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Im Notfall heißt es bei Kindern die Ruhe bewahren

Kinderärzte informierten im Rahmen von MedKonkret digital.

Die Vortragsreihe MedKonkret ist erfolgreich in das digitale Zeitalter gestartet. In kompakten Referaten informierten die Leiter der Kinder- und Jugendhilfeabteilungen in den Landeskrankenhäusern Feldkirch und Bregenz, Primar Burkhard Simma und Primar Christian Huemer, über Notfälle bei Kindern und was zu tun ist. Aus aktuellem Anlass streiften sie auch das Thema "Covid19 bei Kindern". Diesbezüglich konnten sie die Eltern weitgehend beruhigen. "Bei Kindern nimmt eine Coronavirus-Infektion einen denkbar moderaten Verlauf", erklärte Huemer und bezog sich auf neueste Zahlen, denen zufolge in Österreich bislang fünf Kinder wegen Corona in Spitalsbehandlung waren. Warum das Immunsystem von Kindern besser mit dem Virus fertig wird, liegt noch im Dunkeln, aber: "Es ist gut so."

Plädoyer fürs Impfen

In diesem Zusammenhang appellierten die Ärzte an die Eltern, ihre Kinder gegen Krankheiten, für die es einen Impfschutz gibt, impfen zu lassen. "Viele Eltern sind derzeit zögerlich", wusste Christian Huemer aus Gesprächen mit niedergelassenen Kollegen zu berichten. Was Notfälle betrifft, erging der Aufruf an Mütter und Väter, stets die eigene Ruhe bewahren und auch das Kind zu beruhigen. Bei der Einschätzung einer Erkrankung sollten Eltern zudem ihrer Intention vertrauen. "Verhält sich ein Kind dramatisch, ist die Situation meist undramatisch", erklärte Christian Huemer. Kinder, die spielen, sich bewegen und essen, sind meist immer noch in einem guten Zustand.

Keine Eiskühlung

Gravierende Probleme können sich durch Schädel-Hirn-Traumen, Verbrennungen, Atemnot, Verschlucken von Gegenständen und Ertrinkungsereignisse ergeben. Bei einem Schädel-Hirn-Trauma handelt es sich meist um eine Gehirnerschütterung, die jedoch abgeklärt gehört. "Es besteht das Risiko von Hirnblutungen, und später kann eine Gehirnerschütterung zu neurologischen Erkrankungen führen", erläuterte Primar Burkhard Simma. Verbrennung oder Verbrühungen sollten als Erstmaßnahme gekühlt werden, allerdings nicht mit Eis.

Hat ein Kind einen Gegenstand verschluckt, sollten Eltern die Rettung rufen und nicht selbst mit dem Kind ins Krankenhaus fahren. Immer ein Notfall stellt die Entzündung des Kehlkopfdeckels dar. "Er kann akut anschwellen und die Atemwege verlegen", skizzierte Christian Huemer. Kind beruhigen und Rettung rufen, heißt es in solchen Fällen. Bei Badeunfällen müssen Erwachsene immer eine Reanimation versuchen. Huemer: "Der größte Fehler ist, es nicht zu versuchen." Kommt es zu einer Vergiftung, sollte die Substanz mit ins Spital gebracht werden, um die Gefährlichkeit über die Vergiftungszentrale klären zu können.

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Zuseher-Fragen

Macht es Sinn, auch Kinder gegen Covid19 zu impfen, wenn es einen Impfstoff gibt?

Simma: Diese Frage ist klar mit einem Ja zu beantworten, wobei natürlich erst abgewartet werden muss, ab welchem Alter der Impfstoff dann zugelassen ist

Huemer: Kinder übertragen Infekte sehr stark und schnell. Wir wissen, dass viele Ansteckungen in den Familien über Kinder erfolgen. Deshalb ist auch eine Covid19-Impfung bei Kindern sinnvoll.

Stimmt es, dass Kinder so etwas wie Virenschleudern sind?

Huemer: Virenschleuder ist ein etwas unguter Begriff, aber ja, es ist tatsächlich so.

Wie verhält es sich mit Ungeborenen im Zusammenhang mit Covid19?

Simma: Die Datenlage dazu ist zwar noch dünn, die Aussagen sind jedoch relativ deutlich, laut denen es kein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung vor oder bei der Geburt gibt. Was das betrifft dürfen Frauen eher beruhigt als beunruhigt sein. In den Krankenhäusern wurden schwangere Mitarbeiterinnen natürlich sofort freigestellt.

Sollte man sich während der Schwangerschaft auf Covid19 testen lassen?

Huemer: Wir haben uns im Kompetenzverbund bzw. in allen drei Kinderabteilungen klar abgesprochen, was den Umgang mit möglicherweise infizierten Schwangeren anlangt. Im Zweifelsfall wird ein Test gemacht, auch zum Schutz der Mitarbeitenden. Was den Umgang mit Müttern und Neugeborenen betrifft, sind die Daten so günstig, dass wir den Müttern sogar erlauben, ihre Babys zu stillen, unter Berücksichtigung entsprechender Sicherheitsmaßnahmen, versteht sich.

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