AA

Hoyzer als reuiger Sünder

Im Fernsehgericht bei Johannes B. Kerner gab Robert Hoyzer den reuigen Sünder. Doch zu überzeugen wusste der Hauptbeschuldigte im Wettskandal bei seinem umstrittenen Auftritt in der ZDF-Sendung nicht. | Bericht im Spiegel

DFL-Chef Werner Hackmann und DFB-Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell fällten ein vernichtendes Urteil über die TV-Beichte des 25-Jährigen. “Ich fand’s einfach nur peinlich”, sagte der Vorsitzende der Deutschen Fußball Liga (DFL) kurz und knapp. “Ich warte nur noch darauf, dass er sich ein Schild umhängt mit der Aufschrift: Bin unschuldig”, echauffierte sich Amerell. Auch der frühere WM-Schiedsrichter Bernd Heynemann kritisierte Hoyzers Verhalten. “Er hat das für sich genutzt, um sich als Gutmensch darzustellen. Ich habe jede Einsicht vermisst, dass es sich um bandenmäßige Kriminalität handelt. Das ist zum Kotzen”, sagte er.

Hoyzer, im braunen Anzug und weißen Hemd, saß seitlich von Kerners Schreibtisch und wirkte wie ein “Lausbub”, der sich vor dem Schuldirektor wegen eines Streichs verantworten muss und vom Vater begleitet wird. “Dieses Wort Scham nutzt man sehr, sehr selten -, aber ich muss zugeben: Ich schäme mich für die ganze Sache”, sagte der Berliner, der als rechtlichen Beistand seinen Anwalt Thomas Hermes mitgebracht hatte.

Zwischen Pfiffen und Buhrufen am Anfang seines Auftritts und zögerlichem Beifall am Ende der Sendung wiederholte er nur bekannte Fakten. Deshalb machte er auch keinerlei Angaben, als er von Kerner nach einer etwaigen Verwicklung von Casino SW Bregenz in den Wettskandal gefragt wurde. Hoyzer blieb in vielen Punkten unkonkret, entschuldigte sich ständig. Er beschrieb, wie ein “sehr aufrichtiger Mensch, der aus einem sehr guten Elternhaus kommt” innerhalb von neun Monaten zur zentralen Figur des größten Skandals im deutschen Fußball seit drei Jahrzehnten wurde. Als Hauptmotiv nannte er “Geldgier”, geblendet vom aufwändigen Lebensstil seiner kroatischen Wettpartner. An den Fußball habe er nicht mehr gedacht. Hoyzer bestätigte, 67.000 Euro und einen Plasmabildschirm für seine Manipulations-Dienste erhalten zu haben. Auf Kerners Frage, was er als gerechte Strafe empfinden würde, antwortete er: “Ich habe die Hoffnung, nicht in den Bau zu müssen.”

In der “Bild”-Zeitung (Mittwoch-Ausgabe) stellte Hoyzer noch einmal die gesamten Bundesliga-Schiedsrichter unter Generalverdacht. Er trage keine Namen nach außen, sagte er. “Ich bin aber nicht alleine im Boot. Ich lege für keinen Bundesliga-Schiedsrichter meine Hand ins Feuer. Ich bin überrascht, dass die anderen dem Druck standhalten.”

  • VOL.AT
  • Sport
  • Hoyzer als reuiger Sünder