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©Canva/Symbolbild/Hartinger,Privat

Mahnungen, verlorene Dokumente, verpasste Rabatte: Harder warten verärgert auf ihre Post

Was tun, wenn Rechnungen nie ankommen, aber die Mahnungen schon? In Hard ist dies kein Einzelfall. VOL.AT hat mit mehreren Betroffenen und mit der Postgewerkschaft gesprochen – und erfahren, wo es bei der Zustellung hapert.

Was ist mit der Postzustellung in der Marktgemeinde am Bodensee los? Mehrere Harder schilderten in den vergangenen Wochen gegenüber VOL.AT ihren Unmut. Die Bewohner kritisieren etwa, dass Briefe teilweise verspätet, falsch oder überhaupt nicht ankommen, wichtige Dokumente verloren gehen und Werbeprospekte ausbleiben. Manche sprachen über ein kurzzeitiges Problem, andere klagten über mehrere Monate.

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Bei jedem Wetter mit Rad und Pkw unterwegs: Zusteller. ©Symbolbild/Matthias Rauch

Zustellung ist "Katastrophe"

"Es kommt immer wieder vor, dass es bei der Zustellung Probleme gibt", kritisiert der Harder Thomas Götz. Eine Harderin, die auf eigenen Wunsch lieber anonym bleiben möchte, spricht in Sachen Zustellung von einer "Katastrophe": Sie erhielt Mahnungen, weil Rechnungen nicht zugestellt wurden, Prospekte seien teilweise statt im Postkasten im Altpapier gelandet und die Zustellung werde insgesamt immer seltener. "Ich habe die Rechnungen jetzt auf Online umgestellt, damit mir das nicht mehr passiert!", erzählt sie.

Der Harder Thomas Götz kritisiert, dass Werbesendungen und die Gemeindezeitung einfach im Gang abgelegt werden.

Sammler von Geldscheinen

Walter Künz wartete im November ungewöhnlich lang auf eine wichtige Sendung, nämlich bestellte Sammlerobjekte. Als er die Zustellerin damit konfrontierte, dass er bereits eine Woche keine Post bekommen habe, erklärte sie dies mit mehreren Ausfällen. Krankenstände und Urlaube seien der Grund.

Das Warten macht den 66-Jährigen nervös, ob die online vorab bezahlten Geldscheine aus anderen Ländern tatsächlich bei ihm ankommen. "Einmal habe ich sie nicht bekommen", erklärt er. Seine Mutter, ebenfalls Harderin, sei vom selben Problem betroffen, erzählt er VOL.AT Mitte November. Künz wünscht sich vor allem eines: dass die Post jeden zweiten Tag verlässlich ankommt.

Auch nach seinen Rückmeldungen an den Kundenservice fand Thomas Götz dies laut eigenen Angaben so vor.

Nur einmal pro Woche

Eva Hofer beobachtet hingegen schon länger Probleme bei der Zustellung. Früher seien die Sendungen zuverlässig angekommen, inzwischen kämen adressierte Briefe nur noch einmal pro Woche gesammelt. Eingeschriebene Sendungen hätten bereits ohne Unterschrift im Briefkasten gelegen, und Prospekte von Supermärkten erreichten sie gar nicht mehr.

Mahnung ohne Rechnung

Bei nicht dringlichen Sendungen, wie einer Urlaubskarte, privaten Briefen oder Werbeprospekten, scheint eine Verspätung auf den ersten Blick keine großen Folgen nach sich zu ziehen.

Bei Rechnungen und Dokumenten mit Fristen kann dies hingegen problematisch sein. Diesen Fall von Mahnungen ohne vorab erhaltener Rechnung erlebte Jennifer Fehr bereits: "Wir haben schon auf wichtige Dokumente gewartet, auf die wir in einer Frist darauf hätten reagieren müssen." Auf eine Sendung der Versicherung wartete sie lange und auf die des Notars vergebens: "Der Brief ist nie angekommen. Wir mussten dann selber dorthin fahren und uns die Unterlagen nochmals abholen."

Jennifer Fehr beobachtet schon seit mehreren Monaten eine Problematik bei der Zustellung. ©Privat

Briefe der Nachbarn statt eigener Post

Währenddessen ihre eigenen Briefe fehlen, findet sie stattdessen gerne die Post der Nachbarn in ihrem Briefkasten, wo sie nicht hingehört. Die 33-Jährige beobachtet die Situation bereits seit mehreren Monaten und hat es bereits bei der Postzentrale gemeldet – scheinbar ohne merklichen Erfolg.

