Gisèle Pelicot zwingt Täter in die Knie: Zehn Jahre Haft

Im Berufungsverfahren zum Fall der betäubten und vergewaltigten Französin Gisèle Pelicot haben die Richter die Haftstrafe des Angeklagten verschärft. Der Mann wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, wie der Vorsitzende Richter am Donnerstag in Nîmes erklärte. Der 44-Jährige war der einzige Angeklagte, der sich in einem Berufungsprozess erneut vor Gericht verantwortet und bis zuletzt seine Unschuld beteuert hatte.
Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor zwölf Jahre Haft gefordert, drei Jahre mehr als die Strafe, zu der er in der ersten Instanz verurteilt worden war. "Es ist offensichtlich, dass Frau Pelicot nicht zugestimmt hatte", sagte der Staatsanwalt Dominique Sié. Husamettin D. hatte nach dem aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozess von Avignon als einziger der 51 Verurteilten auf einem Berufungsverfahren bestanden.
"Im Jahr 2025 kann man nicht mehr behaupten, sie sei einverstanden gewesen, weil sie nichts gesagt habe", sagte der Staatsanwalt weiter. Dies seien Ansichten eines früheren Zeitalters. Dass der Angeklagte den Vorwurf der Vergewaltigung beharrlich bestritten habe, sei "zum Verzweifeln".

Gisèle Pelicot wies Angeklagten zurecht
"So lange Sie das nicht zugeben, geht es nicht nur um den Fall einer Frau, sondern um ein abscheuliches gesellschaftliches System", sagte Sié. Dieses gründe auf der falschen Ansicht: "Wenn der Mann einverstanden ist, hat die Frau nichts mehr zu sagen", erklärte er. Am Vortag hatte Gisèle Pelicot den Angeklagten scharf zurechtgewiesen. "Zu welchem Zeitpunkt habe ich Ihnen meine Zustimmung gegeben? Niemals!", hielt sie dem 44-Jährigen entgegen, der sich selbst als Manipulationsopfer dargestellt hatte. "Stehen Sie zu Ihren Taten und hören Sie auf, sich hinter Ihrer Feigheit zu verstecken", forderte die 72-Jährige.
Pelicot wehrte sich zudem dagegen, als "Ikone" bezeichnet zu werden. "Hören Sie auf, mich Ikone zu nennen. Ich bin eine ganz normale Frau, die sich gegen einen Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesprochen hat", erklärte sie. "Opfer sollen sich niemals für etwas schämen, das ihnen mit Gewalt aufgezwungen wurde", sagte sie. "Wenn ich anderen Kraft gegeben habe, dann ist das schon etwas Gutes", fügte sie hinzu.
Zuvor waren im Gerichtssaal 14 Videos gezeigt worden, auf denen der Angeklagte und Gisèle Pelicot zu sehen war. Dieser räumte ein, dass er sich am Ende geschämt habe, blieb aber bei seiner Aussage, dass er Gisèle Pelicot nicht habe vergewaltigen wollen und er von ihrem Mann Dominique Pelicot beeinflusst worden sei. Dieser war im Dezember zur Höchststrafe von 20 Jahren Haft verurteilt worden, weil er seine Frau über Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt und gemeinsam mit Internet-Bekanntschaften vergewaltigt hat.

Memoiren von Pelicot erscheinen nächstes Jahr
Wegen ihres Aufrufs, dass die Scham die Seiten wechseln müsse, Jahr war Gisèle Pelicot weltweit bekannt geworden. Im Februar sollen ihre Memoiren in 20 Sprachen gleichzeitig erscheinen.

(APA)
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