Das dreiaktige Werk Händels (1739 in London uraufgeführt) gilt als sein dramatischestes Oratorium, behandelt es doch ein politisches Königsdrama, verknüpft mit einer sehr emotionellen Familientragödie. Quelle ist das Alte Testament (Bücher Samuel), das Libretto schrieb Charles Jennens. In genialer musikalischer Umgestaltung schildert Händel, antiken Tragödien nicht unähnlich, den Untergang des vor Neid und Eifersucht auf den Helden David zerfressenen Herrschers König Saul, der auch seine Familie mit ins Unglück reißt. Händels Oratorium „Saul“ zeigt deutliche Bezüge zu seinem Opernschaffen; die farbigen Charaktere werden dementsprechend musikalisch charakterisiert. Und dadurch bekommt auch das Orchester einen instrumentalen Reichtum wie sonst kaum anzutreffen (Soloharfe, Posaunen, Trompeten, Glockenspiel, große Kesselpauken, Cembalo, Theorbe, Orgel …). Der Chor greift erstmals in die Handlung mitgestaltend ein. Auch erstmals bei Händel hat ein Bass (Saul) die tragende Hauptrolle. Weltberühmt wurde der Trauermarsch im 3. Akt, er wurde bei der Bestattung von Washington, Lincoln und Churchill gespielt und ist der Standardtrauermarsch der Deutschen Bundeswehr.
Fest der Stimmen
William Maxfield, der versierte Orchesterleiter, befehligte das Riesenensemble auf der Kulturbühne mit Temperament, aber auch mit der so wichtigen Präzision. Das Chorseminar beeindruckte stets durch Klangfülle, gipfelnd in mehreren großen Fugen. Und das in der Region vielbeschäftigte SOL bewährte sich einmal mehr als höchst flexibler Klangkörper für „viele Fälle“, so auch Händel. Die Solisten waren markante Stimmen hauptsächlich aus der regionalen Kulturszene. Martin Summer orgelte seinen Hass als Saul mit gewaltigem Bass, seine Kinder Jonathan (Tenor Michael Nowak, auch als Hexe von Endor), Michal (Sopran Eva Oltivanyi) und Merab (Sopran Sarah Längle) boten hervorragende gesangliche Leistungen; ebenso waren der Alt Katja Starke (David), der Bass Christian Büchel (Geist von Samuel) und der helle Tenor Ruben Banzer (mehrfach) zu bewundern. Dezente Kostüme (Jäger, St. Gallen) der Solisten verliehen der imposanten Aufführung, die in Liechtenstein wiederholt wurde, angenehme optische Farbtupfen.
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