Manche wollen keine Werbung, andere vermissen sie dann. ©Symbolfoto/VOL.AT/Schwärzler

Entgangene Rabatte

Doch nicht nur wichtige Briefe sind von der Zustellproblematik betroffen. Bei Werbesendungen würde man zwar womöglich vermuten, dass Wartezeiten nicht so gravierend sind. Schließlich haben viele einen "Keine Werbung"-Sticker auf dem Briefkasten kleben. Doch fehlende Prospekte und Gutscheine können Schnäppchenjäger verärgern – Rabatte haben meist auch eine begrenzte Dauer.

"Es kommt die ganze Woche keine Zeitung, keine Werbung, keine Prospekte, nichts. Und am Ende der Woche, wenn die Angebote in den Läden auch eigentlich schon wieder rum sind, dann kommt die ganze Werbung auf einmal", so die Harderin. Briefe von ihrer Familie aus Deutschland seien hingegen teilweise innerhalb von einem Tag da, während sie auf inländische Post meist mehrere Wochen warten muss.

Prospekte und Gemeindeblatt im Hausflur

Thomas Götz ärgert sich auch über die Postwurfsendungen. Jedoch nicht die verspäteten Prospekte, sondern die, die es nie in den Briefkasten schaffen. "Stattdessen liegen sie einfach im Hausgang – teils in großer Menge und mit übermäßig vielen Werbesendungen", erzählt er von einem jüngsten Vorfall.

Bei jedem Wetter ist die Post unterwegs. ©Emilia Waanders (VOL.AT)

"Es wird an mehreren Tagen überhaupt nichts zugestellt – und dann ist der Briefkasten plötzlich bis obenhin voll", kritisiert Thomas Götz. Das ist für ihn vor allem eines: "ärgerlich".

Franz Mähr würde sich mehr Anerkennung für die Zusteller wünschen. ©Archiv/Emilia Waanders (VOL.AT)

Keine Verbesserung trotz Beschwerde

Thomas Götz hat sich schon mehrmals mit der Problematik an den Kundendienst gewandt. "Eine nachhaltige Verbesserung blieb bisher aus", so der Harder. Auch auf seine Umfrage auf Social Media bekommt er mehrere Rückmeldungen von unzufriedenen Hardern. "Wenn ich lese, dass bei manchen nur alle drei Wochen Briefe zugestellt werden und Prospekte gar nicht mehr, dann erscheinen meine eigenen Beschwerden fast schon gering", resümiert er.

Die Gewerkschaft beklagt die schwierige Personalsuche. ©Emilia Waanders (VOL.AT)

Personalmangel

In einer Stellungnahme des Leiters der Postgewerkschaft bestätigt Franz Mähr, dass es "regional unterschiedlich zu Problemen in der Zustellung" komme. Er nennt als Hauptgrund den akuten Personalmangel. "Die Suche nach geeignetem Personal ist extrem schwierig", sagt er und verweist auf die Konkurrenz aus der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland und den schlechten Ruf des Berufs.

Veränderte Abläufe

Veränderte Zustellprozesse könnten zudem den Eindruck erwecken, dass nur einmal pro Woche Post komme, betont er. Montags würden nur bestimmte Sendungen wie etwa Zeitungen, Behördenbriefe und Einschreiben zugestellt: "Dadurch entsteht am Dienstag oder auch am Mittwoch ein größerer Zustellumfang, was den Eindruck erwecken könnte, es käme nur einmal pro Woche Post." Klassische Briefe seien inzwischen nämlich eher selten.

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Ein Bild aus dem Archiv zeigt: Die Personalsuche ist nicht neu. ©Archivbild/Rauch

Auch Produkte wie das "Einschreiben einfach" und eine Abstellgenehmigung, welche Zustellungen ohne Unterschrift ermöglichen, führen laut Mähr immer wieder zu Missverständnissen.

Mähr fordert mehr Anerkennung für den Beruf

Gleichzeitig betont er, dass die Zustellerinnen und Zusteller unter schwierigen Bedingungen ihr Möglichstes geben: "Viele Kolleginnen und Kollegen stehen bei Regen und Kälte von früh bis spät draußen. Diese Arbeit verdient Anerkennung."

(VOL.AT)

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