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Großes Medienecho auf Österreichs Corona-Strategie

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Die angekündigte Lockerung der Coronavirus-Maßnahmen in Österreich hat auch international Aufmerksamkeit erregt.
So geht es nach Ostern weiter
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"Kurz fährt Österreich hoch!", titelte das deutsche Boulevardblatt "Bild" am Montagnachmittag in großen gelben Lettern im Internet, neben einem Bild des Bundeskanzlers mit Schutzmaske. Auch wichtigen Onlinemedien anderer Nachbarländer war Österreich eine Topmeldung wert.

"In Österreich gibt es wegen der Corona-Krise mit die strengsten Einschränkungen Europas. Jetzt plant das Land, die Maßnahmen ganz langsam und behutsam zu lockern", schrieb die "Bild"-Zeitung.

Ähnlich die Aufmachung des Schweizer Boulevardblatts "Blick". "Exit-Plan aus der Corona-Krise - mit eingebauter Notbremse. Österreich öffnet am 14. April die Läden", war auf der "Blick"-Startseite bildschirmfüllend zu lesen.

Aufmacher war Österreich am Montagnachmittag auch auf den Seiten von "Welt" und "Spiegel Online". "Kurz legt hinter der Schutzscheibe die Maske ab und erklärt die nächsten Schritte", titelte das Springer-Blatt.

"Österreich will Anti-Corona-Maßnahmen schrittweise lockern", war in der Onlineausgabe des Hamburger Magazins zu lesen.

Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb ebenfalls auf der Startseite, wenn auch unter dem Deutschland-Aufmacher: "Kurz kündigt für Österreich Lockerung der Beschränkungen an".

Ähnlich die Gewichtung bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die nüchtern und ohne Verweis auf den Kanzler schrieb: "Österreich will ab 14. April die Maßnahmen gegen Corona lockern."

"Österreich kündigt als erstes europäisches Land den Weg aus dem Lockdown an", übertitelte die "Neue Zürcher Zeitung" am Montagnachmittag den zweitwichtigsten Bericht ihrer Onlineausgabe.

Der italienischen "La Repubblica" waren die Maßnahmen des nördlichen Nachbarlandes nur eine kleinere Meldung wert. "Österreich ist eines der ersten europäischen Länder, das schrittweise die Anti-Coronavirus-Maßnahmen aufhebt", hieß es darin.

"Nach Ostern beginnen die Österreicher schrittweise mit einer Lockerung der Beschränkungen und der Ankurbelung der Wirtschaft", berichtete das slowenische Infoportal 24ur.com auf seiner Startseite.

Die slowakische Tageszeitung "Sme" (Internetausgabe) titelte ähnlich, verwies aber im Untertitel gleich auf die Mahnung des Kanzlers, wonach die Lockerung "von der Einhaltung der Regeln des sozialen Abstands abhängt".

"Österreich öffnet sich ein bisschen!", schrieb die kroatische Zeitung "Jutarnji list". "Sie haben zwar zehn Mal schlechtere Zahlen als Kroatien, aber Kurz kündigte die Rückkehr ins Leben an."

"Tages-Anzeiger": Kampf gegen Corona ist kein Wettrennen

Zur geplanten Lockerung der strengen Corona-Maßnahmen in Österreich meint der Zürcher "Tages-Anzeiger" am Dienstag:

"Natürlich ist es erfreulich und auch dringend nötig, dass nach vier Wochen des vom Kanzler ausgerufenen "Minimalbetriebs" der Versuch starten soll, Teile des Wirtschaftslebens wieder anzukurbeln. Die rigiden Maßnahmen haben gegriffen, die Infektionszahlen wurden stabilisiert. (…) Die Regierung hat also Grund, sich selbst und auch die disziplinierte Bevölkerung zu loben. Doch gewonnen ist damit noch nichts. Mit diesem ersten Plan für die Zeit danach ist Österreich den anderen europäischen Ländern lediglich um einen Schritt voraus. Deshalb wirkt es deplatziert, dass Kanzler Kurz das Eigenlob stets mit dem Verweis auf andere Länder garniert, die weniger gut durch diese Krise kommen. Schließlich geht es in diesem Kampf gegen das Coronavirus nicht um ein Wettrennen, nicht darum, wer als Erster gehandelt hat und nun als Bester aus dem Schlamassel herauskommt. Was jetzt nottut, ist europäische Solidarität, sind abgestimmte europäische Konzepte. Denn am Ende werden sich nur alle gemeinsam an die Aufräumarbeiten machen können."

