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Grabschändungen auf Wiener Friedhöfen nehmen zu: Polizei ermittelt

Die Täter schlagen vorwiegend auf Friedhöfen in der Donaustadt und in Floridsdorf zu.
Die Täter schlagen vorwiegend auf Friedhöfen in der Donaustadt und in Floridsdorf zu. ©APA/MAX SLOVENCIK
Die Grabschändungen auf Wiener Friedhöfen schrecken die Bevölkerung auf. Immer wieder werden Gräber, insbesondere von Angehörigen der Roma und Sinti sowie von Holocaust-Opfern, geschändet. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen, jedoch fehlen bislang konkrete Hinweise auf die Täter.

Anfang Jänner 2024 wurde die Grabstätte von Frau Natascha Kofron zum Tatort einer erschreckenden Grabschändung. Unbekannte drangen in die Familiengruft ein und öffneten zwei der vier Särge. Im Interview mit „Wien heute“ äußerte Natascha Kofron ihre Empörung: „Unsere Toten sind angegriffen worden. Und das war das Schlimmste, was es für uns überhaupt gibt, dass jemand Fremder die Sachen berührt hat, die Toten selber berührt hat.“

Serie an Grabschändungen auf Wiener Friedhöfen

Besonders betroffen von diesen Vorfällen ist der Friedhof Großjedlersdorf, wo zahlreiche Gräber geöffnet wurden. Vor allem die Grabstätten der Volksgruppenangehörigen der Roma und Sinti sind Ziel dieser Taten. Tragischerweise wurden auch Gräber von Holocaust-Opfern geschändet. „Die Täter haben gezielt vorgegangen, indem sie Silikonfugen aufschlitzten und die Grabplatte mit Hebelwirkung aufbrachen, bevor sie in die Särge eindrangen“, so Kofron.

Seit dem Sommer 2024 hat die Polizei rund 60 Fälle dieser Art registriert, vorwiegend auf Friedhöfen in der Donaustadt und in Floridsdorf. Zuletzt wurden Mitte Februar Gräber am Friedhof Stammersdorf Zentral im 21. Bezirk geschändet.

Polizei ermittelt gegen unbekannte Täter

Auf Anfrage des „ORF Wien“ gab die Polizei bekannt, dass gegen unbekannte Täter wegen schwerer Sachbeschädigung, Störung der Totenruhe und Einbruchsdiebstahls ermittelt wird. Es gibt Hinweise auf eine mögliche Tätergruppe, jedoch fehlen konkrete Anhaltspunkte zu den Tätern.

Natalie Bordt, Seelsorgerin der Erzdiözese Wien für Sinti, Roma und Jenische, geht davon aus, dass die Einbrecher in den Gräbern nach wertvollem Schmuck suchen. „Es ist nichts drin, was in der Mehrheitsgesellschaft nicht auch zu finden ist – außer einem Ehering oder einer Kette. Der Sachschaden beträgt allerdings über 200.000 Euro“, erklärte Bordt.

Forderungen nach mehr Schutz und Unterstützung

Um die Friedhöfe besser zu schützen, fordert Bordt eine verstärkte Polizeipräsenz sowie finanzielle Unterstützung für betroffene Familien, die die Kosten für Restaurierungen nicht selbst tragen können. Ihrer Meinung nach muss sich die Stadt Wien intensiver mit diesem Problem auseinandersetzen.

(Red)

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