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In diesem Land wird ab 2026 kein Brief mehr zugestellt

Briefkästen verschwinden: Warum ein Land künftig keine Briefe mehr austrägt.
Briefkästen verschwinden: Warum ein Land künftig keine Briefe mehr austrägt. ©Canva
Ab 2026 stellt ein europäisches Land als erstes weltweit die Briefzustellung vollständig ein. Dahinter steckt mehr als nur wirtschaftlicher Druck.

Ein historischer Einschnitt kündigt sich an: Dänemark wird als erstes Land weltweit ab dem 30. Dezember 2025 die Zustellung und Abholung von Briefen komplett einstellen. Die roten Briefkästen, jahrzehntelang fester Bestandteil des dänischen Straßenbildes, werden zu Museumsstücken.

Warum dieser radikale Schritt?

Die Entscheidung sei laut dem staatlichen Postdienst PostNord eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Das Briefvolumen ist allein im Jahr 2024 um rund 30 Prozent gesunken – ein Rückgang, der das Geschäftsmodell der klassischen Post zunehmend ins Wanken brachte. Mit einem neuen Gesetz wurde zudem die allgemeine Dienstleistungspflicht für Postunternehmen aufgehoben, was bedeutet: Die Post ist rechtlich nicht mehr verpflichtet, Briefe zuzustellen.

Auch die Mehrwertsteuer-Befreiung für Postdienste sorgte für eine paradoxe Entwicklung: Der Preis für einen Standardbrief stieg auf umgerechnet 4,50 Euro. Das Ergebnis? Ein Traditionsdienst wurde schlichtweg unprofitabel.

Digitalisierung ersetzt Papierpost

Doch es geht nicht nur um Finanzen. Dänemark sieht sich selbst als Vorreiter der digitalen Transformation. Laut den Vereinten Nationen zählt das Land zu den weltweit führenden Nationen, wenn es um die Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen geht. Fast alle Behördengänge lassen sich online erledigen, amtliche Kommunikation erfolgt längst über digitale Postfächer.

"Der traditionelle Briefmarkt ist wirtschaftlich nicht mehr tragfähig", sagte Kim Pedersen, Geschäftsführer von PostNord, gegenüber mehreren Medien. Und so verschwindet der Briefkasten – im digitalen Zeitalter vielleicht nur konsequent.

Ein globaler Trend?

Was in Dänemark passiert, könnte Schule machen. In vielen Ländern sinkt das Briefvolumen seit Jahren rapide. Gleichzeitig wächst der Paketversand dank Online-Handel – und wird für viele Postunternehmen zur neuen Hauptaufgabe. Während Konzerne wie Deutsche Post DHL längst zu internationalen Logistikriesen wurden, kämpft etwa die britische Royal Mail weiterhin mit wirtschaftlichen Problemen.

Doch nicht überall ist das Ende des Briefs in Sicht: In Ländern wie Indien oder Brasilien, wo die Mittelschicht wächst und digitale Strukturen noch nicht vorhanden sind, bleibt der Briefverkehr ein wichtiger Kommunikationskanal – und eine Einnahmequelle.

Was bleibt vom Brief?

Mit dem Rückzug aus dem Briefgeschäft endet eine Ära. Der Abschied ist mehr als symbolisch: Er markiert den tiefgreifenden Wandel unserer Kommunikationskultur. Was früher ein Brief erledigte, übernehmen heute E-Mail, Messaging-Dienste oder Behördenportale.

Und vielleicht steht Dänemark damit nicht am Ende, sondern am Anfang einer Entwicklung, die bald auch andere Länder erfassen wird.

(VOL.AT)

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