"Die Welt" (D) zu Österreich in der Corona-Krise

"Österreich scheint aus heutiger Sicht die Krise in vorbildlicher Weise zu meistern. Die Zahl der Ansteckungen, der Verstorbenen und der Neuinfektionen ist relativ gering. Österreich hat, auch getrieben durch den Corona-Ausbruch im Skiort Ischgl, deutlich früher mit Ausgangsbeschränkungen und Ladenschließungen begonnen als Deutschland. In Österreich wird klar kommuniziert, der Zickzackkurs eines Robert-Koch-Instituts, etwa beim Mundschutz, existiert bei Österreichs Gesundheitsbehörden nicht. Kanzler Kurz und seine exzellenten Berater verkörpern große Entschlossenheit, Entscheidungskraft und Klarheit. Wer so verantwortungsvoll handelt, kann Beschränkungen wieder sukzessive lockern und die Wirtschaft langsam wieder hochfahren. Genau das macht Sebastian Kurz."

"Süddeutsche Zeitung":

"Natürlich ist es erfreulich, dass nach vier Wochen des vom Kanzler ausgerufen 'Minimalbetriebs' der Versuch starten soll, schrittweise Teile des Wirtschaftslebens wieder anzukurbeln. Die rigiden Maßnahmen haben gegriffen, die Infektionszahlen wurden stabilisiert. Die Regierung hat also Grund, sich selbst und auch die disziplinierte Bevölkerung zu loben. Doch gewonnen ist damit noch nichts. Mit diesem ersten Plan für die Zeit danach ist Österreich den anderen europäischen Ländern lediglich um einen Schritt voraus. Deshalb wirkt es deplatziert, dass Kanzler Kurz das Eigenlob, wie üblich, mit dem Verweis auf andere Länder garniert, die weniger gut durch diese Krise kommen. Er muss gewiss sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, doch mit solchem eitlen Blendwerk ist niemandem geholfen."

"Münchner Merkur":

"Das Beispiel Österreich zeigt: Der Kampf gegen das Virus ist zu gewinnen. Doch der Weg zurück in die Normalität ist lang und mühsam. Immerhin: Kleinere Läden sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen bald wieder öffnen, Einkaufszentren und Friseure sollen am 1. Mai folgen. In Bayern, das sich eng am Vorbild Österreich orientiert, könnte es mit etwas Zeitverzug ähnlich kommen; Ministerpräsident Söder muss sich dazu bald erklären. Es ist wichtig, den Stillstand zu überwinden und den Menschen eine Perspektive zu geben. Politiker dürfen nicht, so wie in Ungarn, dem Rausch des Durchgriffs erliegen; sie sollten sich auch nicht von der Panikstimmung anstecken lassen, die zum Beispiel der Chef des Robert-Koch-Instituts mit seiner Warnung vor "italienischen Zuständen" in Deutschland verbreitet."

"Mitteldeutsche Zeitung":

"Tatsächlich ist der österreichische Kanzler vor allem ein Meister der Suggestion. Mit seinem Auftritt versucht er einmal mehr, vergessen zu machen, dass Österreich nicht etwa schnell, sondern sehr langsam auf das Virus reagiert hatte: Den lukrativen Skizirkus in Ischgl ließ man erst mal laufen. Mit Verspätung wurde dann sehr heftig reagiert. Die Lockerung in Österreich ist nun relativ: Schulen, Restaurants und Hotels bleiben geschlossen. Es ist sinnvoll, Exit-Strategien zu entwickeln. Es ist gut, den maximalen Gesundheitsschutz damit zu verbinden, den Schaden für die Gesellschaft und die Wirtschaft so gering wie möglich zu halten. Doch: Selten ist politischer Wettbewerb und Konkurrenz-Gebaren so wenig angebracht wie jetzt."

(apa/dpa)

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