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Gleichstellung in Vorarlberg noch nicht erreicht

Monika Lindermayer, LR Katharina Wiesflecker, Lea Putz-Erath.
Monika Lindermayer, LR Katharina Wiesflecker, Lea Putz-Erath. ©FEMAIL
Gleichstellung braucht wirksame Strukturen: 3270 mal Fraueninformation im femail.


Feldkirch. Gleichstellung zwischen Männern und Frauen ist in Vorarlberg noch keine Realität. Frauen erreichen heute zwar die gleichen Ausbildungsniveaus wie Männer, traditionelle Rollenbilder halten sich in vielen Bereichen dennoch hartnäckig. Frauen sind stärker von Armut betroffen, das gilt vor allem für Alleinerzieherinnen und Frauen mit Migrationshintergrund. Die Folge davon sind oft gesundheitliche Probleme. Am „Internationalen Tag der Frauengesundheit“, der am 28. Mai stattfindet, präsentiert das femail FrauenInformationszentrum sein Angebot, sein neues Corporate Design und weist auf die Risiken und Herausforderungen von Frauen in Vorarlberg hin.
„Frauen sind von Armut stärker und häufiger betroffen als Männer“, so Landesrätin Katharina Wiesflecker und erklärt weiter: „Armut und Gesundheit – dabei handelt es sich um einen oft verdrängten Zusammenhang. Die wirtschaftliche Situation von Frauen kann in vielen Fällen zu gesundheitlichen Problemen führen. Soziale Faktoren wie Einkommen, Bildung und Beruf beeinflussen die individuellen Möglichkeiten.“
Die im Jahr 2008 von femail gegründete „Fachstelle Frauengesundheit“ widmet sich mit Workshops, Vorträgen oder in Einzelgesprächen dem Thema Frauengesundheit. „Frauen erkranken anders als Männer – das müssen wir berücksichtigen. Bei der Fachstelle für Frauengesundheit wollen wir Frauen dabei unterstützen, sich über Gesundheitsthemen – von Brustkrebs bis zur psychischen Gesundheit – zu informieren und sie so zu stärken“, so Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin von femail.
Im Jahr 2017 nahmen 672 Frauen in Einzelberatungen und Gruppen das Angebot der Fachstelle Frauengesundheit in Anspruch. „3270 Mal wurden die femail Informations- und Beratungsangebote genutzt. Unsere Schwerpunkte liegen in diesem Jahr besonders auf den Themen psychische Gesundheit für Frauen, Angeboten für Alleinerzieherinnen und nicht zuletzt der Modernisierung unserer Informationsangebote“ so Lea Putz-Erath. Das Ziel für 2018 und darüber hinaus ist, in Zukunft noch mehr Frauen zu erreichen und aufzuklären. Frauen wird eine möglichst barrierefreie Form der Beratung und Information geboten. Jede Frau sollte Zugang zu Wissen haben, welches ihre Entscheidung absichert.

Gleichstellung ist das Ziel, aber nicht die Realität

„Der Gesundheitsbereich ist bei Weitem nicht der einzige, in dem es noch Aufholbedarf gibt“, betont Monia Lindermayr, Obfrau von femail und ergänzt: „Beiden Geschlechtern stehen heute weit mehr Chancen offen, als vor wenigen Jahren – das ist eine positive Entwicklung.“ Laut Gleichstellungsindikatoren des Landes Vorarlberg ist der Anteil der Frauen im gehobenen und leitenden Landesdienst angestiegen. An den Pflichtschulen gibt es mehr Direktorinnen und immer mehr weibliche Lehrlinge absolvieren eine Lehre in traditionell männerdominierten Berufen. Dennoch bestehen weiterhin gravierende Unterschiede und ungleiche Chancen zwischen Frauen und Männern – sei es bei der Berufswahl, der Gründung einer Familie oder beim Aus- und Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Auch die Teilhabe am politischen Geschehen ist beispielsweise sehr gering: Nur 7,5 Prozent aller Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Vorarlberg sind Frauen. Ungleichheiten gibt es auch bei der Verteilung der Arbeit: Nach wie vor arbeitet die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit, Männer nur zu zehn Prozent. Unverändert ist auch der Einkommensnachteil von Frauen gegenüber Männern. Dieser beträgt bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung 26,8 Prozent.

