“Irma” steuert wohl direkt auf Miami zu
Der Wirbelsturmhinterließ auf seinem Weg zerstörte Häuser, überflutete Straßen und entwurzelte Bäume. In den US-Staaten Florida und Georgia wurden eine Million Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgerufen. Für Sorge sorgte am Donnerstagabend der Bericht, wonach “Irma” am Samstag die Millionenmetropole Miami voll erfassen werde. Auch das Feriendomizil “Mar-a-Lago” von Präsident Donald Trump könnte von “Irma” heimgesucht werden. Zwei Atomkraftwerke in Florida wurden vorsichtshalber abgeschaltet.
Den USA droht damit zwei Wochen nach “Harvey” der zweite verheerende Hurrikan. Floridas Gouverneur Rick Scott zufolge könnte “Irma” schwerere Schäden anrichten als der Wirbelsturm “Andrew” 1992 – bis heute einer der teuersten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA.
37 Millionen Menschen betroffen
Wie viele Menschen durch “Irma” bereits ums Leben kamen, blieb zunächst unklar. Frankreichs Premierminister Edouard Philippe sagte am Donnerstag, im Überseegebiet Saint-Martin seien vier Tote gefunden worden. Er betonte, die Bilanz sei noch unsicher. Auf dem niederländischen Inselteil Sint Maarten kam mindestens ein Mensch ums Leben, wie Innenminister Roland Plasterk mitteilte. Zuvor war bereits von mehr Toten die Rede gewesen. Der schlechte Zugang zum Katastrophengebiet machte eine genaue Erfassung der Opferzahlen zunächst schwierig. Im britischen Überseegebiet Anguilla und auf Barbuda kamen zwei Menschen ums Leben.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Sturms betroffen sein. Der Hurrikan passierte in der Nacht auf Freitag Haiti und sollte dann weiter Richtung Kuba, Bahamas und Florida ziehen.
Kleine Karibikinseln zu 95 Prozent zerstört
“Irma” ist einer der stärksten jemals in der Region registrierten Tropenstürme mit Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 290 Kilometern pro Stunde. Besonders schwer getroffen wurden die Karibikinseln Barbuda, Saint-Martin und Anguilla. “Mindestens 95 Prozent der Gebäude wurden beschädigt. 60 Prozent der Bevölkerung sind obdachlos”, sagte Premierminister Gaston Browne zur Lage auf Barbuda. Die Insel sei praktisch unbewohnbar geworden.
Schon Stufe 3 – “José” gewinnt an Fahrt
Angesichts des heraufziehenden nächsten Hurrikans “José” rief die Regierung die Bewohner auf, Barbuda zu verlassen und auf der Nachbarinsel Antigua Schutz zu suchen. Sollte der neue Wirbelsturm der Kategorie drei weiter Kurs auf Barbuda nehmen, werde die Insel zwangsgeräumt. “Jose” befand sich am Donnerstag 955 Kilometer östlich der Kleinen Antillen und erreichte eine Geschwindigkeit von 195 Stundenkilometern.
Frankreich und Niederlande schicken Hilfe auf Inseln
Nach dem Durchzug von “Irma” begannen auf den Kleinen Antillen im Südosten der Karibik die Aufräumarbeiten. Vom französischen Übersee-Departement Guadeloupe aus wurden 400 Gendarmen und 400 Feuerwehrleute in das Gebiet geschickt. Zwei Fregatten, zwei Aufklärungsflugzeuge, Transportflugzeuge und Helikopter waren im Einsatz. Der französische Präsident Emmanuel Macron und die britische Premierministerin Theresa May vereinbarten eine enge Zusammenarbeit, um das Ausmaß der Zerstörung zu erfassen und die Rettungsmaßnahmen zu koordinieren. Macron sagte, dass er so schnell wie möglich in die Region reisen wolle.
Niederländische Marinesoldaten trafen mit ersten Hilfsgütern auf Sint Maarten ein. Sie sollten helfen, den Flughafen und den Hafen wieder instandzusetzen. Zwei Flugzeuge der niederländischen Streitkräfte mit Hilfsgütern waren unterwegs zu der Insel. Sie hatten unter anderem Trinkwasser und Nahrung für die etwa 40.000 Einwohner an Bord.
Haiti: Von einer Katastrophe in die nächste
Auch zahlreiche Karibikurlauber waren vom Hurrikan betroffen. In der Dominikanischen Republik brachten die Behörden rund 7.500 Touristen in Sicherheit. In Kuba wurden rund 36.000 Urlauber von der besonders gefährdeten Nordküste an sicherere Orte gebracht, wie das staatliche Fernsehen berichtete.
Mit Sorge blickten Hilfsorganisationen auf das bitterarme Haiti. Dort leiden die Menschen noch immer unter den Auswirkungen des Erdbebens von 2010 und Hurrikan “Matthew” im vergangenen Jahr. Viele Haitianer leben in provisorischen Unterkünften und sind schlecht auf einen neuerlichen Tropensturm vorbereitet. “Mit jeder Naturkatastrophe verschlechtert sich die Lage der Menschen”, sagte Catherine Stubbe von der Hilfsorganisation Handicap International. “Wenn sie sich gerade von einem Unglück erholt haben, kommt das nächste.”
Hilfsorganisationen und die Behörden brachten sich am Donnerstag im Norden von Haiti in Stellung. Techniker, Mediziner und Rettungskräfte stünden bereit, um zu helfen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Nichtregierungsorganisationen schafften Hilfsgüter in die besonders gefährdeten Regionen.
(APA/dpa/ag.)
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