Hoher Zeitdruck bei Signa-Insolvenz

Neben der Fortführung des Unternehmens gelte es unter hohem Zeitdruck zu bewerten, ob die angebotene Quote von 30 Prozent für die Gläubiger auf Basis der tatsächlichen Vermögenswerte angemessen ist. Außerdem stelle sich die Frage, ob die Quote tatsächlich bedient werden kann, so Weinhofer im Gespräch mit der APA.
Die Zeit wird knapp bei der Signa-Insolvenz
Bei einem Obligo von 5 Mrd. Euro müsste den Gläubigern innerhalb von zwei Jahren rund 1,5 Mrd. Euro gezahlt werden. Der Liquidationswert - jener Wert, der im Fall einer Zwangsverwertung zu erlösen wäre - liegt derzeit jedoch nur bei 314 Mio. Euro. Sollte sich im Rahmen des Sanierungsverfahrens wiederum herausstellen, dass die Vermögenswerte höher zu taxieren sind, sei es unwahrscheinlich, dass sich die Gläubiger mit der Mindestquote zufrieden geben, schätzt Weinhofer.
Immobilienwerte der Signa großteils von Banken mit Hypotheken besichert
Der Insolvenzexperte weist auch darauf hin, dass die Immobilienwerte der Signa größtenteils durch Hypotheken von Banken abgesichert sind. Dies bedeutet, dass bei einem Verkauf von Grundstücken die Banken vorrangig bedient werden müssen. Allerdings könnte dies zu Problemen für andere Gläubiger führen, deren Forderungen nicht abgesichert sind. Es ist jedoch auch nicht im Interesse der Gläubiger, die Immobilien auf den Markt zu bringen und dadurch den Preis zu senken.
Weinhofer hält Größenordnung der Insolvenz für "sportlich"
Für die Bewertung der Assets drängt die Zeit: Schon im Februar - in knapp 90 Tagen - müssen die Gläubiger dem Sanierungsplan der Holding zustimmen. Bis dorthin alle offenen Fragen zu klären, halte er angesichts der Größenordnung der Insolvenz für "sportlich", so Weinhofer. Nicht nur den Insolvenzverwalter, sondern alle Beteiligten, darunter die Gläubigerschützer, erwarte eine "Tour de Force".
Einschätzung zur Insolvenz der Signa Holding erst in einigen Wochen
Der Insolvenzverwalter der Signa Holding, der Anwalt Christof Stapf, traut sich erst in einigen Wochen eine Einschätzung zu, ob der Plan, die mit 5 Mrd. Euro verschuldete Firma zu sanieren, hält. Erst bei der Berichtstagsatzung am 19. Dezember "wird sich eine Einschätzung treffen lassen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist und ob ein Sanierungsplan erfüllt werden kann", erklärte Stapf am Donnerstag in einer Stellungnahme gegenüber der APA.
Stapf ist am Mittwochabend zum Insolvenzverwalter der Dachgesellschaft des Signa-Firmengeflechts rund um den Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko bestellt worden. Mit Schulden von 5 Mrd. Euro ist es die größte Insolvenz in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.
Stapf: "Wir haben unverzüglich mit der Überprüfung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens begonnen"
"Wir haben unverzüglich mit der Überprüfung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens begonnen", erklärte Stapf, der gemeinsam mit seinem Kanzleipartner Michael Neuhauser das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung überwacht. Die Insolvenz der Signa Holding sei aufgrund ihrer Dimension und Komplexität anders gelagert als übliche Sanierungsverfahren. "Die eingehende Prüfung wird die volle Zeit bis zur ersten Berichtstagsatzung in Anspruch nehmen", so Stapf, der bis dahin vorerst auch keine weiteren Stellungnahmen zum Verfahren geben will.
Für Stapf ist es nicht das erste große Insolvenzverfahren, er war Masseverwalter bei Yline, beim Wiener Ringstraßen-Hotel "Le Meridien" und bei den Modeketten mister*lady und Pimkie. Auch die Pleite des Poker-Casinos Montesino des Glücksspielunternehmers Peter Zanoni wickelte er ab.
Erste Gläubigerversammlung bei Signa am 19. Dezember
Bei Signa sind für den 19. Dezember die erste Berichtstagsatzung und die erste Gläubigerversammlung anberaumt. Die Prüfungstagsatzung ist für den 29. Jänner sowie die Sanierungsplantagsatzung für den 12. Februar geplant. Die Anmeldefrist für Gläubiger, denen die Signa Holding Geld schuldet, ist der 15. Jänner 2024.
Das von Benko aufgebaute Immobilienimperium ist in der Nullzinsphase der vergangenen Jahre rasant gewachsen und hat vor allem Handelsimmobilien übernommen. Die Signa-Führung räumte am Mittwoch ein, dass die Investitionen in diesem Bereich nicht den erwarteten Erfolg gebracht hätten. Zur Unternehmensgruppe gehören zahlreiche Geschäftsimmobilien in Deutschland und Österreich sowie der deutsche Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat. In Hamburg baut Signa gerade den 245 Meter hohen Elbtower. Das Projekt steht derzeit aber still, weil Signa sich die monatlichen Baukosten von kolportiert 25 Mio. Euro nicht mehr leisten kann. Dasselbe gilt für mehrere Baustellen in Deutschland, wie etwa das Areal an der Alten Akademie in München. Wie es in Wien mit der Großbaustelle Lamarr am früheren Leiner-Standort in der Mariahilfer Straße weitergeht, ist unklar. Das Edelkaufhaus sollte 2025 eröffnet werden, bisher steht nur das Stahlbetongerippe.
(APA/Red)
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