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Ideen für Politik und Wirtschaft

Politiker und Wirtschaftstreibende als aufmerksame Zuhörer im Competence Center Rheintal.
Politiker und Wirtschaftstreibende als aufmerksame Zuhörer im Competence Center Rheintal. ©VOL.AT/ Paulitsch
Lustenau (VN-ha) - Avenir-Suisse-Leiter Gerhard Schwarz lud zum Blick hinter die Kulissen seiner Ideenfabrik ein.
innovation(night 2012

Unabhängig von Parteien und Geldgebern, klarer liberaler Standpunkt: So beschreibt Dr. Gerhard Schwarz den Think-Tank Avenir Suisse in Zürich, den er seit 2010 leitet. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er in der Denkfabrik innovative Lösungsansätze jenseits der Tagespolitik und formuliert Vorschläge, die von den eidgenössischen Politikern immer wieder gerne aufgegriffen werden. Im Rahmen der innovation(night im Competence Center Rheintal stellte der gebürtige Bregenzer nicht nur seine Arbeit vor, er sagte auch, was die Österreicher von den Schweizern abschauen könnten. Die Frage, ob eine innovative Politik, die vielleicht erst nach Jahren Erfolge bringt, jenseits der Tagespolitik noch möglich ist, beantwortet Schwarz mit einem klaren Ja. Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der NZZ, der dort als „liberales Gewissen“ der Zeitung galt, engagiert sich deshalb in seiner neuen Funktion für die gesellschaftliche und wirtschaftspolitische Entwicklung in der Schweiz. Finanziert wird Avenir Suisse ausschließlich von privaten Geldgebern, die sich für ihre Geschäftstätigkeit Ideen erhoffen, die auch umsetzbar sind.    

Franken-Kurs

Ein Thema, das nicht nur für die Schweizer von größter Bedeutung ist, ist der harte Franken. „Da haben wir uns schon früh in die Diskussion eingeschaltet“, berichtet Schwarz, der rechtzeitig erkannt hat, dass eine Festlegung der Untergrenze des Franken-Kurses notwendig ist, um eine Deindustrialisierung der Schweiz zu verhindern. Er kann sich vorstellen, dass die Nationalbank auf Avenir Suisse gehört hat. Auch die vom Institut erstellten Prognosen betreffend die Altersvorsorge werden von der Politik offenbar ernst genommen. Schwarz und seine Mitdenker sind zur Überzeugung gekommen, dass aufgrund der demografischen Entwicklung das Rentenalter jährlich um eineinhalb Monate erhöht werden sollte, bis ein Eintrittsalter von 67,5 Jahren erreicht wird. Dass der Vorschlag eines Tages Gehör bei der Politik findet, ist gut möglich.

Schwarz, der sich gleichzeitig als Vorarlberger und überzeugter Schweizer bezeichnet, will den Österreichern keine Ratschläge geben, kann sich aber gut vorstellen, dass Steuerföderalismus nach Schweizer Vorbild zu mehr Bürgernähe führen würde. Dass die Schweizer Bürger die Verlängerung des Urlaubs in einer Volksabstimmung abgelehnt haben, sorgte in ganz Europa für Verwunderung. In der Schweiz hat das keinen überrascht, sagt Schwarz und nennt auch den wahrscheinlichen Grund: „Die Schweizerinnen und Schweizer wissen sehr wohl, dass mehr Urlaub zu Teuerungen führen kann.“ Ihr finanzpolitisches Wissen haben sie, so vermutet der Direktor von Avenir Suisse, vom in der Schweiz herrschenden Steuerliberalismus.

Zum EU-Beitritt hat sich das Institut nie offiziell geäußert. Schwarz selbst hat eine klare Meinung: „Ich glaube, dass die Schweiz ohne EU besser fährt.“ Dass die Eidgenossen die Finanzkrise allerdings unbeschadet überstehen, wäre ein Trugschluss. Schadenfreude sei deshalb fehl am Platz.

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