Warum Einzelpreise für Popcorn & Co im Cineplexx untergehen und Snack-Boxen dominieren

Ein Leser machte VOL.AT nach einem Kinobesuch in Hohenems auf folgende Situation aufmerksam: Die digitalen Screens im Gastronomiebereich zeigen laut ihm ausschließlich Menüangebote mit Preisangaben. Eine Preistafel mit Einzelpreisen war laut dem Bregenzer Familienvater im Trubel rund um die Gastro-Theke nicht zu entdecken.

"Ich sehe nur Boxen"

"Das irritiert einen als Besucher", meint der Leser. "Ich sehe nur Boxen, aber nicht, wie viel ein einzelnes Popcorn oder Getränk kostet. Meistens kauft man für die Kinder eh Specials, aber es geht hier einfach ums Prinzip." Wer etwa nur den Preis für eine kleine Tüte Popcorn wissen will, bekommt ihn erst auf Nachfrage – oder direkt beim Bezahlvorgang an der Kasse. Der Eindruck des Lesers: Es wird nicht nur beworben, sondern auch bewusst abgelenkt. Denn Boxen mit Snack-Kombinationen hätten für den Betreiber höhere Einnahmen, meint er.

Cineplexx verweist auf Preislisten am Tresen

Eine Nachfrage von VOL.AT bei Cineplexx zeigt: Es gibt eine Preisliste – aber sie hängt dort, wo man sie kaum vermuten würde. Während oben auf den großen Screens über dem Tresen bunte Boxen und Menü-Kombis in Dauerschleife laufen, befindet sich die Liste mit den Einzelpreisen unten am Buffet. Besonders, wenn viele Menschen mit Kindern vor dem Tresen anstehen, ist der Aushang schwer zu entdecken: Er befindet sich etwa auf Kniehöhe, zwischen Menschenbeinen, Taschen und Jacken.

Cineplexx bestätigt auf Anfrage, dass die Einzelpreise grundsätzlich ausgewiesen sind. "Über Preislisten, die am Kinobuffet ausgehängt sind", teilt ein Sprecher mit. Auch Fotos, die die Preisliste und ihre Platzierung zeigen, wurden an VOL.AT übermittelt. Die Mitarbeiterinnen würden selbstverständlich weiterhelfen, wenn Gäste Fragen zu den Preisen haben. Dazu meint der Bregenzer Familienvater: "Wenn ich mit meinen kleinen Kindern vor der Theke stehe und hinter mir viele andere warten, dann muss es schnell gehen und ich will da nicht für zusätzliche Wartezeiten sorgen. Jeder ist froh, wenn es schnell geht."

Screens bewerben Sonder- und Standardboxen

Warum werden die Einzelpreise nicht ebenfalls auf den gut sichtbaren digitalen Screens angezeigt – also genau dort, wo man automatisch hinschaut? Laut Cineplexx liegt das daran, dass die Bildschirme vorrangig für wechselnde Angebote genutzt werden: "Die Screens sind vor allem dazu da, Sonder- und Filmboxen, also temporäre Artikel, zu bewerben", so ein Sprecher. Da diese Boxen nicht immer im Angebot sind, werden auch Standardboxen ausgespielt. "Das ist ebenfalls im Interesse der Kundinnen, da alle Boxen, nicht jedoch die Menüs, günstiger sind, als wenn die Gäste die Produkte einzeln kaufen würden."

Preislisten "transparent ausgehängt"

Auf die Frage, ob die weniger prominente Platzierung der Einzelpreise eine Entscheidung des Standorts ist, heißt es: "Die Preislisten sind an allen Cineplexx-Standorten transparent ausgehängt." Transparenz werde zudem dadurch gewährleistet, dass die Preise beim Kassenvorgang am Customer-Facing-Screen erscheinen – das heißt, während des Bezahlvorgangs eingeblendet werden. Auch über Website und App seien zumindest für ausgewählte Kinos die Einzelpreise beim Online-Snackkauf klar ersichtlich. Das sei auch in Hohenems der Fall.

Denkt Cineplexx darüber nach, die Einzelpreise künftig auch auf den Screens einzublenden? Die Antwort darauf fällt höflich, aber offen aus: "Danke für das Feedback und die Anregung. Die optimale Orientierung und Servicierung unserer Gäste ist uns natürlich wichtig, darum nehmen wir die Idee gerne auf und prüfen sie intern."

"Preisauszeichnung eigentlich Genüge getan"

Karin Hinteregger von der AK-Konsumentenberatung bestätigt im Gespräch mit VOL.AT, dass Cineplexx mit der angebrachten Preisliste grundsätzlich die gesetzlichen Anforderungen erfüllt. Ein Kinobuffet gelte als Gastgewerbebetrieb und falle damit unter eine erleichterte Preisauszeichnungspflicht. "Damit ist einer Preisauszeichnung eigentlich Genüge getan", so Hinteregger im VOL.AT-Gespräch.

Eine Frage der Sichtbarkeit

Es stelle sich aber die Frage der Kundenfreundlichkeit und Sichtbarkeit: Man könne darüber diskutieren, ob das an einer leicht sichtbaren Stelle sei, meint sie. "Wenn niemand davorsteht, wahrscheinlich schon. Wenn 40 Leute davorstehen, wahrscheinlich nicht."

Die digitalen Screens, auf denen ausschließlich Menü- und Boxangebote angezeigt werden, seien rechtlich nicht zu beanstanden. "Das ist wie ein Werbeplakat", gibt die Konsumentenschützerin zu verstehen. Es gelte mehr der Bewerbung als der Erfüllung der Gesetze mit Preisauszeichnungspflicht. Man dürfe davon ausgehen, dass die Boxen wie von Cineplexx beschrieben billiger seien als der Kauf der Einzelprodukte. "Das dürfte der Kundenerwartung entsprechen", so Hinteregger.

Es stehe dem Betreiber frei, die Screens bzw. Flächen für Aktionen zu nutzen. "Ganz wichtig ist, dass sich der Kunde jedenfalls über den Einzelpreis informieren kann, was durch den Aushang möglich ist", merkt sie an.

Was sich Konsumentenschützer wünschen

Aus Konsumentenschutzsicht wäre eine besser sichtbare Umsetzung dennoch wünschenswert. Hinteregger formuliert es so: "Konsumentenschützer wünschen sich natürlich in allen Fällen eine sehr umfassende und für den Kunden leicht verständliche Information." Ausreichende Transparenz sei wünschenswert. Informationen sollen gut leserlich sein und "quasi ins Auge fallen".

Ob eine Ergänzung der Einzelpreise auf den Screens sinnvoll wäre, hängt aus Hintereggers Sicht vom Servicegedanken ab. "Sinnlos wäre es sicher nicht, wenn der Konsument dadurch besser informiert ist", merkt sie an. Rechtlich habe das Cineplexx jedenfalls die gesetzliche Preisauszeichnungspflicht erfüllt. Die Entscheidung obliegt dem Kinobetreiber.