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Grüne fordern Deserteursdenkmal

Bregenz -  Der Vorarlberger Geschichtsverein "Johann-August-Malin-Gesellschaft" und die Bregenzer Grünen fordern die Errichtung eines eigenen Denkmals für die Vorarlberger Deserteure und Wehrdienstverweigerer der NS-Zeit.

Einen Vorschlag zur Umsetzung präsentierten Werner Bundschuh, Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, und der Bregenzer Vizebürgermeister Gernot Kiermayr (G) am Freitag in Bregenz. Laut Kiermayr hat der Bregenzer Koalitionspartner ÖVP bereits seine Zustimmung zu einer Gedenkstätte signalisiert.

In jeder der 96 Vorarlberger Gemeinden gebe es ein Kriegerdenkmal, das teils mit problematischen Texten an die Gefallenen der Weltkriege erinnere, so Bundschuh. Bis auf Wien, wo für 2013 ein solches Denkmal geplant sei, gebe es bisher nirgends eine eigene Gedenkstätte für die Wehrmachtsdeserteure. Zwar seien die Deserteure rechtlich seit 2009 durch einen Nationalratsbeschluss rehabilitiert, ins Bewusstsein der Bevölkerung sei dies vielfach aber noch nicht gedrungen. Die Deserteure wurden nicht nur von der NS-Justiz verfolgt und zu Gefängnis, “Frontbewährung” oder gar zum Tod verurteilt, sondern auch noch in der Nachkriegszeit als “Kameradenschweine” und “Vaterlandsverräter” beschimpft.

Die Diskussion über ein Denkmal werde die Sensibilität für das Thema fördern und zur Bewusstseinsbildung beitragen, hoffte Bundschuh. Anlass zu der Forderung sei der “Tag des Denkmals 2011” am 25. September und die Seligsprechung des NS-Opfers Provikar Carl Lampert am 13. November 2011 – “ein günstiger Zeitpunkt”, so der Historiker. Die in Vorarlberg betroffenen Personen ließen sich wegen Definitionsfragen und der unterschiedlichen, von der NS-Justiz angeklagten Delikte nur schwer fassen, so Bundschuh. Er nannte etwa den Wehrdienstverweigerer Ernst Volkmann, der mit dem Leben bezahlte, Hermann Sinz, der wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet wurde, oder Ernst Weiss, der zwar überlebte, aber stets unter Anfeindungen litt. Einen Impuls für die Diskussion erhoffte sich Bundschuh auch durch die am 30. September startende Ausstellung “Was damals Recht war …” (bis 30. Oktober 2011) im Kulturhaus Dornbirn.

Standort in Bregenz möglich

Vizebürgermeister Kiermayr stellte Überlegungen zum Standort der Gedenkstätte vor: “Das könnte der Platz an der Seestraße zwischen Post und Kunsthaus sein, an dem das Anton-Schneider-Denkmal steht.” Zu Anton Schneider, der den Vorarlberger Aufstand gegen die napoleonischen Truppen anführte, gebe es immerhin in punkto ziviler Ungehorsam eine thematische Anknüpfung, so Kiermayr. Bregenz’ Kulturstadträtin Judith Reichart (V) habe die Idee eines Denkmals “sehr begrüßt”. Gestaltung, Finanzierung und Kommunikation seien aber noch völlig offen. Der Prozess auf dem Weg zu einem Denkmal werde sehr spannend. Gerade auf Gemeindeebene gebe es in Österreich noch erhebliches Potenzial, was die Aufarbeitung des Nationalsozialismus angehe, so Kiermayr.

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