Die am Dienstag gezeigte Produktion anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums des aktionstheaters gefällt unter Martin Grubers Regie mit den gewohnten Zutaten - starke Darsteller mit viel Körpereinsatz und sehr gute Livemusik. Persönliche Geschichten überwiegen, Politik wird nur angekratzt.
Manche Zeile aus dem Text kommt einem seltsam vertraut vor, zuvor gehört aus dem Munde bemühter Politiker - auf der Bühne des Dornbirner Spielbodens blieben diese Statements in Grubers "Heile mich" Randnotizen und hohle Phrasen. Tiefe erreicht die neue Produktion durch die Ängste und Abgründe, in die uns die drei Hauptakteurinnen Susanne Brandt, Isabella Jeschke und Kirstin Schwab schauen lassen. Das Ensemble richtet den Fokus vor allem auf die eigenen Befindlichkeiten. Wirken die Erzählungen über den tollen neuen Freund oder die Fröhlichkeit, die von einem Eichhörnchen ausgeht, am Anfang noch fast amüsant, enthüllt sich bald die ganze Tragik und Einsamkeit der Akteure. So ist der neue Freund schon längst Geschichte, die Katze ist verhungert, das einzige Haustier ein Insekt, und die Suche nach einer heilen Zukunft findet in jedem nächsten Glückskeks statt.
Sehnsucht nach dem "Heil"
Spürbar ist die große Sehnsucht von allen drei Frauen danach, "heil" zu sein, "ganz" zu sein - nicht mehr allein sein zu müssen. Brandt, Jeschke und Schwab spielen authentisch, überzeugend und mit hohem körperlichen Einsatz. Das kennt man vom aktionstheater nur zu gut, doch dieses Mal ist es noch persönlicher und geht gefühlt tiefer unter die Haut. An manchen Stellen im Stück hätte man tatsächlich die berühmte Stecknadel fallen hören.
Musikalische Akzente
Die drei Schauspielerinnen werden begleitet von fünf Musikern. Zwei von ihnen stehen auf kleinen, niedrigen Podesten auf der ansonsten leeren Bühne. Diese beiden sind Teil des Geschehens durch rhythmisches Klatschen oder Gesang. Die weiteren drei Musiker bilden das Trio "Dun Field Three" aus Wien. Die Band setzt Akzente und rundet die Geschichte am Ende auch perfekt ab.
Martin Gruber führt sein Team mit sehr viel Gefühl und Energie durch die Entwicklung der Geschichte und durch das Gefühlschaos. Gemeinsam wurde ein überaus sehenswertes Stück Theater geschaffen, das unterhaltsame Elemente mit tief gehenden Gefühlen kombiniert. Die neue Produktion wurde sehr gut aufgenommen und am Premierenabend auch lange beklatscht. "Heile mich" ist noch dreimal in Dornbirn und dann Ende Jänner in Wien zu sehen.
(APA)
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