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"Ich glaube, ich passe sehr gut zu Altach"

Altachs Neuverpflichtung Ze Elias sprach mit den "VN" über seine Rückkehr nach Europa, Altach und Brasiliens Nationalteam.

VN: Muss man sich um den brasilianischen Fußball Sorgen machen? Das Nationalteam ist seit vier Spielen ohne Sieg, in der WM-Qualifikation nur Fünfter.
Ze Elias:
Der Fußball in Brasilien kämpft mit strukturellen Problemen. Es gibt neue Transferreglements, es reden zu viele Leute mit. Die Vereine kämpfen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Und daraus resultiert dann ein qualitatives Problem für den Sport. Im Nationalteam spielen momentan drei sehr gute Fußballer, aber acht sind beliebig austauschbar. Eigentlich müsste es umgekehrt sein.

VN: Wie lange wird sich “Selecao”-Trainer Carlos Dunga noch halten können?
Ze Elias:
In Brasilien wirst du nur Nationaltrainer, wenn du als aktiver Fußballer etwas geleistet hast. Dunga ist ein guter Trainer, der aber in der Öffentlichkeit nicht ankommt. Als Trainer in Frage kommen eigentlich nur Vanderlei Luxemburgo, der das Team schon einmal betreut hat, oder Muricy Ramalho, der mit Sao Paulo große Erfolge gefeiert hat.

VN: Ein Job als Fußballtrainer – wäre das etwas für Sie?
Ze Elias:
Ich werde auf jeden Fall dem Fußball erhalten bleiben. Aber nicht als Trainer. Ich habe beim Radio­sender Globo während der WM 2006 erste Erfahrungen als Reporter gesammelt. In Brasilien ist Radio sehr modern: wenn ein Fußballspiel übertragen wird, schauen die Leute fern und schalten den Radio-Kommentar dazu. Ich habe auch eine eigene Web-Seite und möchte später Journalismus studieren.

VN: Sie waren zuletzt in Brasilien bei Londrina unter Vertrag. Was hat Sie zur Rückkehr nach Europa bewogen?
Ze Elias:
Ich bin 2004 von Genua zum FC Santos gegangen, habe den regionalen Meistertitel geholt. Dann war ich nochmals in Europa, bei Donetsk und Nikosia. Einem Freund zuliebe habe ich dann bei Londrina gespielt. Meine Frau, sie ist Ärztin, und ich sind weltoffen, wir wollten wieder außerhalb von Brasilien leben. Sobald ich in Bregenz eine Wohnung gefunden habe, wird meine Familie nachkommen.

VN: Wie kam es zum Engagement in Altach?
Ze Elias:
Über einen Manager kam die Anfrage von Altach. Es gab dann auch noch Angebote aus Katar und Australien. Aber da war ich Altach schon im Wort – und das zählt für mich. Ich bin ein bodenständiger und familiärer Typ – ich denke ich passe sehr gut zu Altach.

VN: Ihr Vertrag läuft für ein Jahr und ist leistungsbezogen.
Ze Elias:
Ja, ich werde nur bezahlt, wenn ich auch spiele. Ich lebe aber für den Fußball.

VN: Der erste Eindruck von Ihrem neuen Klub?
Ze Elias:
Ich mag es, wie es hier in der Kabine zugeht. Da wird man per Handschlag begrüßt, es sind alle sehr herzlich, das gefällt mir. In Deutschland war die persönliche Distanz größer. Die Ausnahme war Reiner Calmund in Leverkusen. Ich kam damals als 19-Jähriger dorthin und Reiner war wie ein Vater zu mir.

VN: Sie haben bei vielen großen Klubs gespielt, rund ein Dutzend Titel, darunter mit Inter Mailand den UEFA-Cup geholt, 1996 Olympiabronze gewonnen. Welcher Erfolg war für Sie der größte?
Ze Elias:
Ich habe mir mit 16 Jahren einen Stammplatz in der ersten Mannschaft von Corinthians erkämpft. Das ist ungefähr so, als wie wenn man mit 16 Jahren bei Bayern München spielen würde. Mein erstes Spiel war am 7. September 1993 gegen Cruzeiro Belo Horizonte – und mein Gegner war Ronaldo. Der ist genau drei Tage älter als ich. Wir beide haben den brasilianischen Fußball zu einer Verjüngungskur verholfen. Nach unseren Debüts bauten alle Klubs sechs, sieben junge Spieler ein, wir waren sozusagen die Türöffner. Zu dieser Zeit habe ich bei drei Nationalteams gleichzeitig gespielt: in der U 20, der Olympia-Auswahl und im Nationalteam.

VN: Wann können die Fans mit der Premiere von “Ze” im Altach-Dress rechnen – und auf welcher Position?
Ze Elias:
Ich bin zwar verletzungsfrei, aber ich benötige noch ein Aufbau-Trainings. Das hat damit zu tun, dass die Trainingsmethoden verschieden sind: in Brasilien sind es lange Einheiten von an die zwei Stunden. Hier wird mehr in Richtung Kraft und Schnelligkeit gearbeitet. Ich möchte auf jeden Fall bei der ersten Meisterschaftspartie dabei sein. Auf welcher Position ist mir egal. Ich will einfach zu den ersten elf gehören.

VN: Wer wird Europameister?
Ze Elias:
Schwer zu sagen. Viele Favoriten sind bereits ausgeschieden. Nur soviel: im Fußball gewinnt nicht immer das beste Team.

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