Ich wusste zuerst nicht was auf mich zu kommt als mir der Manager des Camps eine „kenianische Vollpension” versprochen hat, doch das Bett ist groß, das Essen schmeckt ausgezeichnet und die afrikanische Zimmereinrichtung würde ich am liebsten mit nach Europa nehmen. Kein Straßenlärm, keine klingelnden Handys. Die Umgebung erdet einen und ich fühle mich hier in den Bergen um Kiambogo wohl. Ich treffe die ersten Läufer noch etwas verschlafen auf dem Gang und wir begrüßen uns mit einem herzlichen „Jambo”. Ein paar Läufer begrüßen mich inzwischen mit einem „Seawas”, weil sie vorarlbergerisch lernen wollten. Draußen ist es noch frisch und langsam beginnt das Leben im Camp. Um 6:20 Uhr sind wir etwa 20 Leute, vor allem Kalenjin, Maasai, Kikuyu und ein Vorarlberger. Wir joggen gemütlich los und sehen neben der afrikanischen Savanne wie sich der Schimmer am Horizont über dem Mount Kijabe langsam rot färbt. Ich genieße die frische und kühle Luft.
Nach lockeren 15 Minuten bilden sich unterschiedliche Leistungsgruppen und ich werde von zwei kenianischen Athleten aufmerksam begleitet. Mit kurzen Handzeichen weisen sie mich auf jedes noch so kleine Hindernis hin, wir bleiben Schulter an Schulter und bewegen uns wie ein großes Stück Milchschnitte durch die afrikanische Savanne. Die Sportler geben mir den einen oder anderen Tipp für eine Verbesserung meines Laufstils. Grundsätzlich wird aber nicht sehr viel gesprochen und man konzentriert sich auf den Laufuntergrund, seinen Stil, die Atmung und genießt natürlich auch die faszinierenden Ausblicke zum Lake Naivasha und Mount Longonot.
Die Höhenmeter machen mir etwas zu schaffen und ich werde ständig von meinen treuen Begleitern motiviert. Etwas erschöpft aber unbeschreiblich glücklich erreichen wir nach etwa 70 Minuten wieder das Camp. Mittlerweile scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel und es wurde binnen der letzten Stunde um mindestens 10 Grad wärmer. Bevor es zum Duschen und wohlverdienten Frühstück geht, steht noch 15 Minuten gemeinsames Stretching und Gymnastik auf unserer Wiese vor dem Camp am Programm. Ich beobachte die Sportler genau, um schon jetzt nach Beschwerden oder Muskeldysbalancen Ausschau zu halten, die nachher in der Therapie wichtig sein könnten. Nach dem Frühstück geht es nochmal kurz in den Maasai-Raum um noch einmal die Batterien aufzuladen und kurz zu relaxen. Ich schreibe meine Gedanken zum Morning Run auf und nach einer kurzen Pause kommen die ersten Läufer zu mir auf die Behandlungsbank. Bei jedem Läufer mache ich einen schnellen funktionellen Status, Haltungsanalyse, Gelenkstests, Muskeltests und eine kurze Anamnese, um mir einen Überblick zu verschaffen. Die Beschwerden sind genau die gleichen wie bei Europäern auch – Achillessehnenschmerzen, Knieprobleme, Rückenschmerzen, verspannte Waden. Die Befunde und die Anatomie sind unglaublich spannend für mich und ich berate die Läufer so gut ich kann. Beim Mittagessen rede ich mit dem Trainer Joseph über Studien zu den Kältewannen und er erzählt mir von seinen Erfahrungen damit. Ich habe es zum ersten Mal im Olympiazentrum in Salt Lake City kennengelernt, wo es gang und gebe war nach dem Training in die Kältewanne zu springen. Wir haben beide gute Erfahrungen damit gemacht und er erklärt mir weitere seiner Ideen zur Prävention von Läuferbeschwerden. Ich höre gespannt zu und vergesse dabei weiter zu essen, was für mich sehr ungewöhnlich ist – da ich normalerweise ständig am essen bin. Am Nachmittag nimmt mich mein Guide Paul mit zu einer kleinen Safari. Wir besteigen einen alten Vulkan und er gibt sein unendliches Wissen über alle Tier- und Pflanzenarten dieser Gegend preis. Er warnt vor den Schlangen hier am Wegrand und sagt man soll ständig auf der Hut sein.
Nach den ersten Tagen beginne ich zu verstehen, warum die Menschen hier so ein läuferisches Talent haben. Meine Schenkel brennen langsam aber sicher und wir kommen zurück ins Camp. Gespannt warten ein paar Läufer schon, um von den Erzählungen zu hören und die Zeit bis zum Abendessen vergeht wie im Flug. Ich staune im Anschluss nicht schlecht über ihre Fähigkeiten im „Memory” spielen. Neben viel süßem Schwarztee mit Milch spielen wir noch bis wir müde werden und gehen um etwa 21 Uhr ins Bett und es liegen 9 Stunden wohl verdienter Schlaf vor uns bevor es zum nächsten Morning Run geht.
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