ausgangsbeschränkungen. Auf der Straße sein sollte nur, wer auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause war und nicht im Home-Office arbeiten konnte, wer Einkäufe zu erledigen hatte und wer sich die Beine vertreten wollte. Dies sollte tunlichst in gebührendem Abstand zu anderen Menschen erfolgen.

Die Polizei kontrollierte punktuell. So waren letztlich deutlich weniger Menschen auf den Straßen, obwohl sich die Restriktionen zumindest in der Wiener Innenstadt noch nicht bei allen Touristen herumgesprochen haben dürften.

Nur wenige Kinder in den Schulen

Unterdessen sind am ersten Tag ohne regulären Unterricht aufgrund des Coronavirus nur wenige Kinder in die Schulen gekommen. An den Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen (NMS) und Sonderschulen, wo Betreuung angeboten wird, geht man laut Bildungsministerium davon aus, dass nur rund fünf bis sieben Prozent der Schüler anwesend waren. Ähnliches galt für die Kindergärten. Auch an den Universitäten finden bis inklusive Ostern keine Lehrveranstaltungen mehr statt.

Seit Nachmittag ist die Gastronomie zu

Seit Montagnachmittag sind alle Gastronomiebetriebe für zumindest eine Woche geschlossen. Diese Maßnahme soll dann evaluiert werden, von einer Verlängerung ist wohl auszugehen. Geschlossen wurden auch Geschäfte, die nicht für die Versorgung mit unmittelbar wichtigen Gütern, also Lebensmittel für Mensch und Haustier, Drogerieprodukte, Arzneimittel, Hygieneartikel und dergleichen, notwendig sind.

Rückholaktionen von Österreichern

Eine Rückholaktion für Österreicher im Ausland wird zunächst in Marokko gestartet. Es folgen Mauritius, die Malediven, Teneriffa und Kapstadt, kündigte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) an. Er sagte, 30.000 österreichische Touristen seien in rund 100 Ländern, verteilt über den ganze Globus, unterwegs. "Und man muss wissen, dass nicht jede Destination von uns angeflogen werden kann", betonte Schallenberg in der ORF-ZiB um 17.00 Uhr.

Alle Informationen zum Coronavirus im VOL.AT-SPECIAL

(APA)

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