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"Ich dachte, jetzt ist es aus"

Nüziders - Nein, vergessen wird Siegfried Simon ihn nie: Diesen Augenblick, als die Schneemassen über ihn hereinbrachen. "Als es dunkel um mich wurde, habe ich eigentlich mit dem Leben schon abgeschlossen."

“Ich dachte, es ist aus.“ Der 53-jährige Drucker aus dem Sauerland, der seit einigen Jahren in Bludenz lebt und arbeitet, hat einen Bergunfall hinter sich, der in den meisten Fällen tödlich endet. Bei einem Winterspaziergang auf dem Muttersberg wurde er gestern Mittag im Bereich der Einmündung des Doblerwegs in den Güterweg „Tiefenseesattel“ von einer Nassschneelawine vollständig verschüttet. Wie durch ein Wunder kam Siegfried Simon mit Unterkühlungen und ein paar Schrammen im Gesicht davon. „Mir ist zwar noch etwas kalt, aber ansonsten fühle ich mich schon wieder ganz gut“, erzählt der 53-Jährige wenige Stunden nach dem Unglück im Krankenhaus Bludenz. Der Schreck ist ihm aber noch deutlich anzusehen, wenn er vom Krankenbett aus die schrecklichste Viertelstunde seines Lebens schildert. „Ich habe zunächst nur ein Grollen gehört, dann war da nur noch eine weiße Wand über mir. Als ich unter den Schneemassen feststeckte, konnte ich gerade noch eine Hand leicht bewegen und hatte gerade so viel Luft, dass ich noch um Hilfe rufen konnte.“ Dass Siegfried Simon unter den Schneemassen nicht erstickt ist, hat er dem raschen und beherzten Eingreifen des Ludescher Gemeindearztes Dr. Klaus Zitt zu verdanken. Zusammen mit Freunden hielt der Arzt sich unweit des Unglücksortes auf einer Hütte auf und beobachtete von dort aus, wie die Nassschneelawine vom Rappenschrofen aus 500 Metern über eine Sturzrinne auf den Güterweg donnerte. „Nachdem dort immer wieder Leute unterwegs sind, bin ich gleich losgegangen um nachzusehen“, erzählt Klaus Zitt. „Ich hatte einfach ein ungutes Gefühl, dass da was passiert sein könnte.“

Leises Wimmern

So wurde er gleichsam zum Lebensretter. Als der Arzt am Lawinenkegel ankam, hörte er aus dem Schnee ein dumpfes, leises Wimmern. „Ich habe sofort angefangen zu graben, mit Händen und Ellbogen den Schnee weggekratzt.“ Nach kurzer Zeit konnte Klaus Zitt zumindest den Kopf des Lawinenopfers freilegen. „Der Verschüttete war in Todesangst. Ich habe versucht, beruhigend auf ihn einzuwirken.“ Mit Unterstützung von weiteren Helfern und der mittlerweile am Unglücks­ort eintreffenden Besatzung des Rettungshubschraubers Christophorus 8 gelang es ihm schließlich, den völlig erschöpften Siegfried Simon aus den Schneemassen auszugraben. Mittels Bergetau wurde der Gerettete schließlich geborgen und ins Spital nach Bludenz geflogen. Der behandelnde Internist Dr. Christian Messmer: „Dem Patienten geht es gut, er kann das Spital schon bald wieder verlassen.“

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