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Gruppenmasturbation am ersten Tag: Schwere Vorwürfe gegen Tantra-Schule

©Symbolbild: Canva
Ehemalige Schülerinnen berichten von sexuellen Grenzverletzungen und psychischem Druck während einer Ausbildung im Zürcher Bodywork Center. Die Schule weist die Vorwürfe zurück und betont Freiwilligkeit.

Im Zürcher Bodywork Center werden seit Jahren Ausbildungen im Bereich Tantra-Massage und sogenannter Sexologischer Körperarbeit angeboten. Nun erheben mehrere Absolventinnen und Absolventen schwere Vorwürfe gegen die Institution. Wie die SRF-Sendung "Impact" berichtet, kam es während der Kurse zu Situationen, die Teilnehmende als übergriffig und retraumatisierend empfanden.

"Am ersten Tag masturbiert man mit rund 20 Personen im Raum", schildert eine ehemalige Schülerin. An den Folgetagen seien intime Berührungen bis hin zu analen Praktiken vorgesehen gewesen. Eine andere Betroffene berichtet von einer Übung zum sogenannten Analfisting. "Ich wollte das nicht, habe geweint und wollte gehen. Man bat mich, zu bleiben – das sei gut für mich", sagte sie gegenüber SRF.

Gruppendruck und psychische Belastung

Mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten übereinstimmend von einem hohen Gruppendruck. Wer eine Übung verweigerte, wurde demnach angehalten, sich mit der "eigenen Blockade" auseinanderzusetzen. "Persönliche Grenzen wurden nicht akzeptiert", sagte eine Frau. Besonders für Personen mit Erfahrungen sexualisierter Gewalt seien die Übungen belastend gewesen.

Ein ehemaliger Schüler, mittlerweile selbst als Lehrer tätig, sprach gegenüber SRF von "Machtdynamiken" innerhalb der Organisation. Demnach hätten einige Teilnehmer den Schulleiter oder dessen Partnerin ohne externe Aufsicht massieren müssen.

Schule verteidigt sich

Die Leitung des Bodywork Center weist die Vorwürfe zurück. In einer schriftlichen Stellungnahme betont die Schule, Freiwilligkeit sei "oberstes Prinzip". Übungen könnten jederzeit verweigert werden, heisst es. Partner würden zunächst ausgelost, eine Zusammenarbeit finde jedoch nur bei gegenseitigem Einverständnis statt.

Zur angesprochenen Fisting-Szene erklärte die Schule, diese sei kein offizieller Bestandteil des Ausbildungsprogramms. Analberührungen kämen jedoch in bestimmten Übungen vor. Das Credo des Centers sei die Selbsterfahrung: Nur wer Praktiken selbst erlebe, könne sie später professionell weitergeben.

Man arbeite zudem nach einem "umfassenden ethischen Regelwerk", so die Schule. Laut eigenen Angaben haben Zehntausende die Kurse des Bodywork Center besucht, 95 Prozent seien zufrieden gewesen. Der Schulleiter räumt ein, früher Fehler gemacht zu haben und befinde sich nun in einem "strukturierten Accountability-Prozess".

(VOL.AT)

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