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„Ich wünsche mir mehr Verständnis“

„Wir sind fast rund um die Uhr im Einsatz und geben unser Bestes, um Lustenaus Straßen und Gehsteige befahr- und begehbar zu machen“, so Hagen.
„Wir sind fast rund um die Uhr im Einsatz und geben unser Bestes, um Lustenaus Straßen und Gehsteige befahr- und begehbar zu machen“, so Hagen. ©Marktgemeinde Lustenau
VN-Heimat-Interview: Wolfgang Hagen (50). Des einen Freud’, des andern Leid: Schneeräumung auf Straßen und Wegen.

Lustenau. Schneefälle und Vereisungsgefahr fordern in den Wintermonaten nicht nur die Räumkommandos, sondern auch alle Verkehrsteilnehmer und Anrainer. An erster Stelle steht die Sicherheit der Menschen. Funktionieren kann der Winterdienst nur mit Verständnis und Rücksichtnahme. Die starken Schneefälle, wie etwa jene während der Weihnachtsfeiertage, stellen für die Bauhofteams in allen Ortschaften eine extreme Herausforderung dar. Nach den heftigen Diskussionen im Bürgerforum Vorarlberg nimmt Bauhofleiter Wolfgang Hagen Stellung zur Schneeräumung in Lustenau:

Was war die größte Herausforderung bei den starken Schneefällen?
Wolfgang Hagen: Wir waren auf den Wintereinbruch vorbereitet, allerdings nicht auf die Stärke der Schneefälle. Die größte Herausforderung war, die Straßen und Gehsteige tagsüber ungehindert befahrbar zu machen und vor allem den Schnee, den der Pflug an den Straßenrand schiebt, von dort wegzubringen. Das war besonders wichtig, damit die Gehsteige für die Fußgänger geräumt werden konnten. Wir mussten improvisieren und konnten den abtransportierten Schnee auf einem Gelände an der Dornbirner Straße auftürmen. An solch schneereichen Tagen sind wir mit allen Leuten und Fahrzeugen von 4 bis 24 Uhr im Einsatz. Wir können die Schneemassen aber auch nur Schritt für Schritt entfernen.

Was macht der Bauhof im Winterdienst?
Wolfgang Hagen: Der Bauhof ist verantwortlich für die Betreuung der Fahrbahnen, auf denen bedarfsgerecht geräumt und gestreut wird. Priorität haben dabei die Hauptverkehrswege, Landbuslinien, Übergänge und Unterführungen sowie exponierte Gefahrenstellen. Neben den Straßen und Schutzwegen werden auch viele Gehsteige und Privatwege freiwillig und für die Anrainer kostenlos geräumt. Auch die auf Landesstraßen angefallenen Schneemassen werden von der Gemeinde abgeführt. Der Einsatzleiter führt rund um die Uhr Kontrollfahrten durch und koordiniert die Einsätze. Wenn es gar nicht mehr aufhören will zu schneien, bekommt das Bauhofteam von privaten Fuhrunternehmern Unterstützung.

Was müssen Anrainer tun?
Wolfgang Hagen: Eigentümer sind dafür verantwortlich, die Gehsteige zu ihrem Grundstück sicher und begehbar zu machen. Egal, ob sie selbst schaufeln oder eine Firma beauftragen. Auch wenn Gehsteige von der Gemeinde freiwillig geräumt werden, sind Eigentümer nicht von ihren Anrainerpflichten entlastet. Das Gesetz sagt auch, dass der von einer öffentlichen Straße geräumte Schnee auf angrenzenden Grundstücken gelagert werden darf.“

Was ist die Anrainerpflicht?
Wolfgang Hagen: Die Eigentümer von Liegenschaften im Ortsgebiet sind gesetzlich dazu verpflichtet, Gehsteige und Gehwege entlang ihrer gesamten Liegenschaft in der Zeit von 6 bis 22 Uhr von Schnee und Verunreinigungen zu räumen und bei Schnee und Glatteis zu streuen. Wenn kein Gehsteig vorhanden ist, gilt diese Pflicht für den Straßenrand in der Breite von einem Meter. Zur Pflicht gehört es auch, dafür zu sorgen, die Schneewechten und Eisbildungen von den Dächern ihrer an der Straße gelegenen Gebäude entfernen. Hier empfiehlt es sich aus Sicherheitsgründen, eine Fachfirma zu beauftragen.

Was muss bei der Schneeräumung beachten werden?
Wolfgang Hagen: Immer häufiger kommt es vor, dass Schneeräumer den Schnee von den Gehsteigen einfach auf die Straße oder auf Nachbars Grundstück schaufeln. Das ist nicht nur unzulässig, sondern auch verantwortungslos und strafbar. Dieser Schnee bildet später gefährliche Spurrinnen, die besonders Radfahrer und Mopedfahrer in Gefahr bringen.

Vor welchen Herausforderungen steht der Bauhof in der Winterzeit?
Wolfgang Hagen: In solchen Extremsituationen ist es kaum möglich, die Gehsteige schneefrei zu halten. Weil der Schneepflug immer wieder Schnee an den Straßenrand und mitunter auch auf einen bereits geräumten Gehsteig schiebt, wird die Fahrbahn immer enger. Der Schnee muss dann möglichst schnell wegtransportiert werden, um die Gehsteige wieder begehbar zu machen. Bei Extremverhältnissen ist es auch unserem Bauhof-Team und den anderen Mithelfenden nicht mehr möglich, für apere Straßen oder Gehsteige zu sorgen.

Was ist Ihr Wunsch in Bezug auf die Schneeräumung?
Wolfgang Hagen: Ich wünsche mir vor allem Verständnis und Rücksichtnahme. Es ist uns allen klar, dass winterliche Straßenverhältnisse oft zu Unannehmlichkeiten führen. Wir geben unser Bestes, um den Schneemassen Herr zu werden und sind im Dauereinsatz. Egal ob nachts, an Feiertagen, Festtagen oder am Wochenende. Seien Sie versichert, dass niemandem absichtlich Schnee zugeschoben wird. Manchmal ist es einfach unvermeidlich, dass der Schnee kurzfristig dorthin geschoben wird, wo Platz ist. Aus Zeitgründen und auch im Sinne der Gleichbehandlung ist es schier unmöglich, die Wünsche Einzelner zu erfüllen. Ich möchte mich auf diesem Weg auch bei den vielen Menschen in Lustenau bedanken, die die Arbeit des Bauhofs schätzen und wissen, dass die Mannen wirklich ihr Bestes geben.


Weitere Informationen

Der Bauhof
» betreut ein rund 150 Kilometer langes Straßennetz und 85 km Gehsteige.
» hat im Rahmen des Winterdienstes alle Mitarbeiter im Einsatz, unterstützt von fünf privaten Fuhrunternehmern.
» verfügt über sieben eigene Räumfahrzeuge davon einen Unimog, ein Großfahrzeug, vier Traktoren und einen Multicar, der Schnee räumt und auch Streufahrzeug ist. Hinzu kommen die Räumfahrzeuge der Privaten und die Noriker-Pferde von Stefan und Manfred Fitz, die zur Räumung bereit stehen.

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