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Herr Nilsson, Pippi Langstrumpf und das Lerncafé Dornbirn

Rosa Maria Deutscher und der neunjährige Dohugan liefern sich ein UNO-Kartenmatch
Rosa Maria Deutscher und der neunjährige Dohugan liefern sich ein UNO-Kartenmatch ©Caritas
Im Lerncafé Dornbirn wird gekämpft – mit Karten wohlgemerkt und um jeden einzelnen Punkt.

Dornbirn. Rosa Maria Deutscher und der neunjährige Dohugan liefern sich ein UNO-Kartenmatch und die Pensionistin scheint gnadenlos unterlegen. Doch sie nimmt es sportlich und strahlt mit dem kleinen Jungen um die Wette – im Lerncafé der Caritas ist eben auch das Zwischenmenschliche ein ganz zentraler Punkt!

Die beiden verstehen sich, das ist sofort spürbar. Aufmerksam beobachtet Dohugan jede Bewegung von Rosa Maria, während sie ihn liebevoll anlächelt. „Ich finde Dohugan einfach zum Knuddeln“ lacht die Pensionistin und gebürtige Bonnerin, während der neunjährige Junge zum letzten Mal an diesem Tag erfreut „UNO“ ruft und das Kartenspiel gewinnt.

Leben auf Umwegen

Rosa Maria Deutscher hat in ihrer Jugend einen sehr ungewöhnlichen Bildungsweg eingeschlagen: „Nach dem Realschulabschluss arbeitete ich als Laborantin und holte in Koblenz im Rahmen einer Tagesschule das Abitur nach. Irgendwann bin ich dann mal am Arbeitsamt gelandet, habegesehen, dass Zahnärzte gesucht werden und dann im Alter von 27 noch mit dem Studium der Zahnmedizin begonnen.“ Nach dem Studium arbeitet Rosa Maria erst als angestellte, später dann als selbständige Zahnärztin.

„Als ich dann meine Praxis wieder verkaufte und bei einem Kollegen mitarbeitete, suchte ich eine neue Herausforderung. Ich las in einer Fachzeitung, dass in Vorarlberg Zahnärzte gesucht werden, brach innerhalb von sechs Wochen meine Zelte in Deutschland ab und zog nach Vorarlberg. Bis dahin habe ich von Vorarlberg kaum etwas gewusst“, lacht die sympathische Wahl-Vorarlbergerin. Nie hat sie diesen Schritt bereut, obwohl sie natürlich Menschen zurücklassen musste, die ihr nahe waren. „Ich freue mich jeden Tag über die schöne Landschaft hier. Der liebe Gott hat mich hier ins Paradies gesetzt.“

Das Herz am rechten Fleck

Inzwischen ist die 69-jährige Rosa Maria seit sieben Jahren im wohlverdienten Ruhestand und beinahe genauso lange nun schon Freiwillige im Lerncafé Dornbirn. Dort hilft sie Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren beim Lernen und Hausaufgaben machen: „Ich lerne selbst auch immer etwas durch die Aufgaben der Schüler. So erfuhr ich kürzlich zum Beispiel viel Neues über Pippi Langstrumpf, ihr Aussehen, ihre Eigenschaften, die Villa Kunterbunt, ihr weißes Pferd mit schwarzen Punkten und den Affen Herr Nilsson“, lacht sie. Mit dem Corona-bedingten Umstieg auf digitales Lernen hat sie mit ihren Schützlingen nur wenig Probleme: „Die jungen Menschen tun mir leid und ich finde es klasse, dass die Lerncafés für Kinder, die schulische Unterstützung brauchten, geöffnet blieben, während alle Schulen zu waren.“

Die Zahnärztin liebt die Arbeit mit Kindern und sieht in ihrer Aufgabe als Freiwillige im Lerncafé Dornbirn eine sinnvolle Beschäftigung, die sie nur jedem und jeder empfehlen kann: „Ich fühle mich hier rundum wohl. Es wird respektvoll miteinander umgegangen, die Räumlichkeiten sind toll, ich habe dadurch viel Kontakt zu jungen und älteren Menschen und der Kaffee ist wirklich hervorragend“, lacht sie, um gleich darauf wie zum Beweis eine Tasse Kaffee zu holen. „Schließlich heißt es hier nicht um sonst `Lerncafé´“, stellt die gebürtige Deutsche mit dem großen Herz lachend fest.

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