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Huldigt Rhupos dem Schmutzgott

Die fünf Reiter der Apokalypse beim witzig, spritzige Theater von Irina Orlovskaya.
Die fünf Reiter der Apokalypse beim witzig, spritzige Theater von Irina Orlovskaya. ©Emir T. Uysal
  Walktanztheater präsentiert neues Theaterstück von Irina Orlovskaya.   Feldkirch. (etu) Wer Werke der Dichterin und Künstlerin Irina Orlovskaya kennt, weiß dass diese völlig gegen die Norm ausfallen.
Trash me up before you go go

Die in Bulgarien geborene Autorin gibt immer wieder tiefe Einblicke in die verstaubtesten Winkel der Gesellschaft. So wanderte sie nach ihrem Abschluss des Studiums der Nationalen Kunstakademie Sofia nach Deutschland aus. Nachdem sie sich mit Gelegenheits-Putzjobs durchschlug, kam ihr der Gedanke, sich philosophisch der Fragestellung von Reinheit und Unreinheit zu widmen. Denn in Politik, Kunst und Werbung wird stets das porentiefe Reinheitsbild als Ideal vermittelt.

 

 

Sektentreffen der „Reiter“
Mit dem neuen Stück „Trash me up before you go go“ setzt Orlovskaya ein Zeichen gegen den Sauberkeitswahn. Das „walktanztheater.com“ mit Maria Fliri (als Angel Bloodwind), Brigitte Walk (als Shadow Cat), Kilian Haselbeck (als Peter Parker alias Spiderman), Helena Daehler (als Lady Mystic) und Anwar Kashlan (als Old Dirty Bastard) in den Hauptrollen lädt zum Sektentreffen ins „Church Of Dirt“. Mit Abfall jeglicher Art wurde das Obergeschoss des Alten Hallenbads in Feldkirch in einen „Trashodome“-Müllkathedrale umgebaut. Das Bestreben der Gruppe ist es, aus dem allgemeinen Optimierungswahn, dem Streben nach höchster seelischer, gesellschaftlicher Reinheit auszusteigen. Dabei feiert die Sekte ihre sogenannte „schmutzige, fantastische, orgiastische Messfeste“ um die Ankunft ihres Gottes, des Großen Rhupos zu beschleunigen. Doch wer ist dieser Rhupos? Sobald diese Frage aufgeworfen wird, folgen ordinäre, spritzig-witzige und teilweise obszöne Geschichten wie die fünf Reiter ihren Weg zu ihm fanden.

 

 

Poetische Peripherie
„Die Apokalypse ist nah! Wir singen für unseren Gott!“, so die talentierten Darsteller zu Beginn. Daraufhin wird auch sprachlich schonungslos vermischt: Poetische Passagen wechseln mit vulgären Phrasen ab. Das Innenleben der Sekte wird beleuchtet, die nach dem Muster jeder anderer Sekte funktioniert. Nach kurzer Zeit wird klar, dass im Tohuwabohu auf der Bühne eine Struktur steckt, und die anfängliche humorvoll-wirren Ballett- bis Breakdance-Einlagen eines Helden in Strumpfhosen nicht nur zur Unterhaltung dienen. Verpackt in ein „trashiges“ Bonbon, entführt das Theaterstück auf eine mehr oder minder niveauvolle Achterbahn voller Spannung und fesselnden Textpassagen. Selbst wenn diese von einer sanften Stimme eines „transsexuellen Elfen“ stammen. Die Schauspieler zeigten sich selbst bei langen Dialogen textsicher und boten mit verrückter Mimik ein sensationelles Theatervergnügen, welches man nicht oft erlebt. Mit rauschenden Orgien wird auf aktuelle Themen, wie Social Networks, Krieg im Dschihad, illegalen Drogenkonsum und Kapitalismus aufmerksam gemacht. Das Stück trifft den Puls der Zeit und nimmt mit unbarmherzigem Scharfblick die gesamte Außenwelt aufs Korn.

 

Weitere Termine:
15., 16., 19., 20., 22., 23., 27., 28. und 29. November jeweils
um 20 Uhr im Alten Hallenbad.

Karten:
Tickets gibt es bei v-ticket.at, unter 0552273467 oder unter karten@feldkirch.at

 

 

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