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Handelsexperte rechnet mit Signa-Insolvenz

Der Signa könnte laut Handelsexperte Heinemann eine Insolvenz drohen.
Der Signa könnte laut Handelsexperte Heinemann eine Insolvenz drohen. ©REUTERS/Leonhard Foeger (Symbolbild)
Laut dem deutschen Handelsexperten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein ist es wahrscheinlich, dass die Firmengruppe Signa von René Benko insolvent wird.
Immer noch viele Fragen bei Signa offen
Arndt Geiwitz soll Signa-Gruppe sanieren

Heinemann zufolge deuten alle Anzeichen darauf hin, "dass es nicht nur Zahlungsschwierigkeiten gibt, sondern das Unternehmen kurz vor einer Insolvenz unter Umständen steht", so der Handelsexperte am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal". Der Sanierer Arndt Geiwitz plant, bis Ende November seine Vorstellungen für die Restrukturierung zu präsentieren. Indes zeigt ein "News"-Bericht große Anstrengungen der Signa, eine Konsolidierungspflicht des Gesamtkonzerns zu vermeiden.

Alle Signale würden darauf hindeuten, "dass es nicht nur Zahlungsschwierigkeiten gibt, sondern das Unternehmen kurz vor einer Insolvenz unter Umständen steht", sagte Heinemann am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal". Sanierer Arndt Geiwitz will bis Ende November klarmachen, wie er sich die Restrukturierung vorstellt.

Handelsexperte: Signa-Sanierer muss Banken beruhigen

Der deutsche Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Geiwitz, der einst Insolvenzverwalter der deutschen Drogeriekette Schlecker war und Benko bei der Sanierung der Galeria-Kaufhäuser beriet, hat jetzt alle Hände voll zu tun. Laut Heinemann wird Geiwitz zunächst Transparenz schaffen und die Banken beruhigen müssen. Ob ihm das gelingen werde, sei jedoch fraglich, so Heinemann. In den nächsten Wochen stünden etliche Refinanzierungen an, und die Banken seien von der deutschen Bankenaufsicht angewiesen worden, "genauer hinzuschauen, was offensichtlich in der Vergangenheit nicht der Fall war. Und da wage ich zu bezweifeln, dass die Banken einfach nur durch ein Schönreden sich hinhalten lassen", sagte Heinemann.

Der Experte gibt an, dass bei dem Firmengeflecht von rund 1.000 Unternehmen vieles unklar sei. Es gibt Geschäfte zwischen diesen Unternehmen, bei denen die gegenseitigen Haftungen nicht geklärt sind. Es ist auch noch unklar, um welche Summen es genau geht. Die kolportierten 200 bis 400 Mio. Euro sollen laut Heinemann "angeblich der Betrag sein, der noch im November fällig ist", bis Jahresende sollen es "bis 1 Milliarde und mehr" sein.

Der Signa-Konzern mit einer Bilanzsumme von zuletzt 27 Mrd. Euro bleibt weiterhin undurchsichtig. Wer, wo in der Signa wie viel einschießen wird müssen, will Geiwitz laut Radio-Bericht auch in spätestens drei Wochen wissen. Das Geiwitz-Team und zwei Anwaltskanzleien schauen sich in dieser Zeit die wichtigsten Immobilienbereiche der Signa an, deren Gesamtvermögen wie berichtet auf 20 Mrd. Euro geschätzt wird. Sie prüfen weitere Geschäftsaussichten für Gebäude - also wo etwas verdient werden kann, wo es Kaufinteressenten gibt. Gespräche würden in Europa und im arabischen Raum mit potenziellen Geldgebern geführt. Wichtig werden auch Verhandlungen mit geldgebenden Banken, so Ö1 ohne Angabe von Quellen.

Signa-Immobilien hohes Risiko für Banken

Demnach verdichteten sich auch unbestätigte Angaben, wonach die Signa auf ihren Kernbereich der Immobilien schrumpfen könnte. Dann könnten in der Schweiz Globus und in Deutschland die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof verkauft werden. Auch die Beteiligungen an "Kronen Zeitung" und "Kurier" gehören nicht zum Signa-Kerngeschäft und dürften genau angeschaut werden.

Die Zeitung "Presse" (Donnerstag) wirft die Frage auf, ob Benko trotz seit Jahren fehlender tatsächlicher operativer Funktion in seinem Lebenswerk nicht doch womöglich "faktischer Geschäftsführer" war, den im Fall des Falles Haftungsfragen treffen können. Für Beobachter steht jedenfalls außer Zweifel, dass Benko bis zur Übergabe an Geiwitz das Sagen hatte. Selbst nannte sich Benko angeblich auch des Öfteren "Chairman". Über seine Familienstiftung hält der 46-Jährige indirekt die Mehrheit der Anteile an seinem "Baby".

Da Benko kein offizielles Amt innehat, ist auch unklar, wovon er sich jetzt eigentlich zurückzieht. "Die Stimmrechte seiner Anteile - über 50 Prozent - sind wohl noch nicht übertragen. Er besitzt ja indirekt über seine Stiftung die Mehrheit, und da ist noch nichts übertragen worden, was man hört. Gerede ist das eine und Fakten und Tatsachen das andere." Wenn Benko "jemanden aus dem Hut zaubern könnte", etwas aus dem Nahen Osten oder einen russischen Oligarchen, "dann hätte er das schon geschafft, das sieht nicht so aus", meinte Heinemann. Bei den Immobilien besteht ein hoher Abwertungsbedarf mit einem enormen Risiko für die Banken. Daher könnte Geiwitz möglicherweise einen außergerichtlichen Vergleich schaffen, quasi ein außergerichtliches Insolvenzverfahren. "Allerdings in der Aufruhr und Intransparenz, die vorliegt, glaube ich eher an ein echtes Insolvenzverfahren, zumal ja schon seit einigen Wochen keine Zahlungen mehr erfolgen, die erfolgen müssten."

So wenig Benko zumindest in den vergangenen Jahren offiziell operativ tätig war, so viel hat die Signa offenbar getan, um eine Konsolidierungspflicht des Gesamtkonzerns zu vermeiden. Die Firma habe gesellschaftsrechtliche Verschachtelungen innerhalb der Gruppe ganz bewusst so gestaltet, dass keine gesetzliche Konsolidierungspflicht entsteht, Unterstützerin war die Kanzlei TPA, so "News".

"Ziel unserer Empfehlungen ist die Vermeidung einer Konsolidierungspflicht der SIHO (Signa Holding, Anm.) hinsichtlich der Konzerne SIGNA Prime Selection AG und SIGNA Development Selection AG und SIGNA Retail GmbH", heißt es in einer Zusammenfassung der TPA-Empfehlungen rund um die Konsolidierungspflicht der Signa Holding, die "News" laut Vorausmeldung (Erscheinungstag: Freitag) veröffentlicht hat. Und weiter: "Es soll vermieden werden, dass SIHO überhaupt einen Konzernabschluss aufstellt."

(APA/Red)

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