hdgö Wien startet besonderes Oral-History-Projekt

"Es spielt eine Rolle, wer mit wem spricht", unterstrich Derschmidt, der sich deshalb gemeinsam mit einem Forschungsteam der Frage näherte, wie verschieden Gesprächssituationen sich abhängig von den Gesprächspartnern gestalten. Dafür errichtete man einen schwarzen Kubus als geschützten Raum, in dem sich die sechs Proponenten mit ihren jeweiligen Dialogpartnern zusammensetzten und aus ihrer Biografie berichteten, was mit vier Mobiltelefonen gefilmt wurde.
hdgö Wien startet besonderes Oral-History-Projekt mit Gesprächen
Das Gegenüber der Hauptakteure ist dabei ebenfalls zu sehen und sollte sich aktiv einbringen. "Wir sprechen deshalb auch nicht von Interviews", stellte Derschmidt klar. Das Erstaunliche sei dabei, wie verschieden die Erzählenden jeweils erscheinen, abhängig davon, wie alt oder wie vertraut der Gesprächspartner erscheint: "Man sieht, dass Leute verschiedene Geschichten gleichzeitig in ihren Rucksäcken haben."
Alle Erzähler sind (Wahl)-Wiener mit verschiedenen Biografien
Alle Erzähler sind (Wahl-)Wiener und sprechen in verschiedenen Sprachen und mit verschiedenen Biografien, wobei allesamt aus dem Umfeld der Forschenden stammen, zu denen unter anderen auch der Künstler Alaa Alkurdi gehört, der für die Kameras verantwortlich zeichnete. So sind im hdgö nun verschiedenste Monitore aufgestellt, vor denen die Besucherinnen und Besucher die Dialoge ihrer Wahl verfolgen und so ein Mosaik an Porträts entstehen lassen können. Für das umfassende Bild müssen Interessierte allerdings Zeit mitbringen, dauern alle Gespräche zusammen doch rund 40 Stunden.
"Es liegt in der Kraft der Kunst, neue Zugänge zur Vergangenheit zu eröffnen"
"Es liegt in der Kraft der Kunst, neue Zugänge zur Vergangenheit zu eröffnen", verwies hdgö-Direktorin Monika Sommer bei der Präsentation des Projekts am Mittwoch auf die lange Verbindung ihres Hauses mit künstlerischen Überformungen. "Vielgeschichtig" werde dabei einen neuen Blick auf eine der zentralen Frage für die Forschenden am hdgö: "Diese Arbeit verändert das Nachdenken über Oral History."
Konzertschiene im Jazzclub Porgy & Bess
Zugleich ist der hdgö-Strang des Projekts Teil einer Trias. Auch in der aktuellen Künstlerhaus-Ausstellung "Systemrelevant" ist ein Ausschnitt der Videoporträts zu sehen. Und im Jazzclub Porgy&Bess haben jene Musiker wie Marwan Abado, die zum Kreis der sechs Gesprächsproponenten gehörten, eine eigene Konzertschiene in den kommenden Monaten.
(APA/Red)
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