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"Hitlers Vorkosterin" - Porträt von Margot Woelk

Die damals 24-Jährige war 1941 aus der zerbombten Wohnung ihrer Eltern in Berlin-Schmargendorf zur Schwiegermutter nach Ostpreußen gezogen.
Die damals 24-Jährige war 1941 aus der zerbombten Wohnung ihrer Eltern in Berlin-Schmargendorf zur Schwiegermutter nach Ostpreußen gezogen. ©AP
Jeder Bissen konnte den Tod bedeuten. Als junge Frau wurde die Berlinerin Margot Woelk gezwungen, das Essen von Adolf Hitler auf Gift zu testen. In der RBB-Dokumentation "Hitlers Vorkosterin" (Dienstag, 22.45 Uhr) erzählt die heute 96-Jährige, wie sie zusammen mit 14 anderen Frauen zu diesem Dienst gezwungen wurde - und später als einzige fliehen konnte.

“Wir wussten ganz genau, dass die Briten ihn vergiften wollten und dass wir die Vorkosterinnen waren”, berichtet Woelk in dem Film von Achim Hippel. “Manchen liefen schon beim Essen die Tränen runter. Und dann haben wir geheult wie die Schlosshunde, dass wir’s überlebt haben.”

Vom einen Peiniger zum nächsten

Die damals 24-Jährige war 1941 aus der zerbombten Wohnung ihrer Eltern in Berlin-Schmargendorf zur Schwiegermutter nach Ostpreußen gezogen. SS-Schergen verpflichteten sie zum Arbeitsdienst im nahe gelegenen Führerhauptquartier Wolfsschanze. Immer wenn Hitler sich dort aufhielt, mussten die jungen Frauen zum Probeessen antreten.

Zweieinhalb Jahre dauerte die Tortur, bis Woelk 1944 fliehen konnte. Die anderen Frauen ihrer Gruppe wurden von den vorrückenden russischen Soldaten erschossen. Sie selbst fiel später in Berlin der Roten Armee in die Arme. Zwei Wochen lang wurde sie so brutal vergewaltigt, dass sie später keine Kinder mehr bekommen konnte.

“Ich wollte vergessen”

Noch heute lebt Margot Woelk in der Wohnung, in der sie einst geboren wurde – eine sorgsam geschminkte weißhaarige Dame mit hellwachen Augen. Jahrzehntelang behielt sie ihr Schicksal für sich. Erst zu ihrem 95. Geburtstag brach sie das Schweigen.

“Auf einmal hab ich gedacht, das muss eigentlich mal raus – vielleicht, weil ich immer Alpträume hatte”, sagt sie im Film. “Ich wollte vergessen. Aber natürlich kann man nicht vergessen.”

(dpa)

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