Armut im Alter – Ein Frauenproblem

„Unser Anliegen ist, Frauen über ihre Möglichkeiten und Rechte zu informieren. Viele wissen nicht welche Beitragszeiten angerechnet werden, oder wie das Pensionskonto funktioniert – hier wollen wir schon früh ansetzen, damit Frauen die Altersarmutsfalle vermeiden können.
Gerade für junge Frauen sind diese Informationen wichtig, um so früh wie möglich vorzusorgen“, erklärt Lea Putz-Erath. Frauen sind im Pensionsalter noch stärker von Armut betroffen, als jüngere Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Unterbrechungen im Arbeitsverlauf, Teilzeitarbeit, geringere Entlohnung oder die Auswirkungen später Scheidungen betreffen zu einem Großteil Frauen. femail bietet zum Thema Pension Präventionsworkshops an, um Frauen über unterschiedliche Möglichkeiten zur Vermeidung von Altersarmut – wie etwa das Pensionssplitting – zu informieren.

Risikogruppe Alleinerziehende

Die Herausforderungen von Alleinerzieherinnen sind eines der Schwerpunktthemen von femail in diesem Jahr. In Vorarlberg gibt es 12.100 alleinerziehende Familien – 85 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. „Sowohl aus der Forschung, als auch aus unseren Erfahrungen in Beratungsgesprächen wissen wir, dass Alleinerziehende besonderen Risiken ausgesetzt sind. Aktuelle Daten zeigen, dass alleinerziehende Mütter zu den am Häufigsten von Armut betroffenen Gruppen zählen. Das ist alarmierend“, betont Lea Putz-Erath und ergänzt: „Alleinerzieherinnen sind in ihrem Leben besonderen Belastungen ausgesetzt. Dazu gehören Vereinsamung und fehlende Wertschätzung. Neben einem Ausbau der Kinderbetreuung braucht es zudem eine Sensibilisierung für die schwierige Situation von alleinerziehenden Müttern.“

Arbeitsmarktorientierung für Frauen aus dem arabischen Sprachraum

femail bietet im Rahmen des Projektes „Arbeitsmarktorientierung zur Erhöhung des Erwerbstätigenanteils von Frauen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung“ einen Vertiefungssworkshop in Lustenau an. In sechs Modulen vermitteln die Kursleiterinnen den Frauen die Grundlagen zu Themen wie Bildung, Beruf, Arbeitsrecht und Rollenbildern. Für 2018 plant femail darüber hinaus drei Basismodule und ein weiteres Vertiefungsmodul.

Zeitgemäße Information

„Informationswege haben sich verändert und wir wollen Frauen zeitgemäß und unkompliziert erreichen“, so Lea Putz-Erath. Aus diesem Grund wurden die Online-Informationen von femail völlig überarbeitet. Auf der neuen Homepage finden Frauen Erstinformationen zu Familienrecht, Absicherung, Gesundheit, Arbeitsmarkt und Bildung – den Hauptthemen der Beratung bei femail.

femail – FrauenInformationszentrum Vorarlberg

femail ist eine Informationsplattform für Frauen und hat die Aufgabe die Gleichstellung von Frauen und Männern in Vorarlberg voranzutreiben. Die Mitarbeiterinnen von femail beraten Frauen in den Bereichen, Recht, Gesundheit, Bildung, Arbeitsmarkt und sind auch Anlaufstelle für Frauen mit Flucht- und Migrationserfahrung. Neben der Einzelberatung setzt femail Projekte um.

Facts

  • femail Fraueninformationszentrum
  • Obfrau: Mag.a Monika Lindermayr
  • Geschäftsführerin: Dr.in Lea Putz-Erath
  • Angebot: Beratung und Information zu den Themen Familienrecht, Absicherung, Gesundheit, Bildung, Arbeitsmarkt, in Feldkirch und Lustenau, Vorträge auf Anfrage in allen Gemeinden Vorarlberg, Bildungs- und Berufsberatung für Migrantinnen, Arbeitsmarktorientierung für Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung
  • Internationaler Tag der Frauengesundheit: Findet seit 1987 statt, um auf die Bedeutung der psychischen und physischen Gesundheit von Frauen aufmerksam zu machen.
  • Tage der offenen Türen: Von 4.6. bis 6.6. im femail Feldkirch. Die Türen von femail stehen für Anregungen, Fragen und zum neugierigen (Wieder-)Entdecken offen.
  • Mehr Infos unter: www.femail.at
  • Arbeitsmarktorientierung in Lustenau: 18.6. bis 4.7.
  • Weitere Informationen:
    femail Fraueninformationszentrum, Dr.in Lea Putz-Erath, Marktgasse 6, 6800 Feldkirch, T +43 5522 31002, M info@femail.at,  www.femail.at

Quelle: femail/Putz-Erath
 

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