Harder Oppositionsparteien wehren sich gegen neuen Gemeindesaal

Auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal „In der Wirke“ soll ein neues Quartier mit Gemeindesaal entstehen. Neben Wohnraum sollen Büro- und Ausstellungsräume geschaffen werden. Außerdem soll in Kooperation mit der SeneCura ein Sozialzentrum entstehen. Für den geplanten Gemeindesaal, der künftig Veranstaltungen für bis zu 500 Besuchern ermöglichen soll und modernste Bühnentechnik beinhaltet, belaufen sich die Planungskosten inklusive Parkplätzen laut Kostenvoranschlag auf mindestens 8,6mio Euro. Im Gegenzug wurde auf der selben Sitzung – ebenfalls gegen die Stimmen der Opposition – der Verkauf des bestehenden Veranstaltungssaals Seezentrum, an den Bestbieter beschlossen. Laut Schätzgutachten wird hier mit Einnahmen von mindestens 1,5 Millionen Euro gerechnet. Ob diese Summe allerdings für den neuen Gemeindesaal verwendet wird – oder zum Ankauf eines Industriegrundstücks verwendet wird – ist fraglich. Auf der selben Gemeindevertretungssitzung wurde nämlich zusätzlich bereits der Ankauf eines Industriegrundstücks für eben genau 1,5 Millionen Euro beschlossen.
FPÖ will Bürgerbefragung
Markus Gritschacher, FPÖ Gemeinderat, zeigt sich im VOL.at Interview empört über die Vorgehensweise der ÖVP. „In Hard wird aktuell ein Schulneubau diskutiert, der zwischen 20 und 25 Millionen Euro kosten wird. Die Gemeindefinanzen sind ohnehin seit Jahren angespannt und nun wird hier von der ÖVP im Eiltempo ein derartig überproportionierter Prestigebau durchgedrückt.“
Die FPÖ trete seit Jahren für einen Gemeindesaal ein, deshalb sehe man natürlich grundsätzlich die Notwendigkeit einer Lokalität, allerdings nicht zu diesen Kosten und in diesen Dimensionen. Gritschacher kritisiert weiters, dass die Detailunterlagen mit den Kostenschätzungen gerade einmal drei Wochen vor der Beschlussfassung an die Parteien übermittelt worden sind und es bis heute keine Unterlagen und Zahlen zu Alternativen gebe. „Wir wissen nicht, was die Sanierung des Seezentrums wirklich kosten würde, genausowenig wurde die Alternative beim Thaler-Areal im Detail als Vergleich herangezogen“, so der FPÖ-Mandatar weiter. Aus diesem Grund wollen die Harder Freiheitlichen nun mobil machen und eine Bürgerbefragung initiieren um dieses Projekt doch noch zu verhindern. „Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um zu verhindern, dass hier ein Projekt umgesetzt wird bei dem Millionen von Euro versenkt werden und für das auch in den kommenden Jahren massive Kosten anfallen werden“, zeigt sich der Gemeinderat kämpferisch. Es gebe schließlich im ganzen Land fast keinen Saal der kostendeckend betrieben werden könne.
Harder Liste warnt vor Folgekosten
Ähnlich äußert sich auch der Gemeinderat der Harder Liste, Anton Weber. Mit der vorliegenden Modellrechnung würden die laufenden Kosten schöngerechnet. Bei einem Investitionsvolumen von rund neun Millionen Euro würden sich die laufenden Kosten allein für Tilgung, Zinsen, Heizung, Strom und Personal auf jährlich mindestens 780.000 Euro belaufen. Das verursache bei geplanten 120 Veranstaltungen pro Jahr Kosten in Höhe von 6.500 Euro. Auch für die Harder Liste ist der Saal, abgesehen von den Kosten, vollkommen überdimensioniert. „Die vorliegende Bedarfserhebung für einen Gemeindesaal weise nach, dass 90 Prozent aller Veranstaltungen weniger als 500 Besucher und 60 Prozent sogar weniger als 300 Besucher hat. Mit einer Kapazität von 520 Besuchern ist der geplante Saal also nur für Spitzen ausgelegt und nachweislich zu groß“, untermauert Weber seine Kritik.
Grüne präsentieren Alternative
Auch die Harder Grünen lehnen das nun beschlossene Projekt ab. „Der geplante Saal ist für Hard völlig überdimensioniert, kulturpolitisch nicht tragbar und schadet der Gemeindekooperation“, stellt sich Peter Bildstein von den Grünen gegen den geplanten Gemeindesaal. In der näheren Umgebung gebe es laut Bildstein genügend klassische Säle für Großveranstaltungen. Deshalb haben die Grünen ein Alternativkonzept vorgestellt. Ein Kreativzentrum auf Basis eines Mehrraum-Konzepts das sich vom vorliegenden Projekt maßgeblich unterscheidet und eine Einsparung von 2 bis 3 Millionen Euro bringen würde. Laut Bildstein wurde das Konzept aber im Rahmen der Gemeindevertretungssitzung von den ÖVP-Vertretern noch nicht einmal diskutiert.
ÖVP widerspricht Opposition
Bürgermeister Harald Köhlmeier zeigt sich von den Vorwürfen der Opposition unbeeindruckt und verteidigt das Projekt im VOL.at Interview. „Bei dem nun beschlossenen Projekt erhält Hard einen schlüsselfertigen Saal zu einem angemessenen Preis und zusätzlich wurde das Bauherrenrisiko an den Bauträger ausgelagert“, so Köhlmeier. Die Vorwürfe man habe keine Alternativen geprüft, weist der Bürgermeister ebenfalls vehement zurück. „Es wurden sehr wohl alternative Standorte, etwa am See geprüft.“ Da dort allerdings mit massiven Nutzungseinschränkungen zu rechnen gewesen wäre und auch ein Neubau aufgrund verschiedener Faktoren, wie Verkehrsanbindung, Schonung etc. nicht in Frage gekommen wäre, sei die aktuelle Lösung die Beste. Schließlich seien auch die von der Opposition kolportierten Kosten zu hoch angesetzt, koste der reine Saal doch „nur“ rund 6,5 Millionen Euro.
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