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„Ich bin mein eigener kleiner Wanderzirkus“

©Sams
Eigentlich kennt man Linda Peterlunger aus ihrem „Eiswägile“ (Lindas Icecream). Im Talk spricht sie über den Tod von Ingo und Suzana Kantorek, die Zeit im Profifußball und ein spezielles Tattoo.

WANN & WO: Wenn man dich so sieht, fallen neben deinem Lächeln gleich deine Tattoos ins Auge. Welches deiner Körperkunstwerke hat die größte Bedeutung für dich?

Linda Peterlunger: Jedes Tattoo hat seine ganz eigene Gesichte, aber ich denke, das Wappen meiner Familie ist das Wichtigste. Ich habe mir damals aus den Haaren meiner Angehörigen Tinte anfertigen lassen und damit dann das Tattoo stechen lassen. So habe ich sie wirklich immer bei mir.

WANN & WO: Welchen Stellenwert hat die Familie in deinem Leben?

Linda Peterlunger: Einen sehr hohen. Ich habe das Glück, immer auf meine Eltern und meinen Bruder zählen zu können. Auch als ich 2015 von Kiel zurück ins Ländle kam und gar nichts hatte, waren sie für mich da.

WANN & WO: Was hast du in Deutschland gemacht?

Linda Peterlunger: Ich sage immer, ich bin mein eigener kleiner Wanderzirkus (lacht). Mich hat es durch Kontakt in die Tattoo-Branche nach Deutschland verschlagen. Nach meiner Ausbildung im Lebensmittelhandel und meinem Job im Sportverkauf bin ich nach Liechtenstein, um dort als Vorarbeiterin in der Industrie zu arbeiten. Aber nach zehn Jahren vermisste ich den Kontakt zu den Menschen und bin schließlich auch in ein Loch gefallen. 2013 bin ich dann ausgebrochen und habe auf Tattoo-Conventions T-Shirts von Artist promotet und verkauft und bin herumgereist. Auch mit Social Media habe ich zu dieser Zeit begonnen. Schließlich bin ich dann in Kiel gelandet.

WANN & WO: Warum bist du dann 2015 wieder zurückgekommen?

Linda Peterlunger: Ich war nicht so ganz damit einverstanden, dass ich etwas verkaufen muss, hinter dem ich nicht zu 100 Prozent stehe. Das bin nicht ich. Und so habe ich dann innerhalb von nur drei Tagen meine Sachen gepackt und bin zurück nach Vorarlberg gezogen. Hier hatte ich dann erst einmal gar nichts. Keine Wohnung, keinen Job und kein Geld. Aber meine Familie hat mir in dieser schweren Zeit wieder auf die Beine geholfen. 2016 habe ich dann festgestellt, in Vorarlberg zu leben und zu arbeiten, ist doch ganz schön. Das war für mich eine Art Schlüsselerlebnis.

WANN & WO: Du hast daraufhin einen Job als Eisverkäuferin angenommen. Warum bist du wieder zurück in den Verkauf gegangen?

Linda Peterlunger: Verkauf ist mein Talent. Als Verkäuferin zu arbeiten, hat mir schon immer viel spaß gemacht. Den Leuten mit einem guten Produkt eine Freude zu machen, ist doch das Schönste, das es gibt. Womit könnte man das besser als mit Eis (lacht)? Es war, wie jeder Job den ich hatte, eine tolle spannende Zeit, aber alle Umstände drängten endgültig darauf hin, mich selbstständig zu machen.

WANN & WO: War der Wunsch, dein eigener Chef zu sein, schon immer da?

Linda Peterlunger: Dieser konkrete Wunsch nicht, aber es ergab sich alles so in den vergangen Jahren und die Leute um mich herum, meinten immer wieder aufs Neue, ich soll endlich mein eigenes Ding machen. Und so habe ich dann mit Hilfe von guten Freunden einen Business-Plan erstellt, mir mein „Eiswägile“ zugelegt und mich selbstständig gemacht. Und seitdem zaubere ich meinen Kunden mit frischem Softeis im Sommer beinahe täglich ein Lächeln ins Gesicht. Ich sage immer: Ich verkaufe „Happiness“.

