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Heimspiel für den Piano Man

Mit einer Blitzoffensive entschied Billy Joel gestern, Montag, Abend sein „Heimspiel“ in der Wiener Stadthalle für sich.

Als Opener „Angry Young Man“, dann ein kleines Intro mit
Beethovens „Ode an die Freude“ (Danke Billy: kein Mozart…) zu „My
Life“- und seine Fans riss es schon bei der zweiten Nummer für
standing ovations von den Sitzen.

Der Rest des Starts seiner Europa-Tournee vor Freunden und Familie
– im Publikum u.a. Vater und Bruder Joel – war dann nur noch
Formsache: Der 57-Jährige überzeugte mit Spielfreude und Witz,
getragen vom Publikum, das wie ein Mann – und natürlich: eine Frau –
hinter seinem Star stand. Ja, Joels Hits sind zum Teil über drei
Jahrzehnte alt, aber: eben immer noch gut. Und der Alt-Star haute
sich voll rein – nicht nur in sein drehbares Piano -, er gönnte sich
keine Verschnaufpausen und begeisterte mit über zweieinhalb Stunden
vollem Einsatz.

Routinier Joel setzte musikalisch gekonnt auf Tempowechsel,
mischte wunderschöne Balladen aus seinem reichen Repertoire (wie etwa
„Scenes In An Italian Restaurant“) gekonnt mit fetzigen Nummern bis
hin zu „It’s Still Rock’n’Roll To Me“ und „Big Shot“, übrigens mit
einer genialen Parodie auf – meist dreieinhalb bis vier Jahrzehnte
jüngere – Rapper veredelt.

Überhaupt gab Billy Joel zum Ende der regulären Spielzeit hin ganz
ordentlich Gas, trotz tropischer Hitze in der Stadthalle. Als
zusätzlichen „Anheizer“ präsentierte er seinen Gitarrenroadie, der
unter dem schönen Künstlernamen „Chainsaw“ eine gloriose Version von
AC/DC’s „Higway To Hell“ ablieferte – samt hysterischer Stimme,
wenngleich mit ungefähr dreifachem Kampfgewicht von Angus Young. Erst
in der Nachspielzeit ging es der Singer/Songwriter etwas gemächlicher
an, eher er sich mit dem ebenso obligaten wie genialen „Piano Man“
von seinen enthusiastischen Wiener Fans herzlichst verabschiedete.

Apropos Wien: Joel ist ja des öfteren aus familiären Gründen in
der Stadt. Da ist er scheint’s über einen der grandiosesten Musiker
der heimischen Szene gestolpert: Krzysztof Dobrek. Wie leicht zu
erraten, ist das ein „echter“ Wiener: vor über einem Jahrzehnt aus
Polen in die Donaumetropole eingewandert – ohne ordentliche Bleibe
und ohne Job. Weil Dobrek Akkordeon spielen konnte, brachte er sich
in seiner ersten Zeit als Straßenmusikant durch.

Heute ist der mit
seiner Band „Dobrek Bistro“ eine fixe Größe in der heimischen
Musikszene – und mit Sicherheit der spektakulärste Akkordeonspieler
der Region. Und „plötzlich“ steht der eingewienerte Pole nicht mehr
auf der Kärntner Straße, sondern auf der Stadthallenbühne, um
gemeinsam mit Billy Joel „Vienna“ – und einige andere Songs als local
special guest – zu intonieren…

Für alle, die in Wien nicht dabei waren: Die aktuelle Live-CD von
Billy Joel bietet auf zwei Scheiben in etwa das Programm der nun in
Wien gestarteten Europa-Tour. Aufgenommen wurde das Werk im New
Yorker Madison Square Garden, wo der Piano Man unglaubliche zwölf
ausverkaufte Konzerte hintereinander absolviert hat – weshalb die CD
denn auch “12 Gardens live“ heißt.

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