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"Hoffentlich fasst man sie bald"

Mäder - "Was sind das nur für abartige Menschen?" Anneliese Schöch macht mit der rechten Hand die Scheibenwischerbewegung und blickt immer wieder um sich. Bilder

Das ganze Haus in Mäder, Rheinstraße 7, ist erfüllt vom Lärm der Entfeuchtungsmaschinen, die als angenehmen Nebeneffekt Wärme produzieren. Wobei „angenehm” als Beschreibung für das einst schmucke Eigenheim seine Zulässigkeit verloren hat. Seit der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember im alten Jahr. Als bisher unbe­kannte Personen in das Haus der zu diesem Zeitpunkt im Ausland befindlichen Eigentümer einbrachen und es in einem Ausmaß verwüsteten, „dass wir die Option Abbruch in Erwägung ziehen mussten”, wie Anneliese Schöch berichtet.

Riesige Zerstörung

Gestohlen haben die Einbrecher nur eine Glasvase mit Geldmünzen. Ein Schaden von vernachlässigbarem Wert im Vergleich zu den unglaublichen Zerstörungen, die sie im Haus anrichteten. Die Verbrecher drehten alle Wasserhähne auf, rissen dabei die Syphons aus ihrer Verankerung, damit das ausfließende Wasser nur ja größtmöglichen Schaden anrichten konnte. Sie stießen sämtliche Kästen um. Hausrat, Kleidung, wertvolle Gegenstände – alles wurde entweder überflutet oder von den Verbrechern mutwillig zerstört. Die kostbaren Wanduhren im Keller zum Beispiel, deren Verglasungen beim Umsturz zerbasten. „Sehen Sie sich das an”, zeigt Anneliese Schöch in ein anderes Kellerabteil. „Dort waren unsere Wintersachen. Jacken, Stiefel, Mäntel, Schuhe. Nichts ist mehr zu gebrauchen. Ich hatte bei unserer Rückkehr aus dem Ausland keine Winterschuhe mehr.”

Versuchte Brandstiftung

In einem der Kinderzimmer entlud sich die unerklärliche Wut der Täter auf andere Art. Dort schleuderten sie eine Flasche Ramazzoti, die sie zufällig fanden, an die Wand. Sogar anzünden wollten die Verbrecher das Haus, doch die angesengten Kissen im Wohnzimmer wollten zum Glück nicht in Brand geraten.

Durch den Keller

Die Führung durch das verwüstete Haus nimmt viel Zeit in Anspruch. Überall sieht die 59-Jährige liebgewonnene Gegenstände, die sie nicht mehr brauchen kann. Sie hebt einen schweren Stein in die Höhe, an dessen Oberfläche ein Bohrloch sichtbar wird. „Dort steckte wohl ein Ziergegenstand drinnen. Mit diesem Stein schlugen die Einbrecher das Kellerfenster ein, um ins Haus zu gelangen. Der Stein gehört nicht uns. Vielleicht ist er eine Spur, die zu den Tätern führt.” Endlich findet Annelise Schöch ein wenig Ruhe. Sie setzt sich nieder an den Stubentisch, Gatte Willi gesellt sich dazu. „Es wird Frühjahr werden, bis wir hier wieder einziehen können”, sagt er. Das Glück im Unglück für die Schöchs. Sie erfahren in diesen schweren Tagen eine Welle berührender Hilfsbereitschaft. „Eine Cousine stellte uns in Hohenems eine kleine Wohnung zur Verfügung. Viele andere haben auch ihre Hilfe angeboten.”

Die Angst

Die Zerstörungen im Heim, in dem sie seit 21 Jahren leben, hat bei Anneliese auch seelische Kratzer hinterlassen. „Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, wie das wird, wenn wir wieder einziehen. Ich glaube ich habe Angst. Mir wäre es fast egal, würden wir es verkaufen und wo anders hinziehen.” „Nein das tun wir nicht”, entgegnet Gatte Willi. Was Anneliese und auch ihn ungemeim beruhigen würde: „Wenn man die Täter möglichst bald schnappt. Ich weiß, dass die Polizei alles unternehmen wird. Dann würden wir auch wissen, warum jemand so etwas anrichtet.”

 

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