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Hannawald sucht Ausweg

Der am Burn-out-Syndrom leidende Vierschanzentournee-Sieger 2002 und zweifache Skiflug-Weltmeister Sven Hannawald hat noch keinen Ausweg aus seiner Lebenskrise gefunden.

In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Stern” nahm Hannawald zu seinem Kampf um die Rückkehr in ein normales Leben Stellung. „Ich wünsche mir oft, etwas Sinnvolles vorzuhaben. Aber ich habe keine neue Aufgabe für mich gefunden. Ich bin noch weit davon entfernt, locker und gelöst zu sein”, erzählte der 30-Jährige, der sich seit einem halben Jahr in ärztlicher Behandlung befindet und für den gesamten Weltcup-Winter ausfallen wird.

Auf der Suche nach den Gründen für seinen Zusammenbruch habe er während einer zweimonatigen Therapie sein ganzes Leben aufgerollt, berichtete Hannawald. Für seine sportliche Karriere verzichtete Hannawald auf soziale Bindungen, was ihm in der Skisprung-Szene den Ruf eines Einzelgängers einbrachte. „Ich habe mich immer nur wie in einem abgesperrten Gebiet bewegt”, erklärte Hannawald, der sich nach der Entlassung aus der Spezialklinik von seiner Freundin Suska getrennt hatte: „In meinem Leben gibt es noch keinen Platz dafür.”

Was seinen Zusammenbruch auslöste, weiß der Mannschafts-Olympiasieger nicht. „Ich musste manchmal zu viel Verantwortung tragen. Und plötzlich kamen ein paar Kleinigkeiten dazu, und mein kleines Kartenhaus ist komplett zusammengefallen”, erinnerte sich der Schwarzwälder, der sich ein- bis zwei Mal pro Woche therapeutisch behandeln lässt. „An so einem Punkt, an dem alles explodiert ist, weißt du gar nicht, wo vorne und hinten ist. Man muss sich noch mal ganz neu selbst kennen lernen. Als Mensch, nicht als Sportler”..

Die Probleme wurden offensichtlich auch vom Deutschen Skiverband (DSV) nicht erkannt. „Ich wollte dauernd weglaufen. Es hat mich sogar überfordert, für drei Tage Gewand einzupacken. Und das immer unter dem Druck, Wettkämpfe bestreiten zu müssen. Das ging gar nicht”, erzählte er. In der Öffentlichkeit habe er daher nur noch eine Rolle gespielt, die mit ihm wenig zu tun hatte. „Das war grausam. Du lächelst fürs Fernsehen, für die Fans, die ja auch deinetwegen kommen. Ich hab mir gewünscht, dass es einen Doppelgänger von mir gibt”, sagte Hannawald, der derzeit wenig Hoffnung auf ein Comeback hat.

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