Wer sich in dieser Woche in den sozialen Netzwerken umgesehen hat, dem dürfte die Diskussion rund um einen Spruch an einer Hausfassade in Dornbirn nicht entgangen sein. "Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland" steht an dem Haus. Diese Diskussion rund um den Ursprung und die mögliche Verbindung zu düsteren Zeiten liefert natürlich allen Grund, nachzufragen. Wir waren bei den Menschen, die im Haus wohnen, und haben im Stadtmuseum/Archiv in Dornbirn nachgefragt.
Das sagen Menschen, die im Haus leben
Als wir zu Beginn dieser Woche an der Tür klingeln, macht uns ein Mann auf, der bereit ist, mit uns zu sprechen, aber kein Statement vor der Kamera abgeben möchte. Auch möchte er seinen Namen nicht nennen. Er lässt uns auf Nachfrage nach dem Spruch wissen, dass er selbst nicht weiß, wer diesen angebracht hat. Der Mensch, der das Haus einst erbauen ließ, sei bereits verstorben. Vor rund zwanzig Jahren gab es auf das Kunstwerk einen Farbbeutelangriff, erzählt der Hausbewohner. Was der Spruch bedeutet, woher er kommt und warum das Bild an der Wand für Diskussion sorgt, das weiß er nicht. Er weiß nur, dass das Haus aktuell renoviert wird und im Zuge der Renovierungsarbeiten auch die Fassade gemacht, und der Spruch in naher Zukunft verschwinden wird.

Das sagt das Stadtmuseum/Archiv Dornbirn
Durch ein Telefonat und durch Recherche im Stadtmuseum/Archiv Dornbirn können wir ein paar wichtige und aufschlussreiche Details zum Haus und vor allem zum Spruch herausfinden. Das Haus wurde 1955 von R. Berchtold und Dipl.-Ing. F. Seitz, Architekten aus Bregenz/Dornbirn, als Einfamilienhaus geplant und gebaut. So viel zum Haus.
Der eingangs erwähnte Spruch auf der Fassade stammt von Jeremias Gotthelf (1797–1854) – Eines Schweizers Wort an den Schweizerischen Schützenverein, Bern 1842. Laut Vertreterinnen des Stadtmuseums ist der Schweizer Nationaldichter sicher unverdächtig in Hinblick auf Nazirhetorik. Wenn man sich an den Anschauungen von Gotthelf abarbeiten wolle, dann müsse man das eher in Bezug auf Macht und Autorität tun.
Ein möglicher Künstler für das Bild an der Wand könnte Elmar Kopp (1929–2020) aus Imst gewesen sein. Vergleichbare Werke sind in etwa in Deutschland an einer Hausfassade in Wertheim im Landkreis Main-Tauber zu finden.

Fazit rund um die Diskussion
Der Begriff „Vaterland“ weckt in diesem Fall falsche Assoziationen und ist in dieser Hinsicht sicherlich auch für die Diskussion sowie für den Farbbeutelangriff vor 20 Jahren verantwortlich. Für den Missbrauch des Spruchs durch die Nationalsozialisten gibt es keine Belege, auch wenn der Spruch beim ersten Überfliegen bei manchen Personen ein rotes Tuch darstellt. Die Diskussion wird durch reine Spekulationen und Falschinterpretationen unnötig aufgebauscht und ist in diesem Fall überflüssig.
Es ist zu vermuten, dass die Diskussionen rund um den Spruch eines Schweizer Nationaldichters, der weit vor der Zeit des Nationalsozialismus lebte, erst dann abebben, wenn das Haus renoviert worden ist und vom Bild nichts mehr zu sehen ist.
(VOL.AT)
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