In Szene. Neue Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum

Schwarzenberg. Mit dem Aufkommen öffentlicher Ausstellungen im 18. Jahrhundert wird Kunst zum gesellschaftlichen Ereignis. Die Karriere von Angelika Kauffmann (1741–1807) fällt genau in diese Zeit. Viele ihrer besten Gemälde entstehen ohne Auftrag für die jährlichen Ausstellungen der Royal Academy of Arts in London. Auch das Bild, das wir heute von der berühmten Malerin haben, wurde und wird vor allem durch Ausstellungen geformt. Originalwerke und Archivmaterial erzählen von dieser Geschichte und von einer Künstlerin, die ihr Publikum immer schon mitgedacht hat.
Fokus auf die eigene Sammlung
Von 2022 bis 2024 wird in den Sommerausstellungen des Angelika Kauffmann Museum ein besonderer Fokus auf die eigene Sammlung und die Angelika-Kauffmann-Sammlung des vorarlberg museum in Bregenz gelegt. Ziel ist es, einerseits Schlaglichter auf diese Bestände und bisher selten gezeigte Originalwerke zu werfen und andererseits anhand von Archivmaterial, Publikationen und zeitgeschichtlichen Dokumenten die Rezeptions-, Sammlungs- und Ausstellungsgeschichte der Künstlerin, insbesondere aus Vorarlberger Sicht, nachzuzeichnen.
Während in der ersten Ausstellung der Trilogie im Vorjahr Fragen zu Herkunft und Identität und zur öffentlichen Wahrnehmung der Künstlerin und ihres Werks im Mittelpunkt standen, beschäftigt sich die diesjährige Ausstellung mit dem Phänomen der Ausstellung selbst. Welche Ausstellungsprojekte der vergangenen Jahrzehnte waren die wichtigsten Meilensteine der Kauffmann-Rezeption? Welche Aspekte ihres Werks und ihrer Persönlichkeit wurden jeweils in den Fokus gerückt? Wo und in welchen Zusammenhängen wurden ihre Werke ausgestellt? Wie haben sich Präsentationsformen und Sehgewohnheiten im Laufe der Zeit verändert? Diese und andere Fragen werden anhand von Originalgemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken sowie historischen Ausstellungsfotos, Katalogen, Zeitungsberichten und anderem Archivmaterial erstmals genauer beleuchtet. Die Ausstellungsgeschichte der Künstlerin wird umfassend aufgearbeitet und anhand ausgewählter Exponate und Hängungen im Ausstellungsraum in Schwarzenberg rekonstruiert.
„Exhibition pieces“
Angelika Kauffmann verdankte ihre bereits zu Lebzeiten erlangte internationale Berühmtheit nicht zuletzt der Tatsache, dass sich die Kunst im 18. Jahrhundert mit dem Aufkommen öffentlicher Ausstellungen wie dem Pariser Salon und den Londoner Akademie-Ausstellungen zu einem gesellschaftlichen Ereignis für ein breites Publikum wandelte. Neben dem Hof- und Auftragskünstler betrat der neue Typus des Ausstellungskünstlers die Bühne der Kunstwelt. Als Gründungsmitglied der 1768 ins Leben gerufenen Royal Academy of Arts in London nahm Angelika Kauffmann regelmäßig an deren jährlichen Ausstellungen teil. Viele ihrer besten Gemälde entstanden ohne Auftrag eigens für diesen Zweck. Sie erkannte schnell das Potential dieser neuen Kunst-Events, die zehntausende Besucher:innen anzogen und von der Presse mit großem Interesse verfolgt wurden. Zeitungen und Magazine berichteten ausführlich über die ausgestellten Werke, über den neuesten Klatsch und Tratsch und den einen oder anderen Kunst-Skandal. Mittels wohlkalkulierter, eigens für die Ausstellungen geschaffener Gemälde, sogenannten „exhibition pieces“, generierte Angelika Kauffmann Aufmerksamkeit für ihre Person und erhoffte sich Anerkennung durch Kunstkritik und Publikum sowie neue lukrative Aufträge für Porträts und Historiengemälde. Diese Entwicklung legte den Grundstein für den modernen Kunst- und Ausstellungsbetrieb, wie wir ihn heute kennen.
Auf Augenhöhe
Einen besonderen Höhepunkt der Ausstellung bildet das Hochaltargemälde aus der Schwarzenberger Pfarrkirche. Zum ersten Mal seit es als Leihgabe in der Kauffmann-Retrospektive 1998 und 1999 in Düsseldorf, München und Chur gezeigt wurde, wird das beeindruckende großformatige Gemälde von seinem Platz in der Pfarrkirche entfernt und im Rahmen einer Ausstellung in Szene gesetzt. Angelika Kauffmann hat das Bild 1802 in Rom vollendet und der Heimatgemeinde ihres Vaters zum Geschenk gemacht. Ungefähr zur selben Zeit entstand auch ihr letztes Selbstbildnis, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Als das Altargemälde einst in Schwarzenberg eintraf, wurde es aufgrund des großen Menschenandrangs zunächst vor der Kirche der Bevölkerung präsentiert. Im Angelika Kauffmann Museum bietet sich nun wieder die einmalige Gelegenheit, dieses Meisterwerk, das sonst hoch über dem Altar hängt, ganz aus der Nähe zu bewundern. Auf Augenhöhe mit dem Bild werden Details und malerische Feinheiten sichtbar, die sonst verborgen bleiben. Hier zeigt sich, dass Ausstellungen nicht nur Kunstgeschichte schreiben, sondern vor allem auch eine Schule des Sehens sind.
Eine Ausstellung des Fördervereins »Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg«, kuratiert von Thomas Hirtenfelder.
Aktuelle Informationen zu Führungen und Veranstaltungen:
www.angelika-kauffmann.com
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