Die Proteste in Kiew erreichten gestern Abend ihren Höhepunkt. Nachdem Präsident Viktor Janukowitsch den Demonstranten am Kiewer Unabhängigkeitsplatz ein Ultimatum gestellt hatte, stürmten schwer bewaffnete Sicherheitskräfte am Dienstagabend den Maidan.
Mit Wasserwerfern und Gummigeschossen ging die Polizei gegen die tausenden Regierungsgegner am Maidan vor.
Janukowitsch warf den Regierungsgegnern den Versuch eines Putsches vor. Sollten sich die Oppositionsführer nicht von radikalen Kräften distanzieren, werde er “andere Töne anschlagen”, drohte der Präsident.
Seinerseits verteidigte Präsident Janukowitsch den Einsatz von Gewalt. Die Opposition habe die “Grenzen überschritten”, als sie ihre Anhänger auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew “zu den Waffen gerufen” hätten. Es handle sich um “Kriminelle, die vor Gericht gehören”.
Am Montag sah es in Kiew noch nach Entspannung aus: So stellt die Justiz die Ermittlungen gegen radikale Regierungsgegner ein, lässt mehr als 240 Festgenommene frei. Die Demonstranten räumen im Gegenzug besetzte Gebäude, darunter zunächst auch die Kiewer Stadtverwaltung.
Doch die Wut vieler Protestierender, die seit Monaten im Stadtzentrum in Zelten ausharren, ist gewaltig. Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ruft aus ihrer Haft heraus immer wieder dazu auf, keine Kompromisse mit der “Bande” um Janukowitsch zu schließen.
Bereits am Dienstag Nachmittag kam es zu Ausschreitungen zwischen Polizei und Regierungsgegnern.
In einer Erklärung stellte die Regierung die Demonstranten am Maidan vor ein Ultimatum: Sollten die Unruhen nicht bis 17.00 Uhr MEZ beendet sein, sehe man sich gezwungen, die Ordnung mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln wiederherzustellen. Oppositionsführer Vitali Klitschko rief daraufhin Frauen und Kinder auf, den Maidan-Platz zu verlassen.
Brennende Barrikaden sollten die Regierungsgegnern vor den anrückenden Sicherheitskräften schützen. Vereinzelt marschierten auch Spezialpolizisten der Berkut-Einheiten auf die Barrikaden zu.
Demonstranten schossen mit Feuerwerkskörpern und versuchten, die Sicherheitskräfte mit starken Laserpointern zu blenden.
Auch Luftgewehre und Molotov-Cocktails kamen zum Einsatz, um die vorrückenden Polizisten aufzuhalten.
Mit Schildern schützten sich einige Demonstranten, um sich vor der Räumung ihres Hauptquartiers am Unabhänigkeitsplatz zu wehren.
Mehr als 240 Verletzte musste im Krankenhaus behandelt werden, wie das ukrainische Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte. Die Zahl der Toten ist einen Tag nach den schweren Ausschreitungen auf mindestens 25 gestiegen.
In Kiew kam das öffentliche Leben zum Erliegen. Der U-Bahn-Verkehr wurde eingestellt, die Behörden ordneten eine Beschränkung des Straßenverkehrs in Richtung der Hauptstadt ab Mitternacht an, um eine “Eskalation der Gewalt” zu verhindern. Für Mittwoch wurde die Schließung von Schulen und Kindergärten im Zentrum für Mittwoch angekündigt.
Die Situation zwischen den beiden Parteien ist weiterhin verfahren. Janukowitsch machte allein die Regierungsgegner für die Zusammenstöße verantwortlich. Klitschko hingegen sagte nach einem ergebnislosen Treffen mit Janukowitsch gegen Mitternacht in den frühen Morgenstunden, die Regierungsgegner würden das von der Bereitschaftspolizei angegriffene Camp auf dem Unabhängigkeitsplatz nicht räumen.
Wie Boxweltmeister Klitschko ankündigte, werden die Demonstranten ihre Zelte am Maidan auch weiterhin nicht räumen. “Das hier ist eine Insel der Freiheit und wir werden sie verteidigen.”
(Bilder: AP/EPA)
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