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In der Vorarlberger Eventbranche geht langsam das Licht aus

Harald Otti.
Harald Otti. ©Oliver Lerch
MO-Catering-Mitinhaber Harald Otti: "Man sieht der Branche beim Sterben zu, obwohl wir alle Sicherheitsvorgaben erfüllen" - man hoffte, im Herbst noch 30 bis 50 Prozent des Vorjahresumsatzes erzielen zu können, aber mit den Verschärfungen und dem Corona-Ampel-Chaos sei diese Hoffnung erledigt, es hagelt Absagen - bislang gibt es einen Umsatzentgang von zwei Millionen Euro - die Stammbelegschaft wurde auf die Hälfte reduziert.
"Es geht schlicht ums Überleben"

(Wirtschaftspresseagentur.com) - Die Event- und Cateringbranche steht aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie auch in Vorarlberg mit dem Rücken zur Wand. "Die Situation ist dramatisch. Viele Berufskollegen und Geschäftspartner aus der Branche, die insbesondere in diesem Bereich tätig sind, wird es nächstes Jahr nicht mehr geben", erklärte Harald Otti, geschäftsführender Gesellschafter des Catering- und Eventunternehmens MO Catering, im wpa-Gespräch. "Es geht uns jetzt allen an die Existenz. Daran werden auch Kurzarbeit, Überbrückungskredite und Fixkostenzuschüsse nichts ändern."

Dabei könne sich MO Catering noch glücklich schätzen, in den Vorjahren auf den Aufbau einer stabilen finanziellen Basis geachtet zu haben, so Otti. Dennoch hinterlässt die Krise tiefe Spuren: Bislang belaufe sich der heurige Umsatzentgang auf beinahe zwei Millionen Euro. Die Stammbelegschaft musste von etwa 45 auf 23 Mitarbeiter reduziert werden und befindet sich in Kurzarbeit.

Sicherheitskonzepte en masse

Dabei habe die Branche alles unternommen, um sich nach dem ersten Schock Mitte März auf die Situation einzustellen, so auch MO Catering. "Wir haben Sicherheits- und Präventionskonzepte zur Verhinderung von Ansteckungen entwickelt. Es gibt klare Verhaltensregeln für Besucher und Mitarbeiter, der Mund-Nasen-Schutz ist ständiger Begleiter", so Otti. Mit Abstand, zugeteilten Sitzplätzen und der Registrierung aller Besucher könne man ein Maximum an Sicherheit garantieren, sollte es auch notwendig werden, Kontaktdaten zu erheben. "Mehr können wir einfach nicht mehr tun."

Hoffnung binnen weniger Tage zusammengeschossen

Auf Basis dieser Vorbereitungen habe man im Sommer noch damit gerechnet, im Herbst zumindest zwischen 30 und 50 Prozent des Vorjahresumsatzes zu erzielen. "Und dann hat uns die Regierung zwischen Freitag und Montag mit ihrer Ankündigung von Verschärfungen und dem Chaos rund um die Corona-Ampel das Herbstgeschäft einfach so über den Haufen geschossen. Seither hagelt es Veranstaltungsabsagen, egal ob Hochzeiten oder Weihnachtsfeiern", erklärte Otti. Allein diese Woche seien bei MO Catering fünf Veranstaltungen storniert worden, größere Weihnachtsfeiern gebe es gar keine mehr. "Man kann unserer Branche jetzt einfach nur noch beim Sterben zusehen."

Angriff von mehreren Seiten

Die Branche werde dabei von mehreren Faktoren zerrieben. "Da ist einerseits die Angst von Firmen, dass es bei ihrer Feier doch einen Cluster geben könnte und man öffentlich zerrissen wird, dass man überhaupt eine Feier macht", so Otti. Auch wenn sich die Besucher vorher vielleicht ganz woanders infiziert haben, falle es nur auf diese Veranstaltung zurück, da dort alle registriert seien. Andererseits hätten Auftraggeber Angst vor rechtlichen Konsequenzen, weil man sogar von Behördenseite oft keine klaren Angaben hinsichtlich diverser Bestimmungen bekommt. "Da werden dann sogar Hochzeiten wenige Tage davor abgesagt." Und so manches Unternehmen sage Firmenfeiern wohl auch aus rein finanziellen Gründen ab und schiebe es offiziell auf "Corona".

"Leute haben keine Angst mehr vor dem Virus"

Dass so manche Firmen oder Auftraggeber von privaten Veranstaltungen diese tatsächlich aus Angst vor einer COVID-19-Ansteckung absagen, glaubt Harald Otti nicht wirklich. "Der Großteil der Bevölkerung hat keine Angst mehr vor dem Virus. Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass es doch nicht der globale Killer ist." Anders seien die großen Menschenansammlungen an verschiedensten Orten und bei diversen Partys und Feiern im Privatbereich nicht mehr zu erklären. Das könne er quer durch alle Generationen beobachten.

"Auch VIP- und High-Society verhalten sich nicht anders"

"Man merkt eigentlich keinen Unterschied mehr zu Vor-Corona-Zeiten. Offiziell fürchten tut man sich nur noch im Geschäftsleben. Im Privaten geht es meist zu wie eh und je." Das gelte übrigens auch für Vorarlbergs VIP-, High-Society- und Adabei-Gesellschaft, wenn Kameras, Journalisten und andere Beobachter weg seien, sagte Otti. "Währenddessen denke ich ständig darüber nach, wie ich das Unternehmen retten kann."

"Mehr Angst vor tagelanger Absonderung als vor dem Virus"

So sieht Harald Otti die Tatsache, dass Veranstaltungen derzeit genau dokumentiert werden, als einen weiteren Sargnagel für die Branche. "Die Angst vor Strafe oder tagelanger behördlicher Absonderung, auch wenn man gar nicht positiv getestet wurde, ist mittlerweile bei vielen Leuten wohl größer als die Angst vor dem Virus." Wer sich am Bodensee, in den Bergen oder im Privaten mit Freunden treffe, der werde nirgends registriert. Und das würden sich die Leute wohl auch nie nehmen lassen. "Auf Dauer kommen Menschen nicht ohne Brot und Spiele aus."

(wpa)

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