WANN & WO: Ist wirklich immer alles so heiter, wie es scheint?

Linda Peterlunger: Nein. Es ist nicht immer alles nur „Happiness“, auch wenn es manchmal so scheint. Gerade im Sommer dauern meine Arbeitstage schon einmal 20 Stunden. Klar ist man dann müde, aber ich weiß, ich werde am nächsten Tag wieder Leute glücklich machen. Dadurch vergesse ich die Müdigkeit und bin dankbar, dass ich mich für die Selbstständigkeit entschieden habe. Positive Gedanken und eine motivierende Einstellung helfen dabei, die langen Tage durchzustehen.

WANN & WO: Dass es dir nicht immer gut geht, hat man besonders nach dem Tod deiner Freunde Ingo und Suzana Kantorek, die bei einem Autounfall im August diesen Jahres ums Leben kamen, gemerkt. Da hast du dich für eine radikale Social Media-Pause entschieden. Warum?

Linda Peterlunger: Als ich die Meldung auf Facebook gesehen habe, konnte ich es erst gar nicht glauben. Nachdem es dann immer mehr Freunde und Bekannte geteilt haben, hat es mir erst einmal den Boden unter den Füßen weg gezogen. Danach hat es drei Tage geregnet und ich habe mich sowohl von Social Media, als auch beruflich zurückgezogen. Wie so oft, haben mir gute Freunde und meine Familie durch diese Zeit geholfen.

WANN & WO: Der Kontakt zu deiner Familie ist sehr eng. War das schon immer so oder hat sich das über die Jahre, in denen du im Ausland warst, entwickelt?

Linda Peterlunger: Schon als Kinder waren mein Bruder und ich viel zusammen unterwegs. Mein Papa war damals Fußballtrainer und so kam es, dass auch ich eines Tages einmal bei einem Training dabei war. Frauenfußball war damals eigentlich noch kein großes Thema. Aber ich habe schnell Gefallen daran gefunden und habe dann immer weiter gespielt.

WANN & WO: Du warst damals ziemlich erfolgreich und hast sogar in der U18-Nationalmannschaft trainiert. Wie kam es dazu?

Linda Peterlunger: Ich war immer im Verein aktiv und irgendwann hieß es dann: „Du hast wirklich Talent und Ballgefühl“. So bin ich dann schließlich in der U18 Nationalmannschaft gelandet und habe auch in der österreichischen Bundesliga gespielt. 2007 habe ich dann aber, nach mehreren kleineren Verletzungen, für mich entschieden, mich wieder auf andere Sportarten wie Tennis zu beschränken und meine Karriere aufgegeben.

WANN & WO: Stichwort Sport: Du hast in den vergangenen Jahren einiges an Gewicht verloren. Welche Rolle haben sportliche Aktivitäten dabei gespielt und wie lässt sich das mit deiner Liebe zu leckerem Softeis vereinen?

Linda Peterlunger: Das geht eigentlich ganz gut. Eis esse ich aus purer Freude am Genuss, oder auch einmal statt einer Mahlzeit (lacht). Ich habe in den letzten Jahren rund 18 Kilogramm durch gesunde Ernährung und mit Hilfe meines Crosstrainers, den ich mir in Kiel geheim gekauft und in meine kleine Wohnung gestellt habe, verloren. Als ich zurück ins Ländle kam, habe ich mit meinen Eltern auf einen gesünderen Lebensstil umgestellt und auch mein Papa hat rund 20 Kilogramm verloren.

WANN & WO: Wenn man so viel Gewicht verliert, verändert sich auch der Körper. Waren bzw. sind Schönheits-OPs für dich jemals eine Option?

Linda Perlunger: Klar, habe ich noch die ein oder andere „Altlast“, die ich mit mir herumtrage, aber eine OP kommt für mich nicht in Frage. Nur eine Zahnspange habe ich jetzt. Ich habe mir gedacht, das muss noch sein, bevor ich 40 werde. Meinen Po von damals habe ich immer noch, aber der gehört einfach zu mir (lacht).

Die gesamte Ausgabe der Wann & Wo lesen Sie hier.

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