Wenn die ganze Stadt schwitzt, wünscht man sich kühle Rückzugsgebiete. Gerade im dicht verbauten Gebiet sind diese aber spärlich gesät. Im Gegenteil: Dunkler Beton und nackte Fassaden sorgen für noch höhere Temperaturen. Wien will mit Gebäudebegrünungen diesen Hitzeinseln den Kampf ansagen. Ein Zielgebiet ist Inner-Favoriten, wo ein Fünftel aller geeigneter Bauten bis 2022 begrünt werden sollen
“Grünstattgrau” zeigt Bepflanzungsmöglichkeiten
Erreichen will man diese 20-Prozent-Marke in Zusammenarbeit mit der Know-how-Plattform “Grünstattgrau”, die am Donnerstag ihr mobiles “Experimentierlabor” MUGLI vor dem Wiener Hauptbahnhof präsentiert haben. Dort kann man sich über Bepflanzungsmöglichkeiten, aber auch über Kosten und Nutzen informieren. Das Start-up wird von der öffentlichen Hand gefördert und arbeitet zudem mit vielen privaten Partnern zusammen.
Begrünung von Häusern in Wien-Favoriten
In Inner-Favoriten bzw. im sogenannten Kretaviertel – das Gebiet zwischen Quellenstraße, Absberggasse und Gudrunstraße – ist die Begrünung von rund 50 Häusern vorgesehen. Im Bezirk gebe es zwar große Grünflächen wie den Wienerberg oder den Laaerwald, sagte Vorsteher Marcus Franz (SPÖ) bei der Projektpräsentation: “Aber im dicht verbauten Gebiet gibt es viele Straßen, wo kein einziger Baum steht”. Dabei würden 850 Quadratmeter Grünfläche im besten Fall 33 Klimaanlagen ersetzen, so der Bezirkschef.
Vera Enzi, eine der beiden Geschäftsführerinnen von “Grünstattgrau”, ging auf die Effekte von bepflanzten Bauwerken ein. In einem Straßenzug mit Fassaden sei die gefühlte Temperatur um bis zu 13 Grad niedriger. Verglichen mit einem Blech- oder Kiesdach ist bei einem Gründach ein Rückgang von bis zu vier Grad in den Innenräumen drinnen. Außerdem kann durch Bepflanzung Regenwasser gespeichert werden, durch die langsame Verdunstung kommt es zu längerfristigen Kühleffekten.
Flachdächer von Neubauten müssen begrünt werden
Um Fortschritte zu erzielen, gibt es bereits einige verbindliche Vorschriften in Sachen Neubauprojekte: So müssen etwa in Stadtentwicklungsgebieten Flachdächer so gut wie immer begrünt werden. Bei Umgestaltungen des öffentlichen Raums müssen 40 Prozent der Fläche durch Bäume beschattet werden.
Im verbauten Stadtgebiet mit viel Altsubstanz sei man eingeschränkter, sagte Christian Härtel von der MA 22 der APA. Hier wäre eine nachträgliche Fassadenbegrünung einfacher umzusetzen. Verpflichtende Vorgaben gebe es hier aber noch keine, würden aber durchaus überlegt, so Härtel. Interesse an Maßnahmen gebe es jedenfalls aus einigen Inner-Gürtelbezirken wie etwa Neubau, Mariahilf oder der Inneren Stadt im Bereich Stubentor.
(APA/red)
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