Hitler-Käfer behält seinen umstrittenen Namen

Auch bei Anophthalmus hitleri nicht, sagte der Taxonomist Daniel Whitmore, der Mitglied der internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur ist. Dieses Gremium gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus.
Kontroverse um historische Namen
Einige vor Jahrzehnten vergebene Namen stehen heute in der Kritik, weil sie umstrittene Personen ehren, koloniale Ortsbezeichnungen verwenden oder aus Sicht mancher Wissenschafterinnen und Wissenschafter diskriminierend oder rassistisch sein können. Mehrere Hunderttausend wissenschaftliche Namen könnten nach Einschätzung der internationalen Kommission betroffen sein.

Stabile Nomenklatur hat Vorrang
Diese lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen jedoch ab. "Wir verstehen natürlich, dass manche Namen Unbehagen oder Anstoß erregen können", sagt Whitmore. Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe. "Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, ob Namen beleidigend oder ethisch nicht vertretbar sind, denn das ist eine sehr subjektive und persönliche Angelegenheit.
Regeln der zoologischen Nomenklatur
Jedes Jahr werden weltweit tausende neue Tierarten beschrieben. Wie die Taxonominnen und Taxonomen dabei vorzugehen haben, ist in den internationalen Regeln für die zoologische Nomenklatur festgelegt. Inhaltliche Vorgaben mache die Nomenklatur dabei nicht, sagt der Zoologie-Professor Michael Ohl vom Museum für Naturkunde in Berlin. Die Forschenden können die Namen frei wählen, sofern diese technisch korrekt gebildet werden. "Diese gelten, sobald sie publiziert sind und können dann auch nicht mehr gestrichen werden."
Wenig Einfluss auf Sammlerpraxis
"In einem Fall wie bei dem Hitler Käfer würde eine Umbenennung gar nicht viel ändern", meint Ohl. Denn der Name würde nicht komplett verschwinden. Oft haben Tiere mehrere wissenschaftliche Bezeichnungen, in einer Art Katalog werden diese deshalb alle unter dem aktuell gültigen Namen aufgelistet. Wer den Hitler-Käfer wegen des Namens sammeln wolle, werde dies auch weiter tun, meint Ohl.
Namensgebung als Tradition
Eine lange Tradition habe dabei, neu entdeckte Tierarten nach Personen zu benennen - um einem großzügigen Geldgeber zu schmeicheln, Familie oder Freunde zu ehren oder mithilfe prominenter Namensgeber Aufmerksamkeit zu erregen, wie Ohl in seinem Buch "Die Kunst der Benennung" schreibt. So trägt eine Tausendfüßler-Art den Namen von Popstar Taylor Swift, Käfer sind nach dem Schauspieler Leonardo DiCaprio und der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg benannt, eine Mottenart erinnert an den früheren US-Präsidenten Donald Trump.
(APA/dpa)
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