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"Holländisches Platzbild": Jüdisches Museum Wien bekommt restituiertes Gemälde

Das "Holländische Platzbild" ist ab sofort zu sehen.
Das "Holländische Platzbild" ist ab sofort zu sehen. ©Ouriel Morgenszetern
Das Jüdische Museum Wien darf sich über eine Schenkung freuen. Ab sofort ist das Gemälde "Holländisches Platzbild" im Schaupdeot des Museums zu sehen.

Die Erben der Familie Kraus übergaben dem Jüdischen Museum Wien das Gemälde „Holländisches Platzbild“ von Jan van der Heyden, ca. 1700. Das Bild kehrt somit wieder nach Wien zurück, wo es bis 1938 Teil der Kunstsammlung von Gottlieb und Mathilde Kraus war. Ab sofort ist die Malerei im Schaudepot des Museums zu sehen.

"Holländisches Platzbild": Der Weg bis ins Jüdische Museum Wien

Das „Holländische Platzbild“ hat eine lange Reise hinter sich und steht symptomatisch dafür, wie mit gestohlener Kunst seit Ende des Naziregimes umgegangen wurde. Dank der Nachforschungen der Commission for Looted Art in Europe, welche die Familie Kraus repräsentiert, konnte herausgefunden werden, dass die Malerei 1942 von Heinrich Hoffmann, Fotograf von Adolf Hitler und Schwiegervater von Baldur von Schirach, Gauleiter und Reichstatthalter von Wien, gekauft wurde. Nach dem Krieg wurde das Bild von den Alliierten 1959 nach Bayern gebracht, mit der Verbindlichkeit es zu restituieren. Allerdings wurde es 1962 an Henriette Hoffman von Schirach, Ex-Frau von Baldur von Schirach, für 300 DM verkauft, die es ein Jahr später um 16.100 DM an den Xanten Dombauverein weiterverkaufte. 2011 konnte von der Commission for Looted Art in Europe die Forderung zur Restitution gestellt werden, die dann im März 2019 erfolgte.

Jüdisches Museum Wien zeigt sich dankbar über Schenkung

„Das Jüdische Museum Wien ist sehr dankbar für diese Schenkung. Ein großartiges Kunstwerk, das nun in die Stadt zurückkehrt, in der es einst Teil einer einmaligen Kunstsammlung war und aus der es im Jahr 1938 von den Nazis geraubt wurde. Wir bewahren mit dieser Übergabe das Andenken an Mathilde und Gottfried Kraus, indem wir ihr Schicksal an unsere BesucherInnen vermitteln und das Bewusstsein für die Dringlichkeit von Restitutionen schärfen", sagt Direktorin Danielle Spera.

„Mit der Schenkung dieses Gemäldes kehrt ein weiteres Stück Geschichte nach Wien zurück und es ermöglicht an das Schicksal von Gottlieb und Mathilde Kraus zu erinnern. Aus dieser Erinnerung ergibt sich Verantwortung, der sich die Stadt Wien stets gestellt hat. Sei es in der Restitution, in der kontinuierlichen Förderung jüdischer Kultur oder in der beständigen Erinnerungsarbeit, die durch zahlreiche künstlerische Interventionen in den Stadtraum eingeschrieben ist", so Stadträtin Veronica Kaup-Hasler.

John Graykowski, Urenkel von Gottlieb und Mathilde Kraus sagte: „Die bloße Tatsache, dass das Gemälde nach Wien zurückkehrt, in die Stadt, aus der meine Urgroßeltern vor 80 Jahren fliehen mussten, ist einfach bemerkenswert. Was das Bild repräsentiert, ist die Kraft der Hoffnung, die Stärke der Ausdauer und der Glaube, dass Gerechtigkeit endgültig siegen wird.“

Anne Weber, Vize-Vorsitzende der Commission for Looted Art in Europe, ergänzte: „Wir sind sehr erfreut, dass es möglich war die Restitution des Gemäldes umzusetzen und Teil dessen Reise zurück in seine Heimatstadt zu sein. Seit zehn Jahren arbeiten wir sehr eng mit der Familie Kraus zusammen und die Geschichte des Bildes reflektiert sehr klar die Verfolgung und Ausbeutung der Nazis an der Familie Kraus.“

Wien-Wieden: Familie bauten bemerkenswerte Kunstsammlung auf

Gottlieb Kraus war Geschäftsmann und Honorarkonsul der Tschechoslowakei in Österreich. Er und seine Frau Mathilde bauten eine bemerkenswerte Kunstsammlung auf, die sie 1923 in ihrer Wohnung in der Wollebengasse, im vierten Wiener Gemeindebezirk, öffentlich zugänglich machten. Zu dieser Sammlung gehörte u.a. das Gemälde von Jan van der Heyden. Gottlieb und Mathilde Kraus flohen 1938 aus Wien nach Prag und von dort weiter in die Vereinigten Staaten.

Das Bild, welches sich nun dank der großzügigen Schenkung im Jüdischen Museum Wien befindet, ist nur eines von sieben Werken aus der Kraus-Sammlung, das bis heute restituiert werden konnte.

(Red)

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