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Gleiche Arbeit – aber weniger Lohn

Durchschnittlich rund 20 Prozent weniger Lohn als Männer? Gleichberechtigt ist etwas anderes.
Durchschnittlich rund 20 Prozent weniger Lohn als Männer? Gleichberechtigt ist etwas anderes. ©Fotos: Sams, handout/OJAD, J. Hagen
Am Freitag ist Weltfrauentag. WANN & WO hat nachgefragt, warum der mehr als 100 Jahre nach der Einführung noch so wichtig ist.

Von Anja Förtsch/WANN & WO

Vor fast genau einer Woche haben die Frauen in Österreich begonnen, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Was sie bis dahin, den ganzen Jänner und beinahe den ganzen Februar hindurch, getan haben? Auch gearbeitet – aber praktisch kein Geld verdient. Jedenfalls wenn man ihren Zahltag an dem der Männer misst.

Denn der 26. Februar war in diesem Jahr der sogenannte Equal Pay Day, der auf die Lohnschere zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen soll: Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer, in Österreich aktuell 19,9 Prozent. Um auf das gleiche Jahresgehalt wie Männer zu kommen, müssten sie also länger arbeiten, in diesem Fall 57 Tage. Oder umgekehrt: Würden sie gleichviel verdienen wie Männer, könnten sie sich 57 Arbeitstage sparen – und eben erst am 26. Februar anfangen, dem Equal Pay Day.

Baustellen über Baustellen

Die Lohnungleichheit ist noch immer eine der größten Baustellen in der Diskussion um Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Und damit eben eines der zentralen Themen des Internationalen Frauentags am 8. März. Der wurde im Jahr 1911 erstmals ausgerufen, damals übrigens noch am 19. März.

Für den Frauentag eingesetzt hat sich vor allem die deutsche Sozialistin Clara Zetkin. Ursprünglich hatte die Aktion nur ein Ziel: den Frauen das Wahlrecht zu erkämpfen. Schnell wurden aber weitere Forderungen an Politik und Gesellschaft aufgenommen, wie etwa Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnabschläge, eine regelmäßige Schulspeisung für Kinder und die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen – und das schon in den 1920er und 1930er Jahren.

Bis heute haben sich die Forderungen natürlich weiter verändert. So sind zentrale Punkte neben der Lohngleichheit vor allem gleiche Ausbildungs- und Karrierechancen sowie gerechte Teilung der Pflichten in Erziehung und Haushalt. Auch wenn einige Forderungen aus der Vergangenheit inzwischen erreicht wurden, der Internationale Frauentag hat nichts von seiner Aktualität und Notwendigkeit verloren.

"Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist noch immer nicht erreicht."

Das betont auch Birgit Mohr, die die Mobile Jugendarbeit der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD) leitet: „Den Weltfrauentag gibt es nun schon seit über 100 Jahren und er ist immer noch genauso wichtig wie am ersten Tag.“ Es sei laut Mohr zwar einerseits enorm, was die Frauen im letzten Jahrhundert geleistet und vorwärts gebracht haben. „Doch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist noch immer nicht erreicht. Beispielsweise verdienen Frauen durchschnittlich fast ein Fünftel weniger als Männer und üben viel öfter Arbeiten im Niedriglohnsektor aus, was aber nicht an den zu geringen Qualifikationen liegt“, schildert Mohr gegenüber WANN & WO. „Gerade für junge Frauen und Mädchen ist es deshalb wichtig, sich ihrer Rechte bewusst zu sein, um die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen und in Zukunft gegen eine Schlechterstellung anzukämpfen.“

Zahlen

19,9 – Prozent weniger verdienten Frauen in Österreich 2017.

25,5 – Prozent betrug die Lohnschere noch zehn Jahre zuvor.

16 – Prozent ist die durchschnittliche Lohndifferenz in der EU.

68,2 – Prozent der 15- bis 65-jährigen Frauen in Österreich arbeiten.

47,7 – Prozent der Frauen arbeiten aber lediglich in teilzeit.

156 – Tage mussten Frauen 2018 mit ihrer Pension länger auskommen als Männer.

(WANN & WO)

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